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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Frau feiern wollte. Als niemand am Tisch Einwände hatte, fuhr der Staatsanwalt fort: »Dann sollten wir sehen, wo wir eine Brücke zwischen Raubüberfall und Einbruch finden.« Schaumert blickte alle eindringlich an. »Wo ist eine Verbindung? Möglicherweise bei Müncker?«
    »Das werden wir heute nicht mehr herausfinden«, fürchtete Ulbricht, dem nicht entgangen war, dass Schaumert unruhig auf seinem Stuhl herumrutschte.
    Ulbricht blickte in die Runde. »Deshalb kann sich jeder zu Hause Gedanken machen, wo möglicherweise ein Zusammenhang besteht.« Dann wandte er sich an Peters. »Und Sie sollten zusehen, dass Sie die Räuber festnehmen können. Vielleicht liefern Sie dem Kollegen Kegelmann gleichzeitig den Einbrecher.« Ohne die Antwort des LKA-Mannes abzuwarten, hob Ulbricht die Runde auf. Als er den dankbaren Blick des Staatsanwaltes sah, lächelte Ulbricht, obwohl seine Laune auf dem Tiefpunkt angekommen war. Ein Tag war vergangen, es hatte zwei Tote und einen Einbruch gegeben, den sie nicht einordnen konnten. Kein Grund, sich auf den Feierabend zu freuen.
    Wuppertal-Barmen, Wasserstraße, 18.05 Uhr
    Das Büro der Zeitarbeitsfirma lag auf dem Heimweg. Maja hatte keine Einwände gehabt, noch kurz bei »Timeless« anzuhalten, um sich nach Nils Gertz zu erkundigen. Und Ulbricht konnte noch ein wenig Zeit schinden. So sehr er sich auch über Majas Besuch freute - es graute ihm vor dem Moment, wo sie seine Wohnung zum ersten Mal betreten würde. Die Bude an der Bergbahn war so etwas wie sein Refugium. Seit rund dreißig Jahren wohnte er dort, und in diesen Wänden hatte er so viel Freude, aber auch Trauer, Wut und Schmerz empfunden, dass es ihm fast ein wenig peinlich war, seiner Freundin diese Zuflucht zu zeigen.
    Hinzu kam, dass er die Wohnung in den frühen Morgenstunden fluchtartig nach einer viel zu kurzen Nacht verlassen hatte, um pünktlich zur Morgenrunde im Präsidium zu sein. In der Küche stapelte sich der Abwasch, und auch das Bett hatte er nicht gemacht. Wahrscheinlich lagen sogar noch die alten Socken vom Vortag irgendwo herum, und im Wohnzimmcr wurde der Rest seines Feierabend-Bieres schal, das er in der letzten Nacht zum Runterkommen geöffnet, aber nicht mehr geleert hatte, weil ihn die Müdigkeit überkommen hatte.
    »Ist etwas?«, riss ihn Maja aus den Gedanken. Sie lächelte ihm zu.
    »Nein, alles in Butter«, erwiderte er mit einem matten Grinsen.
    Das Büro der Zeitarbeitsfirma lag in einem Eckgebäude zwischen der Wasserstraße und der Friedrich-Engels-Allee. Sie kamen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie drinnen die Lichter erloschen. Das hielt Ulbricht nicht davon ab, die Tür aufzustoßen. An einem Empfangstresen saß eine junge Frau mit schulterlangen blonden Haaren und einem atemberaubenden Ausschnitt. Ihre üppigen Brüste drohten die Knöpfe der Bluse zu sprengen. Sie war hübsch, musste sich Ulbricht eingestehen. Doch das änderte nichts daran, dass sie ihnen einen entnervten Blick zuwarf.
    »Wir haben geschlossen«, sagte die Vorzeigeblondine mit abweisendem Unterton in der Stimme. »Um achtzehn Uhr machen wir zu.« Demonstrativ blickte sie auf die große Wanduhr in ihrem Rücken.
    »Das ist vielleicht sogar gut so«, nickte Ulbricht und trat an den Tresen. Er hielt der jungen Frau wortlos seinen Dienstausweis hin. Er kam nicht umhin, einen Blick in ihren Ausschnitt zu werfen. »Es geht um einen Ihrer Mitarbeiter«, fügte er hinzu.
    Im letzten Moment besann er sich an Majas Begleitung und suchte den direkten Blickkontakt zu der jungen Frau.
    »Ist Ihr Chef im Haus?«
    »Nein, er ist…«
    Im gleichen Moment trat ein Mann Anfang dreißig aus einem der angrenzenden Büros. Er nickte den Besuchern freundlich zu. Ein Schönling, braun gebrannt und in guter Kleidung. Die feine Wolke von Aftershave umgab ihn. Solche Typen hasste der alte Kommissar.
    Staubsaugerverkäufer, durchzuckte es Ulbricht. Oder er macht in Versicherungen. Spontan legte er die Vermittler von Zeitarbeit in die gleiche schmierige Schublade.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Mann, der offenbar der Vorgesetzte der Blondine war.
    »Sagen Sie der Dame, dass man nicht lügen darf«, erwiderte Ulbricht und zeigte dem Managertyp seinen Ausweis. Der Anblick von Ulbrichts Dienstausweis ließ sein Grinsen nur einen Augenblick gefrieren, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.
    »Gibt es Probleme?«, setzte er nach und warf einen verunsicherten Blick in Richtung der Blondine, die hilflos mit den Schultern zuckte

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