Blutheide
Stellung halten.« Tobi sah sich im Büro um. »Nachdem ich hier heute Morgen raus bin, hab ich nichts mehr von ihr gehört.«
»Na ja, vielleicht holt sie sich ja nur einen Kaffee«, räumte Ben ein.
»Nichts für ungut, Chef«, grinste Tobi, »aber für einen Hauptkommissar verdammt schlecht beobachtet. Katharina hat ihre Handtasche mitgenommen. Die wird sie wohl kaum zum Kaffeeautomaten mitgeschleppt haben, oder? «
»Gut kombiniert, Kollege!«, antwortete Ben, ohne Tobis Grinsen zu erwidern. »Und wo ist sie dann? Reicht dein kriminalistischer Verstand auch dazu aus, eine eigene Vermutung auszusprechen, anstatt die von anderen vom Tisch zu fegen?«
»Ich schau mal, ob sie irgendwo eine Nachricht hinterlassen hat.« Tobi ging zu seinem eigenen Schreibtisch, warf einen schnellen Blick darauf und schüttelte dann den Kopf. »Hier ist nichts. Sie wird schon gleich wiederkommen, Chef, gib ihr noch ein paar Minuten.«
Ben war mit seinen Gedanken ohnehin schon weiter. Er wollte nun endlich auf den Punkt bringen, was ihm vorhin im Hotel wieder in den Sinn gekommen war. In Richtung des jungen Kollegen sagte er: »Tobi, hör mal zu, bitte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es da merkwürdige Parallelen gibt, und zwar zwischen unseren Mordfällen der letzten Tage und welchen aus der Vergangenheit. Vielleicht ist das endlich eine Spur, der wir nachgehen können. Wir sollten das kurz abgleichen, und zu zweit wird das schneller gehen.«
»Kann es sein, dass du das eigentlich mit Katharina machen wolltest?«, rief Tobi von nebenan rüber.
»Warum, was meinst du?«, fragte Ben irritiert und trat aus seinem Büro in das Gemeinschaftszimmer. Tobi stand an Katharinas Schreibtisch und schaute auf ihren Bildschirm. »Na ja, weil Katharina offensichtlich genau das bereits gemacht hat.«
11.45 Uhr
Wie schon am Morgen in aller Herrgottsfrühe stand Katharina nun wieder vor dem kleinen Gebäude, in dem der Lüneblick beheimatet war. Diesmal musste sie jedoch nicht klingeln, sondern ging schnurstracks durch die geöffnete Tür hindurch an den Empfangstresen. Dahinter saß der Mitarbeiter, den sie schon von ihrem ersten Besuch im Verlag kannte. Auch er erkannte sie wieder und begrüßte sie mit den Worten: »Na, was vergessen?«
Katharina schenkte dem Mann ein freundliches Lächeln und erwiderte: »Nicht direkt, ich suche nur jemanden. Vielleicht können Sie mir dabei helfen?«
Der charmante Weg funktionierte gerade bei älteren Herren meistens noch am besten, hatte Katharina schon oft festgestellt, und auch diesmal schien sie damit recht zu haben.
»Und wie?«, kam prompt die Gegenfrage.
Katharina zog den Zettel, auf dem sie sich das Kürzel des Journalisten notiert hatte, aus ihrer Hosentasche, legte ihn auf den Tresen und sagte: »Können Sie mir sagen, wer bei Ihnen das Kürzel CSA hat, und wo ich denjenigen oder diejenige jetzt finde?«
»Wenn es weiter nichts ist«, meinte der Mann, »das ist unser Redakteur, der Herr …«
»… Saalbach. Christofer Saalbach«, vervollständigte eine Stimme hinter Katharina den Satz.
Katharina drehte sich um und sah sich einer ausgestreckten Hand gegenüber, die einem Mann gehörte, der ihr bekannt vorkam. Dann erinnerte sie sich. Es handelte sich um den Journalisten, den sie zum ersten Mal am Fundort der Wasserleiche gesehen hatte und den Benjamin Rehder dann mehr oder weniger zurechtgewiesen hatte, weil er hinter der Absperrung herumschnüffelte. Auch am Fundort von Lara Jüssens Leiche hatte sie ihn von Weitem gesehen. Wie hatte ihr Chef ihn noch genannt? Es war irgend so ein alberner Spitzname aus Jugendzeiten gewesen, aber Katharina kam jetzt grad nicht drauf. Es könnte Töffel oder Stöffel gewesen sein, doch letztlich war es auch egal und für ihr Anliegen nicht von Belang.
Katharina nahm die Hand entgegen und schüttelte sie, während der Journalist fortfuhr: »Und Sie sind, wenn ich nicht irre, unsere neue Lüneburger Kommissarin, frisch eingetroffen aus der Großstadt.«
Katharina war verdutzt. Sie hätte nicht erwartet, dass sie in Lüneburg bereits jemand kannte, dem sie noch nicht vorgestellt worden war. Auf der anderen Seite kannte sie den Mann ja auch, der jetzt abwartend vor ihr stand. Neugierig sagte sie: »Ja, das stimmt, Katharina von Hagemann, aber woher wissen Sie das?«
Christofer Saalbach warf ihr einen leicht überheblichen Blick zu, bevor er sagte: »Also, erstens sind Sie hier in einem Kaff gelandet, in dem Fremde auffallen, und zweitens bin ich
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