Blutgrab
und schwieg.
»Wie man es nimmt«, mischte sich Maja nun ein. »Wir würden uns gern mit Ihnen über einen Ihrer Mitarbeiter unterhalten.«
»Bitte folgen Sie mir in mein Büro.« Er nickte der Frau am Empfangstresen zu. »Du kannst dann Schluss machen für heute, Janine.«
Janine nickte, packte ihre Sachen zusammen und verschwand von der Bildfläche. Ulbricht kam nicht umhin, auf ihren Hintern zu blicken. Erst, als er sich einen Seitenhieb von Maja einfing, zuckte er entschuldigend die Schultern. Nachdem der Schönling hinter ihr abgeschlossen hatte, führte er die Kommissare in sein Büro. Den Schlüssel hatte er von innen in der Eingangstüre stecken lassen. Sein Arbeitsplatz war modern eingerichtet, auf dem Schreibtisch erblickte Ulbricht das Bild einer glücklich in die Kamera lachenden Familie. Der Schönling trug ein legeres T-Shirt und Bermuda-Shorts. Immerhin scheint er privat ein ganz Netter zu sein, dachte sich Ulbricht.
»Nehmen Sie bitte Platz.«
Maja und Ulbricht sanken in die mit cremefarbenem Leder bezogenen Schwingsessel vor dem Schreibtisch.
»Bitte entschuldigen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Mein Name ist Jens Langer, ich leite diese Timeless-Niederlassung. Wir sind mit sechzig Standorten in fast jeder großen deutschen Stadt vertreten.«
Das Portfolio der Zeitarbeitsfirma interessierte Ulbricht nicht im Geringsten, dennoch hielt er es für richtig, nun auch seinen und Majas Namen und Dienstgrad zu nennen. So viel Zeit musste sein.
»Es geht um einen Mann in Ihrer Kartei: Nils Gertz.«
»Hat er etwas angestellt?« Langer beugte sich vor und griff nach der Computermaus. Nachdem er die entsprechende Maske auf dem Monitor hatte, tippte er den Namen der gewünschten Person ein und nickte. »Krank«, sagte er lapidar und lehnte sich zurück. »Also: Hat er was verbrochen?«
»Das wissen wir nicht, deshalb sind wir hier«, bemerkte Maja nun.
»Nils Gertz ist im Zuge unserer Ermittlungen in den Fokus gerückt, was aber noch lange nicht bedeutet, dass wir ihn eines Verbrechens beschuldigen.« Ulbricht formulierte ihr Anliegen bewusst diplomatisch. Dann stutzte er. »Krank?«, fragte er. »Sagten Sie eben, dass Gertz krank ist?«
Jens Langer nickte und blickte die Kommissare über den Rand seines Monitors hinweg an. »Seit einer Woche schon, ja. Angeblich eine Magen-Darm-Geschichte. Dabei hätten wir ihn Anfang der Woche gut vermitteln können.«
»Und uns hat er gesagt, dass Sie keinen Bedarf haben.« Ulbricht legte den Kopf schräg und grinste Langer süffisant an. »Es ist eben immer gut, wenn man sich eine zweite Meinung einholt.«
»Natürlich - ich kann Ihnen den Bedarf sogar dokumentieren«, bekräftigte der Niederlassungsleiter.
»Nein danke, das wird nicht nötig sein.« Ulbricht winkte ab. »In welchem Bereich wird Nils Gertz denn üblicherweise eingesetzt?«
»Er ist bei uns im Bereich Sicherheitspersonal eingetragen.« Langer lächelte wieder sein Vertreterlächeln. »Sie wissen schon: Werksschutz, Türsteher in der Gastronomie, Security und so weiter.«
»Meines Wissens braucht man für einzelne Bereiche eine spezielle Ausbildung«, warf Maja ein.
»Die hat Gertz auch abgelegt. Er ist ausgebildete Fachkraft für Schutz und Sicherheit, ein Beruf, den es in dieser Form seit 2002 gibt.«
»Er ist ausgebildeter Bodyguard?« Ulbricht staunte nicht schlecht, aber Gertz brachte alle körperlichen Voraussetzungen mit. Er war groß und muskulös. Nun wusste er auch, warum er einen Freund hatte, der ihm den Zutritt zu einer Ü30-Party ermöglicht hatte. Unter Kollegen kannte man sich. Ihnen gegenüber hatte er nicht erwähnt, dass er im Bereich Sicherheitspersonal tätig war. Andererseits hatten sie ihn auch nicht danach gefragt.
»Nicht Bodyguard. Bei uns heißt das Personenschutz. Aber er wurde in der Vergangenheit auch im Werksschutz eingesetzt.«
»Meines Wissens benötigt man für die Ausübung dieses Berufes ein polizeiliches Führungszeugnis«, stellte Maja fest. »Das hat er aber wohl kaum vorgelegt - Nils Gertz ist nämlich vorbestraft.«
Die Gesichtszüge von Jens Langer entglitten. »Bei uns macht er einen guten Job - ich höre nur Gutes über ihn. Und er setzt sich für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ein, sowohl im präventiven Bereich als auch in der Gefahrenabwehr.«
»Öffentliche Sicherheit - das klingt wie Hohn«, brummte Ulbricht. »Er ist wegen körperlicher Gewaltanwendung vorbestraft.« Er beugte sich weit zu Langer herüber und
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