Blutgrab
seinem Kaffee und verbrannte sich prompt den Mund. Er fluchte ungestüm. »Ich werde zu alt für so einen Scheiß«, murmelte er dann und hoffte vergeblich auf den Widerspruch seines Assistenten.
Peter Hummelmann kam gerade aus dem leer stehenden Krankenhaus. Als er Ulbricht erblickte, streifte er sich den weißen Einmalanzug ab und näherte sich dem Hauptkommissar. »Mann, geht mir das auf den Zeiger«, rief er schon von Weitem. »Gestern die Sache mit dem toten Hund, jetzt das hier.«
»Was ist mit der Töle?« Ulbricht nippte vorsichtig an seinem Kaffee.
»Erschossen mit einem Kleinkaliber, so eine typische Frauenwaffe. Da musste ich nicht die Düsseldorfer Rechtsmedizin bemühen, das konnte ich auch so klären.«
»Was ist mit der Tatwaffe?«, mischte sich Heinrichs ein.
»Wird gerade geprüft. Die Daten sind schon in Wiesbaden beim BKA. Mit etwas Glück können wir die Herkunft der Waffe zurückverfolgen.«
»Wie schön.« Ulbricht wandte sich an seinen Assistenten. »Wo wir gerade von der Entführung von Brabenders Frau sprechen: Was hat die Befragung der Nachbarschaft ergeben?«
»Nichts. Eine Frau aus der Nachbarschaft hat einen dunklen Mercedes der S-Klasse gesehen, sich aber das Kennzeichen nicht gemerkt. Diese Fahrzeugkategorie ist nichts Besonderes im Zooviertel, fürchte ich.«
»Verdammt.« Ulbricht ballte die Fäuste.
Heinrichs wurde unruhig. »Wenn Sie den Kaffee aufhaben, müssen wir auch schon weiter.«
»Wie bitte?« Ulbricht verstand nicht, worauf der Jungspund hinauswollte.
»Es hat einen Toten gegeben. Am Zoo.«
»Ja, leck mich doch am Arsch.« Ulbricht schleuderte den Pappbecher wütend von sich. Einer der Feuerwehrmänner wich dem fliegenden Kaffee in letzter Sekunde aus und schüttelte den Kopf. »Pass doch auf!«
Heinrichs entschuldigte sich anstellte von Ulbricht und zuckte vielsagend die Schultern.
»Also: Heute Morgen hat eine Mitarbeiterin der Zookasse einen toten Mann gefunden, der vor dem Haupteingang lag. Offenbar starb er nicht dort - man hat ihn erst erschossen und dann dahin geschafft.«
»Was soll denn der Mist schon wieder?«, fragte Ulbricht. »Haben wir es hier nur noch mit Irren zu tun?«
»Wir sollten Personal anfordern«, riet Heinrichs.
»Woher nehmen, wenn nicht stehlen?«
»Soll ich gleich mitkommen?«, bot sich »Hummel« an.
»Ist vielleicht nicht schlecht«, überlegte Ulbricht und deutete mit dem Kinn auf das verwüstete Marienheim. »Bist du denn schon durch hier?«
»Meine Leute wissen, was zu tun ist.«
»Dann ab dafür.«
Heinrichs blickte sich demonstrativ suchend um. »Sagen Sie mal, wo ist denn heute Ihre… Freundin?«
»Da wo sie hingehört - nach einem langen Tag gestern noch im Bett. Ich wünschte, ich könnte da auch liegen. Egal, also, worauf warten Sie? Ab zum Zoo, oder muss ich mir hier noch was ansehen?«
»Sie sehen doch immer alles gern selber«, erwiderte Heinrichs und folgte dem Abteilungsleiter zu seinem Wagen.
Hummelmann schwieg mit einem breiten Grinsen. Er amüsierte sich anscheinend köstlich über Heinrichs' große Klappe.
»Sind Sie zu Fuß hergekommen?«, fragte Ulbricht.
»Ich durfte bei Hauptkommissar Hummelmann mitfahren.«
»Wie nett.«
»Nicht wahr?« Wie selbstverständlich fiel Heinrichs in den Beifahrersitz des Opels.
»Warten Sie!«, rief plötzlich einer der Feuerwehrleute. Er kam, so schnell es mit seiner schweren Ausrüstung möglich war, auf den Wagen zugelaufen.
Ulbricht, der noch nicht eingestiegen war, lehnte sich über das Dach.
»Sind Sie vom KK 11?«
»Wer will das wissen?«
Der Feuerwehrmann ging nicht darauf ein. »Wir haben noch eine lebende Person in dem Gebäude gefunden.«
»Jetzt erst?« Ulbricht blickte bezeichnend auf die Armbanduhr. »Acht Stunden, nachdem ihr hergekommen seid, um das Feuer zu löschen? Ich denke, ihr wart in dem alten Kasten, nachdem der Brand gelöscht war?«
»Das waren wir auch.« Der Wehrmann ließ sich von Ulbricht nicht aus der Ruhe bringen. »Die Frau war in einem verschlossenen Kellerraum versteckt, den man nicht gleich entdecken kann, weil der Zugang hinter einer Art Geheimtür liegt. Man hat sie gegen ihren Willen dort hingeschafft; sie war gefesselt und ziemlich am Ende ihrer Kräfte, als wir sie fanden.«
»Aber sie lebt?«, vergewisserte sich Ulbricht. Plötzlich ahnte er, um wen es sich bei der Gefangenen handelte.
»Ja, und es geht ihr den Umständen entsprechend gut, der Notarzt checkt sie gerade durch. Sie hat nach Ihnen gefragt.«
»Nach
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