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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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unterdrückter Rufnummer angerufen.«
    »Ich dachte es mir.« Nun lachte der Juwelier humorlos auf.
    »Ihnen ist also noch etwas eingefallen?«, nahm Ulbricht an und hockte sich auf seine Schreibtischkante.
    »Was?« Brabender schnaufte. »Nein, nichts ist mir eingefallen. Viel schlimmer: Gila ist verschwunden.«
    Ulbricht stutzte. »Was soll das heißen?«
    »Sie ist mit dem Hund raus. Sonst geht sie ja nicht vor die Tür, wie Sie wissen. Und heute ist sie mit Brodie gegangen, eine Runde um den Block, so hatte sie es vor. Und sie ist noch nicht zurück.«
    »Wann war das?« Ulbrichts Müdigkeit war auf der Stelle verflogen.
    »Vor knapp zwei Stunden.«
    »Ist es möglich, dass sie unterwegs jemanden getroffen hat, oder dass sie von einer Nachbarin spontan zu einem Kaffee eingeladen wurde?«
    »Das würde sie nie tun, ohne mir Bescheid zu sagen«, erwiderte Brabender aufgebracht. »Ich bin sicher, dass man Gila entführt hat.«
    »Sie scheinen sich auszukennen«, brummte Ulbricht.
    »Wovon reden Sie?«, polterte Brabender am anderen Ende der Leitung.
    »Ganz einfach: Ihr Laden wurde heute überfallen. Ihre Frau ist offensichtlich krank, und Sie sprechen von einer Scheidung. Wenige Stunden später rufen Sie hier an und behaupten, dass man Ihre Frau entführt hat.«
    »Dass man sie möglicherweise entführt hat«, berichtigte Brabender ihn aufgebracht. »Sie müssen eine Vermisstenanzeige aufnehmen.«
    »Die hätten Sie bei den Kollegen vom Streifendienst aufgeben können«, stellte Ulbricht fest. »Also: Warum rufen Sie im KK11 an und verlangen, nur mit mir über die Sache zu sprechen?«
    »Ich wollte keine Zeit verlieren.« Nun klang der Geschäftsmann kleinlaut. »Und die Kollegen vom Streifendienst hätten mich sicherlich vertröstet. Es heißt doch immer, dass man vierundzwanzig Stunden warten muss, bevor man eine Vermisstenanzeige aufgeben kann.«
    »Wer in Gottes Namen erzählt Ihnen so einen Scheiß?«, brüllte Ulbricht und warf den Hörer auf die Gabel. Den Feierabend konnte er einmal mehr vergessen, und als er zu Maja aufblickte, sah er, dass sie sich darüber durchaus im Klaren zu sein schien.

14
    Sie wusste nicht, wie lange sie bewusstlos gewesen war. Ein gleichmäßiges Brummen, unter das sich Vibrationen mischten, riss sie aus der Scheinwelt, in der sie sich befunden hatte. Jeder Knochen schmerzte ihr, als sie langsam erwachte. Gisela Brabender spannte die Muskeln an und erfasste, dass man sie gefesselt hatte. Die Fasern eines Strickes scheuerten auf der Haut ihrer Hand- und Fußgelenke. Es dauerte einen Moment, bis sie registrierte, dass sie sich im Kofferraum eines fahrenden Autos befand. Egal, in welche Richtung sie sich reckte - stets eckte sie irgendwo an. Immerhin hatte ihr Entführer auf einen Knebel verzichtet. Entweder war er leichtsinnig oder er war sich seiner Sache sehr sicher. Das Blut rauschte in ihren Ohren, und Gila Brabender versuchte, in den Innenraum des Fahrzeuges zu lauschen. Doch dort wurde kein Wort gewechselt. Vermutlich war der Mann, der ihr das Tuch mit dem Äther auf das Gesicht gepresst hatte, alleine unterwegs. Was bezweckte er mit dieser Aktion?
    Wollte er Georg erpressen?
    Die Gedanken bahnten sich zäh wie Sirup den Weg durch ihr Gehirn. Wenn es sich bei ihrer Entführung um eine Lösegelderpressung handelte, dann würden die Täter Schwierigkeiten haben, an ihr Geld zu kommen. Obwohl sie sich schon seit Langem nicht mehr für Georgs Geschicke interessierte, so hatte er nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Geschäfte schlecht liefen.
    Plötzlich kam Gila ein anderer Gedanke: Wo war Brodie, ihr geliebter Hund? Sie erinnerte sich daran, dass er plötzlich zu Boden gegangen war. Was hatte man ihm angetan? Lebte Brodie noch, und wenn, wo befand sich der Hund jetzt? Gila fragte sich, ob man das große Tier einfach achtlos liegen lassen, oder ob man ihn mitgenommen hatte. Möglicherweise befand er sich vorn im Auto. Ein Hund stellte keine Gefahr dar; er konnte nichts verraten.
    Gisela Brabender hatte Angst um Brodie und hoffte, dass auch er nur betäubt worden war, um sein Frauchen nicht mit lautem Gebell und mit Bissen zu verteidigen. Sie würde sich schwerste Vorwürfe machen, wenn ihm etwas zugestoßen war.
    Das Auto hatte angehalten, doch das fiel ihr erst auf, als es still wurde. Der Fahrer hatte den Motor abgeschaltet, nun klappte eine Autotür. Gila hielt den Atem an und versuchte zu lauschen. Sie glaubte Schritte zu hören, die den Wagen umrundeten. Mit einem Ruck

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