Blutheide
umgehend auf den Weg zurück ins Kommissariat. Wenn sie heute Abend nach Hause kam, musste sie unbedingt anfangen, sich in ihrer neuen Wohnung einzurichten.
17.13 Uhr
Benjamin Rehder sah erschrocken auf die Uhr. Der Tag war verflogen wie nichts. Katharina hatte sich mit ihren Unterlagen an ihren Schreibtisch zurückgezogen und seit dem frühen Vormittag kaum einen Ton von sich gegeben, so vertieft war sie in ihren Bemühungen, dem Täter ein Profil zu geben. Benjamin war gespannt, zu welchen Ergebnissen Katharina kommen würde, denn nach wie vor fiel es ihm schwer, in den einzelnen Fällen irgendwelche brauchbaren Hinweise auf den Täter zu erkennen, vor allem, da auch Tobis Befragung der Angehörigen nichts ergeben hatte. Ob Katharina sich schon an die einzelnen Gedichtfragmente gemacht hatte? Vielleicht sollten sie doch nicht abwarten, bis die Gerichtsmedizin die jeweiligen Todeszeitpunkte festgestellt hatte.
Ben spürte Nervosität in sich aufsteigen. Das konnte er jetzt gar nicht gebrauchen. Nervös ließ es sich so schlecht denken. Aber nun, da klar war, dass sie bei allen Fällen nach demselben Täter suchten, stieg die Befürchtung, dass noch weitere Morde folgen könnten. Als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte, erschrak er genau aus diesem Grund, denn die letzten Anrufe hatten ihn fast jedes Mal über einen weiteren Mordfall informiert.
»Rehder«, meldete Ben sich alarmiert.
»Hi, Ben, ich bin’s, Alex. Wie sieht’s aus – Lust auf ein gutes Glas Wein nach Feierabend?«
Benjamin war erleichtert. Kein weiterer Mord, sondern sein ältester und bester Freund. Alexander schien irgendwie einen Sensor zu haben, der ihm sagte, wann Ben ihn brauchte. Und jetzt war so ein Moment. Ben wollte unbedingt mit ihm über Benedict reden, denn Alexander kannte die Zwillinge schon seit der Schulzeit und somit auch die ganzen unschönen Geschichten der Vergangenheit. Mit ihm konnte er ohne Vorbehalte reden und mal loswerden, was ihm durch den Kopf ging, seit Bene so unerwartet wieder in Lüneburg aufgetaucht war. Daher antwortete er, ohne zu zögern: »Hi, Alex, perfektes Timing, das kann ich brauchen. Komm doch vorbei, ich koch uns was, und wir machen es uns einfach ein bisschen gemütlich. Es gibt Neuigkeiten.«
»Na, da bin ich gespannt. Ich bin gegen 19.00 Uhr bei dir – okay?«
»Perfekt, ich freu mich, Alex!«
Benjamin legte gerade den Hörer auf, als Tobi hereinkam. »Chef, ich hab endlich ein paar Neuigkeiten aus der KTU und der Pathologie, nachdem die ja heut Morgen noch nicht viel liefern konnten, diese Schnarchnasen. Aber meine Drängelei scheint geholfen zu haben!«
»Okay, dann lass uns rübergehen zu Katharina«, antwortete Ben und schaute durch die Glasscheibe ins Nebenbüro, in dem die neue Kollegin noch immer konzentriert vor sich hin arbeitete. »Dann sind wir gleich alle auf dem neuesten Stand. Ich hoffe nur, das bringt uns auch weiter!«
Viel hatte Tobi nicht zu berichten. Zwar waren jede Menge Fasern an Lara Jüssens Kleidung gefunden worden, doch woher die stammten, würde nicht so schnell zu klären sein. Am auffälligsten waren Fasern von Lammfell gewesen, die vor allem an ihrem Rock hafteten. »Das könnte eine Spur sein«, meinte Tobi bedächtig. »Denn wer setzt sich bei diesem Wetter schon auf ein Lammfell. Ich hab aber noch etwas. Die Pathologie hat bestätigt, dass direkt vor und nach Lara Jüssens Tod keine sexuellen Handlungen an ihr vorgenommen worden sind. Trotzdem wurden Spermaspuren an ihr gefunden. Aber jetzt kommt es: Es handelt sich um Hundesperma!«
»Hundesperma?«, entfuhr es Katharina. »Was hat denn das zu bedeuten?«
»Ich nehme an, das ist eine zusätzliche Botschaft von unserem Mörder«, Ben schluckte. »Lara war kein unbeschriebenes Blatt hier in Lüneburg. Sie war bekannt dafür, es mit der Treue nicht so genau zu nehmen.«
»Das heißt im Umkehrschluss, dass der Mörder Lara Jüssen oder zumindest ihren Lebenswandel gekannt haben muss. Sie war also tatsächlich kein zufälliges Opfer«, schloss Katharina mit leiser Stimme.
Ben nickte: »Wahrscheinlich ist das so. Wir müssen dringend mit ihrem Mann sprechen!«
18.23 Uhr
»Hallo, Katharina!«
Fast wäre der Kommissarin der große Karton aus den Händen gerutscht, so erschrocken war sie, als sie die schwere Haustür aufgedrückt hatte und im Treppenhaus sofort von der kleinen Leonie überrascht wurde.
»Hallo, Leonie! Mann, jetzt hast du mich aber erschreckt!«
»’tschuldigung. Das ist
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