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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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übrigens Laura, meine allerbeste Freundin!« Leonie drehte sich strahlend zu einem zweiten Mädchen um und nahm es herzlich in den Arm. Laura wirkte etwas schüchterner als die aufgekratzte Leonie, sah ihr ansonsten aber verdammt ähnlich. Auch sie trug lange blonde Zöpfe und war fast genauso gekleidet wie ihre Freundin. Allerdings fehlten ihr die lustigen Sommersprossen, die bei Leonie den liebenswert frechen Charakter noch unterstrichen.
    »Hallo, Laura«, wendete Katharina sich dem Mädchen zu. »Ich kann dir jetzt leider nicht die Hand geben, wie du siehst, aber ich freu mich, dich kennenzulernen! Ich hab Leonie erst einmal kurz gesehen, aber da hat sie mir sofort von dir erzählt!«
    »Klaro, wir gehören ja auch zusammen!« Leonie plapperte schon wieder los, bevor Laura überhaupt etwas sagen konnte.
    »Was ist denn da in deinem Karton? Dürfen wir mit zu dir kommen?« Leonie versuchte, einen Blick in den Karton zu werfen.
    »Tut mir leid, ihr zwei, heute wird das nichts. Eigentlich wollte ich meine Wohnung fertig einrichten, aber jetzt muss ich doch noch arbeiten. Der Karton ist voller Akten und Bücher, damit hab ich noch eine Weile zu tun. Aber nächstes Mal klappt’s bestimmt, versprochen!«
    »Okay, dann tschüss! Komm, Laura, dann gehen wir noch zu mir.« Und schon waren die beiden Mädchen das Treppenhaus hochgesprungen und hinter Katharinas Nachbartür verschwunden.
    Katharina brauchte mit ihrem schweren Karton etwas länger zu ihrer Wohnung. Oben angekommen stellte sie den Karton vor der Tür ab und schloss auf. Sie hatte sich für den Abend tatsächlich noch einiges vorgenommen.

    Katharina lächelte traurig vor sich hin, während sie die mitgebrachten Unterlagen auf dem Wohnzimmertisch ausbreitete. So eine Freundschaft war etwas Wunderbares. Wie wertvoll sie war, merkte man vor allem, wenn man sie verlor … Schnell versuchte sie, die dunklen Gedanken aus dem Kopf zu verbannen, denn sie wusste, wie tief sie sonst – wieder einmal – darin versinken würde. Das konnte sie sich heute nicht erlauben. Die Unterlagen hatte sie nicht umsonst mitgenommen. Nachdem Tobi am späten Nachmittag mit einigen neuen Erkenntnissen im Kommissariat aufgetaucht war, hatte sie sich vorgenommen, am Abend noch alles zu ihren eigenen ersten Analysen hinzuzufügen. Am nächsten Morgen wollte sie ihrem Chef ein erstes Profil präsentieren. Er sollte sehen, was sie konnte. Auch die Gedichtzeilen wollte sie gleich noch mit den vorhin im Kommissariat eingetroffenen Todeszeitpunkten der Opfer vergleichen.
    Sie ging zum Kühlschrank, schenkte sich einen großzügigen Martini ein, schnappte sich zusätzlich eine große Flasche Wasser und machte es sich auf dem großen Sofa bequem. Unter Umständen lag noch ein langer, arbeitsintensiver Abend vor ihr, aber das war ihr egal. Katharina wollte Benjamin beweisen, dass sie hierher gehörte. Und sich selbst wollte sie beweisen, dass sie hier ihren neuen Lebensmittelpunkt gefunden hatte – es war endgültig Zeit für einen kompletten Neustart.
19.21 Uhr
    Noch immer schüttelte ihn das Fieber. Diesmal war es stärker und wollte nicht vorübergehen. Es war das erste Mal, dass er es nicht anhaltend genießen konnte. Aber es war auch das erste Mal, dass ihm nach einem abgeschlossenen Fall wider Erwarten keine Pause vergönnt war. Und es war das erste Mal, dass er zwei Fälle auf einmal parallel im Kopf bearbeitete. Ja sogar den einen, der noch gar nicht dran war, gedanklich vorzog.

    Den ganzen Tag über hatte er sich nicht konzentrieren können. Deswegen konnte er nichts gegen sich selbst tun und sich erst einmal zufrieden zurücklehnen, um seine letzte Tat gebührend zu genießen, so wie er es die ersten beiden Male getan hatte. Natürlich widerstrebte ihm das im Grunde, aber es war nicht zu ändern. Gestern noch hatte er sich Zeit lassen wollen, doch sein innerer Motor lief wie von selbst. Brachte ihm die Inspirationen und zwang ihn zum Handeln. Er wusste, woran das lag und hatte sich deswegen mit seinem Inneren schnell wieder versöhnt: Gestern, wie durch einen Blitz, war ihm endlich die finale Eingebung zuteil geworden, jetzt endlich gehörte die Besetzung für seinen letzten Akt so untrennbar perfekt zu ihm, wie Erinnerungen zu einem Menschen. So hatte er sich hochgequält, sein Arbeitsmaterial zusammengepackt und war doch noch einmal losgezogen. Obwohl sich der Tag bereits dem Ende zugeneigt hatte und es gut sein konnte, dass er unverrichteter Dinge wieder würde abziehen müssen.

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