Blutgrab
an und weiß sofort, dass man diese Person nicht mag. Vielleicht liegt es am Stil der Kleidung, vielleicht an der Frisur, vielleicht aber auch am Lachen oder an der Art, jemanden anzuschauen, ich weiß es nicht. Muss ich meine Abneigung begründen?«
»Nein«, sagte Maja. »Das müssen Sie nicht.«
»Gab es jemals eine geschäftliche Verbindung zwischen Ihnen?«, fragte Ulbricht. Als Roland Müncker ihn sekundenlang schweigend anstarrte, fügte er hinzu: »Wir würden es im Rahmen unserer Ermittlungen sowieso herausbekommen. Also reden Sie offen mit uns.«
»Georg Brabender ist schuld daran, dass meine Firma kurz vor der Pleite steht«, murmelte der Makler leise. Er senkte den Blick und wischte auf der Schreibtischplatte herum. »Ich habe mich verspekuliert, als ich ihm ein großes Objekt offerierte. Um es anders auszudrücken, habe ich mich von ihm übers Ohr hauen lassen.«
»Das müssen Sie uns erklären«, forderte Ulbricht und schrieb mit.
»Da ist nicht viel zu erklären. Es ist etwa ein Jahr her, wenn Sie mögen, kann ich Ihnen die Unterlagen gleich heraussuchen. Brabender hatte Immobilien.
Ihm gehörte nicht nur seine Villa im Zooviertel - übrigens sein Elternhaus - und das Haus, in dem der Juwelier untergebracht ist, sondern mehrere Miethäuser. Als es mit dem Schmuckgeschäft abwärts ging, musste sich Georg Brabender von den Objekten trennen.«
»Wann war das?«, fragte Maja.
»Er klagt seit dem Beginn der Finanzkrise. Danach erholte sich sein Geschäft nicht mehr. Er hat Personal entlassen müssen, im zweiten Schritt hat er einen Käufer für seine Immobilien gesucht.«
»Und Sie haben sich seiner Objekte angenommen«, schlussfolgerte Maja.
»Richtig.« Er blickte Maja nachdenklich an und ballte die Fäuste. »Es ist ihm gelungen, mir die Häuser weit über Wert anzudrehen.«
»Entschuldigen Sie, aber Sie sind Immobilienkaufmann, Herr Brabender ist Juwelier. Hätten Sie die Werte nicht über ein unabhängiges Gutachten ermitteln können?«
Müncker schüttelte den Kopf.
»Ich war mir sicher, die Preise zu kennen. Und so schlug ich zu.«
»Moment«, rief Ulbricht dazwischen. »Sie haben Häuser gekauft, obwohl Ihnen klar war, dass der Preis viel zu hoch ist?« Er tippte sich bezeichnend gegen die Stirn.
»Das kam erst viel später raus«, murmelte Müncker. »Ich habe ein völlig heruntergekommenes Haus abreißen lassen und wollte neu bauen. Ein Gutachten ergab, dass der Grund, auf dem ich bauen wollte, von Schadstoffen belastet war.«
»In solchen Fällen trägt man das Erdreich ab«, gab Maja zu bedenken.
»Was mit immensen Kosten verbunden ist«, erwiderte Müncker. »Es handelte sich um eine alte Fabrik in der Kohlfurt, die mit chemischen Mitteln gearbeitet hat. Man munkelt, dass man es mit der Abwasserverordnung nicht so genau gehalten hat.«
»Ich erinnere mich an den Fall«, nickte Ulbricht. »Davon habe ich durch die Medien erfahren, unter anderem auch über die, Wupper Welle'.«
Er warf Maja ein säuerliches Grinsen zu. Heike Göbel, die Reporterin, schien ihm tatsächlich schwer im Magen zu liegen.
»Und das Grundstück, auf dem heute die Halle abgebrannt ist, ist frei von Altbelastungen?«, fragte Maja.
»Es gibt kein Gutachten, das Gegenteiliges dokumentiert«, erwiderte Roland Müncker mit gesenktem Blick. Als er die Polizisten anblickte, wirkte sein Gesicht wieder wie eine Maske. »Nun wissen Sie, warum ich Brabender nicht leiden kann. Er hat mich, um es mal salopp auszudrücken, abgezogen, denn ich habe ihm nachweisen können, dass er von der Belastung wusste. Wir haben uns tatsächlich mehrmals gesehen - vor Gericht.« Müncker erhob sich schwer wie ein alter Mann und machte sich an einem Aktenregal zu schaffen. Mit einem Ordner kehrte er zum Tisch zurück. Er blätterte darin herum, nickte zufrieden und schob ihn Ulbricht zu. »Darin können Sie alles nachlesen.«
Der Kommissar griff danach und legte ihn auf seinen Schoß. »Mit welchem Ergebnis haben Sie sich vor dem Richter getroffen?« Ulbricht strich über den Rücken des Ordners.
»Es wird auf einen Vergleich hinauslaufen. Aber das Verfahren läuft noch.«
»Und wenn er Ihnen eine Entschädigung zahlen muss?«
»Kann er das nicht, weil er selber kurz vor der Insolvenz steht.«
Ubricht klappte das Notizbuch zu und nickte Maja zu. Sie erhoben sich.
»Dann gibt es wenigstens etwas, das Sie beide verbindet«, bemerkte Ulbricht, dann waren sie draußen.
Polizeipräsidium, 17.10 Uhr
Die neugierigen Blicke ihrer
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