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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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ist sie nicht … dann gehört sie gar nicht …!« Mehr sagte er nicht, verdrehte stattdessen die Augen und sank über dem Tisch zusammen. Auf einen Wink Valerians sprangen zwei Bedienstete heran, hoben die Arme des jungen Kóranyi über ihre Schultern und schleppten ihn zum Ausgang. Seine Brille war verrutscht und baumelte über der Wange.
    »Mein Junge leidet an chronischer Blutarmut.« Valerian
lehnte sich bekümmert zu Samantha. »Leider ist er zu undiszipliniert, um seine Diät einzuhalten.«
    »Das tut mir leid. Wie alt ist er?«
    »Hundertsechzehn.« Ein nervöses Zucken ging durch Valerians Gesicht. »Was rede ich denn? Richard ist gerade sechzehn geworden.«
    »Dann ist er jünger als ich«, bemerkte Sam. »Ich habe schon meinen Siebzehnten gefeiert.«
    »In Schottland, nehme ich an?« Ein neugieriges Funkeln war in Valerians Augen.
    »In Nordengland.« Das Getue um ihre angeblich schottische Herkunft ging ihr allmählich auf die Nerven. »Meine Eltern leben in Lower Liargo. Das liegt in der Nähe von …«
    »Wie sieht Ihre Mutter aus?«, unterbrach er. »Haben Sie vielleicht ein Foto von ihr dabei?«
    Überrascht von Valerians Interesse, nahm Sam ihr Portemonnaie und zog ein Bild ihrer Eltern heraus.
    »Sie sehen ihr ähnlich.« Er musterte das Bild intensiv. »Ihrem Vater eigentlich gar nicht.«
    »Das behaupten alle«, lachte sie. »Mein Vater sagt immer, der Briefträger ist es gewesen.«
    »Es gibt nichts Wichtigeres als die Familie.« Valerian gab ihr das Bild zurück.
    »Ist Lower Liargo ein hübscher Ort?«, fragte Teddie.
    Sie mochte diesen liebevollen Ausdruck in seinem Gesicht. »Hübsch? Das eigentlich nicht. Dort sagen sich die Füchse Gute Nacht.«
    Vater und Sohn sahen einander an.
    »Die Füchse sicherlich nicht«, sagte Taddeusz. »Aber vielleicht die Wölfe.«

    Kaum war die Tafel aufgehoben, nahm Teddie Sam bei der Hand und lud sie zu einer Hausführung ein. Ihr Rundgang begann an einem kleinen Tempel inmitten des Gebäudes, der an einem Teich mit kohlrabenschwarzem Wasser lag.
    Neugierig wollte sie einen Blick hinter die Säulen werfen. »Was ist das?«
    »Eine Gedenkstätte für die Vorfahren meiner Familie.«
    »Wie alt ist deine Familie, dass ihr so etwas braucht?«
    »Siebenhundert Jahre, glaube ich. Oder sind es mittlerweile achthundert?«
    Die Vorstellung, dass es Teddies Familie schon zu Zeiten gegeben hatte, als in England noch die Ritter ihr Unwesen trieben, schüchterte Sam ein. Sie gingen weiter, stiegen Stockwerk um Stockwerk höher, betraten elegante, kostbar eingerichtete Zimmer, gemütlich war jedoch keines von ihnen. Sam betrachtete geschwungene Ottomanen, Sessel mit brüchiger Seidenbespannung, düstere Porträts in verzierten Goldrahmen, offene Kamine von einer Größe, dass mehrere Männer nebeneinander darin hätten stehen können, doch bei alledem wirkten die Räume seltsam unbelebt.
    »Wer wohnt hier?«, fragte sie in einem Erkerzimmer mit nachtblauen Wänden. »Ich meine, wie groß ist eure Familie?«
    »Nicht sehr groß«, antwortete Taddeusz. »Eigentlich gibt es derzeit nur Papa, Dickie und mich.«
    »Keine Frauen?« Sie drehte sich im Kreis, um zu sehen, ob in dem Zimmer irgendetwas Weibliches zu entdecken war. Sie fand nicht einmal einen Spiegel. »Wo ist eure Mutter?«
    »Sie starb vor Urzeiten.«
    »Urzeiten?« Sie sah ihn an.
    »Ich meine, dass ich mich kaum noch an sie erinnern kann, so lange ist sie schon tot.«

    »Das tut mir leid.« Sie trat einen Schritt zurück. »Sekunde. Du musst dich aber an sie erinnern.«
    »Wieso?«
    »Weil dein Bruder einige Jahre jünger ist als du.«
    »Gut kombiniert.« Mit dem Fuß schob Taddeusz die Teppichkante zurecht. »Richard ist … Wir stammen nicht von der gleichen Mutter.«
    »Hab ich’s mir doch gedacht!«
    »Weshalb?«
    »Weil ihr gar keine Ähnlichkeit habt!«
    »Du beobachtest sehr genau.« Er trat dicht vor sie.
    »Wenn ihr nur zu dritt seid, wieso bewohnt ihr dann so ein riesiges Haus?«
    »Wie recht du hast.« Er strich sanft über ihr Haar. »Manchmal wünsche ich mir ein nettes Apartment am Fluss, ohne die Verpflichtung, ein Kóranyi zu sein. Wir haben allerdings häufig Gäste.«
    Sam erschauerte unter seiner Berührung. Während Teddie sie streichelte, legte sie ihren Kopf an seine Brust. Der erste Kuss, dachte sie, wieso gibt er mir nicht endlich einen Kuss? Aber Taddeusz zog sich wieder von ihr zurück und presste die Lippen zusammen. »Geht das nicht alles etwas zu schnell?«
    »Müsste ich das

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