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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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zwischen den Zeilen überflüssig machte. Den ganzen Abend hatten sie geredet. Über Bene, über Katharina, über die Mordfälle. Und über Julie. Alex war der Einzige, der damals alles mitbekommen hatte, auch Julies Schwangerschaft kurz nach Benes Weggang aus Lüneburg. Ben hatte ihm nie konkret gesagt, wer der Vater war, doch ihm war von Anfang an klar, dass Alex es wusste, jedoch genug Feingefühl besaß, nie eine verbindliche Aussage dazu zu fordern. So hatte Ben sein Versprechen gegenüber Julie nie brechen müssen und hatte trotzdem gewissermaßen einen Vertrauten. Das hatte ihm in den Jahren sehr geholfen und er war in der Vergangenheit auf diese Weise ganz gut damit klar gekommen, doch jetzt lag ihm dieses Thema, erneut schwer im Magen, denn er wusste nicht, wie er die Sache angehen sollte. Jetzt, da Bene wieder in der Stadt war. Sollte er sie überhaupt angehen oder lieber passiv abwarten?

    Ben schenkte sich noch einen letzten Schluck Rotwein ein, sah aus dem Fenster über die Lichter der sommernächtlichen Stadt und begriff, dass er dieses Problem heute nicht mehr würde lösen können. Er leerte das Glas, stellte es in die Küche und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Höchste Zeit, ein paar Stunden zu schlafen, ohne dass wirre Gedanken ihn daran hindern konnten. Ben hoffte darauf, dass der Rotwein dabei helfen würde, denn bereits in wenigen Stunden warteten drei Mordfälle darauf, geklärt zu werden.

Wie doch so still dir am Herzen
    Ruhet das Kind!
    Weiß nicht, wie Mutterschmerzen
    So herbe sind.
    Auf Stirn und Lippen und Wangen
    Ist schon vergangen
    Das süße Rot;
    Und dennoch heimlicherweise
    Lächelt es leise –
    Leise
    Küsset der Tod.
    (Emanuel Geibel)

Kapitel 5: Donnerstag, 05. Mai 2011
01.12 Uhr
    Katharina hatte die vielen Papiere auf ihrem Fußboden im Wohnzimmer zu zwei Haufen zusammengelegt. Den kleineren würde sie morgen mit ins Kommissariat nehmen und den weitaus größeren hoffentlich bald hier zuhause in einem Regal verstauen können, das sie allerdings noch kaufen musste. Als sie gerade über die mögliche Größe des Regals nachdachte, klingelte es an der Tür, und zwar gleich viermal. Was war das denn für eine Eigenart – etwa Benes spezielle Art von Humor? Bevor Katharina den Summer für die untere Eingangstür betätigte, schaute sie noch schnell in den mannshohen, mit einem dicken verschnörkelten Goldrahmen eingefassten Spiegel, den sie gleich bei ihrer Ankunft in der neuen Wohnung von den Möbelpackern hatte aufhängen lassen. Er war eines der wenigen Erinnerungsstücke, die sie aus ihrem Elternhaus mitgenommen hatte – damals nach München und jetzt hierher nach Lüneburg: ein Erbstück ihrer Großmutter, an der Katharina sehr gehangen hatte. Der Spiegel zeigte ihr ein fahles Gesicht, umrahmt von zerzausten Locken. Katharina zog sich selbst eine Schnute. Jetzt war es eh zu spät, sich noch herzurichten. Bene würde so mit ihr vorlieb nehmen müssen.

    Als Katharina Schritte auf der Treppe ausmachen konnte, öffnete sie die Tür und trat einen Schritt zur Seite. Gegen ihren Willen war sie aufgeregt, und ihr Herz klopfte so laut, dass sie meinte, Bene müsste es hören. Unwillkürlich trat sie noch weiter zurück, lächelte ihm zaghaft zu und sagte: »Nur hereinspaziert«, als wäre es das Normalste von der Welt, um diese Uhrzeit noch Besuch zu empfangen. Aber was Besseres fiel Katharina einfach gerade nicht ein. Sie war schon froh, überhaupt einen Ton herauszubringen. Bene hingegen schien alles andere als gehemmt. Selbstbewusst trat er auf Katharina zu, umarmte sie und drückte ihr ein Küsschen auf die Wange. Dann schwenkte er mit hoch erhobenem Arm eine Tüte in der Luft.
    »Martini, Oliven und eine Flasche Prosecco, falls dir eher danach ist. Nur Eis hab ich keines dabei. Dafür bist du zuständig«, erklärte er und strahlte sie aus seinen blauen Augen an.
    »Oh, dann meintest du das also ernst mit dem Absacker? Also, ich werde da passen und mich an Wasser halten. Ich möchte einen klaren Kopf behalten«, erwiderte Katharina, während sie ins Wohnzimmer vorausging. Darum sah sie auch nicht Benes auf ihr ruhenden Blick, als er in ihrem Rücken fragte: »So schlimm?«
    Bene meinte Katharinas Arbeit, doch sie missverstand ihn. Abrupt blieb sie stehen, drehte sich zu ihm um und erklärte: »Nein, so hab ich das doch nicht gemeint. Das mit uns neulich, das … das war sehr, äh, schön und ich mag dich. Aber ich meine, wir kennen uns doch noch gar nicht und, also,

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