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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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nach dem Streit abgeschaltet«, erwiderte Carolin Mertens schwach.
    »Damit wir ihn nicht orten können, denn das geht nur, wenn er sein Handy eingeschaltet hat«, brummte Ulbricht. »Es sieht nicht gut aus für Ihren Freund.«
    Die Verkäuferin nickte mit gesenktem Blick.
    »Frau Mertens, könnten Sie sich vorstellen, dass Nils Gertz irgendwie in der Sache drinhängt?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie blickte erst Maja, dann Ulbricht an. Ihre Miene war regungslos, und wären da nicht die tränenunterlaufenen Augen, würde Ulbricht davon ausgehen, dass sie sich plötzlich wieder vollständig unter Kontrolle hatte. »Er war so unbeherrscht manchmal. Aber ich konnte mir nie vorstellen, dass Nils gewalttätig sein könnte. Auch die Sache mit der Vorstrafe wegen Körperverletzung…« Sie schüttelte den Kopf. »Hätten Sie es nicht angesprochen, wäre ich von mir aus nie darauf gekommen.«
    »Manchmal ist es hart, mit der Wirklichkeit konfrontiert zu werden«, bemerkte Maja mitfühlend, und Ulbricht war froh, sie in dieser Situation dabei zu haben.
    »Es waren fast zwei Jahre«, murmelte Carolin Mertens mit tränenerstickter Stimme. »Zwei verdammte Jahre, und mir ist nichts aufgefallen.«
    »Manchmal täuscht man sich in Menschen, die man glaubt, sehr gut zu kennen«, stellte Maja fest.
    »Frau Mertens, in den zwei Jahren haben Sie doch bestimmt eine Menge seiner Freunde und Verwandten kennengelernt«, kam Ulbricht zum Punkt. »Wir benötigen sämtliche Namen, Adressen und Telefonnummern.«
    Carolin Mertens blickte ihn unverwandt an. »Warum schreiben Sie Nils nicht zur Fahndung aus, wenn Sie so sicher sind, dass er etwas damit zu tun hat?«
    »Weil er nicht dringend tatverdächtig ist«, entgegnete Ulbricht, dem eine Fahndung auch lieber gewesen wäre, als das gesellschaftliche Umfeld des spurlos verschwundenen Nils Gertz in mühevoller Kleinarbeit abklappern zu müssen. »Ich kann nur nach ihm fahnden lassen, wenn er sich bereits einer Festnahme entzogen hätte. Bislang wollen wir nur ein paar Antworten auf unsere Fragen von ihm - nicht mehr, und nicht weniger. Für eine Fahndung reicht das leider nicht aus.«
    »Dann muss es also so gehen«, nickte Carolin Mertens. Sie erhob sich schwerfällig. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mir noch etwas zu trinken aus der Küche hole?«
    »Natürlich nicht«, lächelte Maja. »Sie hatten einen schweren Tag.«
    »Danke.« Carolin Mertens schob sich an ihnen vorbei in die Küche. »Möchten Sie auch etwas trinken?«
    Ulbricht und Maja verneinten. Sie hatten nicht vor, sich hier häuslich niederzulassen. Nachdem die junge Frau mit einer neuen Flasche Rotwein ins Wohnzimmer zurückgekehrt war, diktierte sie den Kommissaren fast zehn Namen von Leuten, die in irgendeiner Form mit Nils Gertz in Zusammenhang standen.
    Als Ulbricht und Maja eine knappe halbe Stunde später wieder an der frischen Luft standen, hatte der Nieselregen wieder eingesetzt.
    »Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken«, murmelte Maja, als sie Seite an Seite zum Wagen gingen.
    »Und ich möchte nicht in unserer Haut stecken«, erwiderte Ulbricht schlecht gelaunt, während er seinen Notizblock in der Tasche seiner gefütterten Winterjacke verschwinden ließ. »Nun haben wir eine riesige Lithanei von Namen, die wir überprüfen müssen. Dieser Gertz kann ja nicht vom Erdboden verschwunden sein.«
    »Fahren wir noch mal bei ihm zu Hause vorbei?« Maja war stehen geblieben.
    »Wenn es hilft.« Ulbricht hatte keine Lust mehr. Er war müde, durchgefroren und grantig. Majas ersten Besuch in seiner Heimatstadt hatte er sich wahrlich anders vorgestellt.
    Wuppertal-Sonnborn, Zooviertel, 19.45 Uhr
    Mit Brodie wagte sie sich aus dem Haus. Der Hund bot Gisela Brabender Schutz, denn sie war sicher, dass er jeden verscheuchen würde, der ihr zu nahe kam. Außerdem war das Zooviertel eine recht sichere Gegend. Hier wohnte die solventere Bevölkerung Wuppertals. Gila Brabender genoss die stillen Abendstunden mit dem Hund, den Georg ihr im letzten Jahr gekauft hatte. Das kräftige Tier würde sie im Notfall bis auf den Tod verteidigen, da war sie ziemlich sicher.
    Der Nieselregen hatte vor wenigen Minuten wieder eingesetzt, und sie blieb kurz stehen, um den Kragen ihres Mantels hochzuschlagen. Der Hund schnupperte an einem fein säuberlich gestutzten Busch in der Freyastraße, dann hob er das Bein und markierte das Gebüsch ebenfalls, bevor er seinen Weg fortsetzte.
    Gisela Brabenders Blick glitt über die Fassaden der umliegenden

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