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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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was ich eigentlich sagen will, ist … Also ich muss morgen einfach einen klaren Kopf haben, wegen dieser Morde und …«
    Bene musste schmunzeln. Er fand Katharina richtiggehend süß, als er sie so in Erklärungsnotstand sah, wobei süß normalerweise nicht zu seinem Wortschatz gehörte. Vor allem dann nicht, wenn er eine attraktive Frau beschrieb, und dass Katharina attraktiv war, konnte er auch jetzt nicht leugnen, obwohl sie gerade etwas müder aussah, als bei den bisherigen wenigen Gelegenheiten, an denen er sie getroffen hatte. Doch dieses Zerstreute stand ihr. Sie wirkte verletzlich, und Benes Beschützerinstinkt regte sich. Aus dieser Regung heraus zog er sie sanft an sich und küsste sie, ohne groß nachzudenken oder gar zu fragen. Katharina ließ es geschehen.
08.30 Uhr
    Sowohl Katharina als auch Ben sahen übernächtigt aus, als sie sich, zusammen mit dem recht munteren Tobi, an den Besprechungstisch im Kommissariat setzten. Als Tobi dahingehend eine süffisante Bemerkung machte, ob die beiden zusammen die Nacht zum Tage gemacht hätten, ahnte er nicht, wie nah er der Wahrheit war. Mir nichts dir nichts knallrot geworden, erklärte die Kommissarin forsch, dass sie bis nach Mitternacht über ihren Aufzeichnungen und den Akten gehockt hatte, um sich ein Bild des gesuchten Serienmörders zu machen. Was danach geschehen war, ließ sie geflissentlich weg. Rehder brummte nur unwirsch in Tobis Richtung, für solch derbe Witze habe er jetzt nicht die Muße, und forderte Katharina mit einer Handbewegung auf, ihre Ergebnisse zu präsentieren. Katharina schob den Gedanken an die letzten Stunden ihrer Nacht rasch beiseite und sammelte sich kurz. Sie stand unter Druck. Es musste ihr gelingen, ein anständiges Profil des Täters verständlich darzulegen. Um ihn schnell zu finden, um Ben von ihrer Professionalität zu überzeugen, um sich selbst zu beweisen, dass sie es konnte. Sie kam sich zwischenzeitlich vor wie das junge Mädchen, das genau diesen Druck jahrelang von seinem Vater hatte ertragen müssen. Davon hatte sie sich befreit, als sie von Hamburg nach München gegangen war. Und wofür? Dafür, dass sie sich nun selbst damit quälte! Schnell kippte sie den starken Kaffee hinunter, verdrängte die Erinnerung an die Auseinandersetzungen mit ihrem Vater und sah Ben so selbstsicher an, wie es ihr in diesem Moment möglich war.
    »Katharina, was kannst du uns über unseren Täter sagen?« Ben sah sie gespannt und auffordernd an.
    »Na ja, ich bin noch nicht ganz damit durch, aber in den Ansätzen bin ich mir … ziemlich sicher.« Verdammt! Katharina ärgerte sich über sich selbst. Genau diese Unsicherheit hatte sie auf Teufel komm raus vermeiden wollen.
    »Also, ich bin mir sicher bezüglich folgender Randdaten«, versuchte sie es erneut und mit deutlich kräftigerer Stimme. »Unser Täter ist definitiv ein Mann, aber da waren wir uns vermutlich ohnehin wegen des zum Teil brutalen Vorgehens einig.«
    Katharina konnte förmlich sehen, wie ihr Chef innerlich stöhnte. Für diese wenig überraschende Einsicht brauchte er keinen Profiler und schon gar keine neue Kollegin, die ihre Zeit mit Dingen verschwendete, die sie offensichtlich überforderten. Genau diese Gedanken vermutete sie in seinem Kopf und sie konnte es sogar verstehen. Noch so eine ›Erkenntnis‹, und er würde das Ganze abbrechen. Doch dazu würde sie ihm keine Gelegenheit geben.
    »Unser Mann ist zwischen 30 und 50, eher unscheinbar. Er würde gern im Mittelpunkt stehen, schafft es aber im normalen Leben nicht. Er hat ein geregeltes Leben, vermutlich sogar einen nicht allzu schlechten Job, aber eben nichts, womit er wirklich hervorsticht. Denn genau das versucht er jetzt durch die akribisch geplanten Morde. Die Nummer mit den Gedichten zeigt, dass er sehr überlegt und vor allem geplant handelt. Er ist kein spontaner Mensch und kann mit überraschenden Situationen vermutlich schlecht umgehen. Gleichzeitig spricht diese Herangehensweise dafür, dass wir es mit einem ziemlich intelligenten Kerl, höchstwahrscheinlich studiert, zu tun haben, der jedoch in festen Strukturen denkt und aller Wahrscheinlichkeit nach auch lebt. Er überlässt nichts dem Zufall und könnte mit diesem auch nur schlecht umgehen.« Katharina merkte, dass sie sich in Rage geredet hatte und spürte, dass Hitze in ihr aufstieg. Die Folge davon kannte sie: rote Flecken verteilten sich dann über ihren Hals, für jeden deutlich sichtbar. Sie hasste das, konnte es aber nicht steuern.

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