Blutheide
überhaupt, dass Sie hier sind und mit mir sprechen?«, fragte der Journalist weiter nach und beugte sich neugierig vor.
»Was Hauptkommissar Rehder weiß und was nicht, lassen sie mal meine Sorge sein«, ließ Katharina sich zu einer Antwort hinreißen, die sie sofort bereute, denn letztlich hatte sie Saalbachs Vermutung damit indirekt bestätigt.
Saalbach lächelte jetzt milde und wedelte einmal mit seiner Hand durch die Luft, so als wolle er Katharinas noch im Raum schwebende Antwort einfach wegfächeln: «Ist ja auch ganz egal, ob Rehder es weiß. Hauptsache Sie wissen, was Sie hier tun, und das scheint ja der Fall zu sein. Denn nach dem, was Sie mir erzählt haben, glaube ich, dass ich Ihnen tatsächlich weiterhelfen kann. Dazu würde ich Ihnen gern jemanden vorstellen. Auf dem Weg dorthin können wir uns weiter unterhalten, und ich gebe Ihnen alle Informationen, die mir zu dem damaligen Fall sonst noch einfallen. Schließlich drängt die Zeit, und Sie wollen das verschwundene Mädchen finden. Wie sind Sie hergekommen – mit dem Auto?«
Katharina fühlte sich leicht überrumpelt. Andererseits hatte sie nichts zu verlieren, und sie wollte Laura finden.
»Zu Fuß«, sagte sie knapp, und erhob sich als Zeichen ihres Einverständnisses von ihrem Stuhl, während sie schnell noch den letzten Schluck Kaffee aus ihrem Becher trank.
Saalbach stand ebenfalls auf und sagte: »Gut, dann nehmen wir meinen Wagen. Damit sind wir schneller da.«
12.03 Uhr
Bevor Ben zu Tobi hinübergehen konnte, hatte ihn noch ein Telefonat aufgehalten. Es war Staatsanwalt Friedberg gewesen, der seinen morgendlichen Worten auch noch einmal telefonisch Nachdruck verleihen wollte. Jetzt trat Ben neben Tobi an den Schreibtisch von Katharina und sah ebenfalls auf den Bildschirm. »Du hast recht – das ist einer der alten Fälle, die ich meine.« Ben wusste nicht, ob er konsterniert oder stinksauer sein sollte. »Das heißt, Katharina hatte die gleiche Vermutung und hat heute Morgen in den alten Akten nach den Parallelen gesucht.«
»Und sie offenbar auch gefunden«, ergänzte Tobi. »Aber was heißt das jetzt? Selbst, wenn sie Übereinstimmungen gefunden hat – wenn ich dich richtig verstanden habe, dann waren das doch in der Vergangenheit alles voneinander unabhängige Fälle, oder?«
Ben nickte stumm. Dann sah er Tobi an. »Das ist richtig. Aber ansonsten stimmt zumindest bei diesem Tathergang hier alles andere mit dem neuen Fall überein. Los, wir gleichen eben auch noch die anderen ab, damit wir sicher sein können.«
Ben setzte sich auf Katharinas Stuhl und klickte sich durch die polizeiinterne Datenbank. Glücklicherweise hatte Katharina den Schirm und das Programm laufen lassen, bevor sie gegangen war. Ben ersparte sich damit eine Menge Sucherei, denn rechts neben der eigentlichen Informationsmaske war eine Auflistung der letzten zehn Akten, die Katharina im System aufgerufen hatte, und so musste Ben diese nur eine nach der anderen durchgehen. Ben las die groben Fakten vor, und Tobi verglich damit die Akten der aktuellen Fälle. Das meiste war ohnehin noch so frisch, dass beide sich auch ohne Hilfe daran erinnerten, aber sicher war sicher.
»Das ist doch irre«, sagte Tobi. »Wer macht so was – und warum?«
Ben sah Tobi ernst an. »Das hat sich Katharina vermutlich auch gefragt. Und jetzt lass uns hoffen, dass sie anhand ihres erstellten Profils nicht einen konkreten Verdacht hat und diesem jetzt nachgeht, ohne uns einzubeziehen.«
»Das wäre ja verrückt!«, stöhnte Tobi bei dem Gedanken an einen solchen Alleingang seiner Kollegin hinter dem Rücken von Ben. »Oder verdammt ehrgeizig …«, murmelte Ben, dem ernsthafte Bedenken durch den Kopf schwirrten.
Konnte es tatsächlich sein, dass Katharina auf eigene Faust einer Spur nachjagte? Was für ein Irrsinn, solche Alleingänge brauchte er in seinem Team nun wirklich nicht. Er griff zum Telefon und rief die Zentrale an, um nachzufragen, ob Katharina dort eine Nachricht hinterlassen hatte. Die Kollegin am anderen Ende des Hörers teilte ihm mit, dass Katharina gleich zurück sein wollte, sie jedoch nicht gesagt hatte, wohin sie wollte. Allerdings habe sie die Info gegeben, dass sie auf ihrem Handy erreichbar sei. Nachdem Ben aufgelegt hatte, wählte er sofort Katharinas Mobilnummer, doch er hatte keinen Erfolg. Nach wenigen Klingelzeichen sprang ihre Mailbox an. Er sprach kurz und sehr bestimmt drauf, dass sie sich umgehend bei ihm oder Tobi melden soll und legte den Hörer
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