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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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selbstverständlich ihre Hand hielt.
    Maja war die Situation unangenehm. Sicherlich war Heinrichs nicht blöd, und er dachte sich wahrscheinlich seinen Teil dazu, dass sie hier nach Feierabend mit Ulbricht in dessen fast dunklem Büro saß und sich die Hand von ihm halten ließ.
    »Mann, Heinrichs«, grollte der Hauptkommissar. »Wir sehen uns das Video vom Raub an. Wann lernen Sie eigentlich, anzuklopfen?«
    Er sprang von seinem Sessel auf, durchschritt den Raum und wischte mit der Hand über den Lichtschalter. »Spät geworden«, sagte er dann und betrachtete seinen verwirrten Assistenten. »Was wollen Sie also?«
    »Herr Brabender hat eben angerufen.«
    »Wie schön.« Ulbricht nahm beide Kaffeetassen und entleerte sie in dem kleinen Waschbecken in der Ecke seines Büros. »Und?«, fragte er und betrachtete Heinrichs über den kleinen Spiegel über dem Waschbecken. »Was hat er gesagt?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    Maja, der die Situation anfangs unangenehm gewesen war, musste nun doch lachen. »Er sagte, dass er nichts sagt?«
    »Hatten Sie wenigstens eine schöne Zeit, so in trauter Zweisamkeit?«, konterte Heinrichs mit einer Gegenfrage und grinste blöd.
    Ulbricht stellte die Tassen in das Waschbecken und wandte sich zu seinem Mitarbeiter um. »Entwickeln Sie mal Hemmungen, sonst sorge ich dafür, dass Sie ab morgen Streife in der Ronsdorfer Innenstadt laufen können.«
    »Schon gut, nichts für ungut, Chef.«
    Frank »Brille« Heinrichs errötete auf der Stelle und zupfte an seiner Krawatte herum. Er nahm offensichtlich an, dass er Maja und seinen Vorgesetzten in flagranti im Büro erwischt hatte.
    Maja war es egal, sollte dieser Jungspund doch denken, was er wollte.
    »Also«, nahm Ulbricht den Faden mit vor der Brust verschränkten Armen wieder auf. »Was wollte Brabender?«
    »Er wollte Sie sprechen.«
    »Und dabei nicht sagen, worum es geht?« Ulbricht zog die Augenbrauen zusammen.
    »Leider nicht.«
    Heinrichs hatte sich wieder unter Kontrolle und trat näher. »Vielleicht rufen Sie ihn einfach mal an?« Er hielt seinem Vorgesetzten einen Zettel hin, auf dem sich offenbar die Rufnummer des Juweliers befand. Ulbricht nahm das Stück Papier an sich, ohne einen Blick darauf zu werfen. Dann kehrte er zum Schreibtisch zurück und zog den Notizblock aus der Tasche seiner Jacke, die über der Lehne seines Sessels hing.
    Er blätterte darin herum, riss drei Seiten heraus und drückte sie Heinrichs in die Hand. »Hier«, sagte er. »Das sind die gesellschaftlichen Kontakte von Nils Gertz, dem Freund der Schmuckverkäuferin. Er ist wie vom Erdboden verschwunden und hat ein sehr löchriges Alibi. Ich will, dass Sie mir den Kerl auftreiben und herbringen. Ich dachte, dass Sie schon längst zu Hause bei Muttern sind. Aber jetzt, da Sie noch im Dienst sind, sollten Sie das mal checken.«
    »Ich wollte eigentlich gerade… egal.« Heinrichs blickte auf die Zettel. »Was ist das?«
    »Freunde und Verwandte von Nils Gertz, er kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben. Wir konnten ihn nicht antreffen, und da ich mir vorstellen könnte, dass er über die Sicherheitsmaßnahmen im Geschäft von Brabender mehr weiß als es ihm lieb sein kann, will ich, dass Sie den Kerl aus seinem Versteck scheuchen.«
    »Bis wann?«
    »Bis gestern. Und nun lassen Sie uns allein, Heinrichs. Wir sind alte Menschen, die ihren Schlaf dringend benötigen.«
    »Also kein Handy?«
    »Für Sie nicht.« Ulbricht nickte Maja zu. Gemeinsam betrachteten sie, wie sich Heinrichs zurückzog. Als die Tür mit einem lauten Knall geschlossen wurde, prustete Maja los.
    »Was hast du dem denn ins Essen gekippt?«, fragte sie amüsiert.
    »Der braucht nichts im Essen - der ist immer so«, behauptete Ulbricht und schlüpfte in die Jacke.
    Maja streckte sich, dann griff auch sie nach ihrem Parka. »Ab nach Hause«, murmelte sie und wunderte sich darüber, wie selbstverständlich ihr der Begriff »nach Hause« über die Lippen gekommen war.
    Ulbricht nickte. »Nur noch schnell unseren besten Freund Brabender anrufen.« Er machte sich am Telefon zu schaffen. »Ich will wissen, wo ihm der Schuh drückt.«
    *
    Brabender meldete sich schon nach dem ersten Freizeichen.
    »Kommissar Ulbricht?«, fragte er gehetzt.
    »Hauptkommissar Ulbricht, ja.« Ulbricht stutzte und warf Maja einen fragenden Blick zu. Er hatte den Lautsprecher des Telefons eingeschaltet. Das ersparte oft, ganze Telefonate wiederzugeben. »Woher wissen Sie, dass ich es bin? Ich habe Sie mit

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