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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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entfernt. Ich konnte verhindern …« Margret schob ihre Haube zurecht. »Niemand hat dein Fehlen bemerkt.«
    »Das hast du für mich getan?« Ein fassungsloses Lächeln zog über Sams Gesicht.
    »Nicht für dich!« Margrets Ton wurde wieder schroff. »Deiner armen Mutter wollte ich schlaflose Nächte ersparen. Was würde sie sagen, wenn du nach fünf Wochen schon wieder in Lower Liargo auftauchst?«
    Die Vorstellung, in das verhasste Kaff zurückzumüssen, war so schrecklich für Sam, dass sie jeden Respekt fahren ließ und der Tante um den Hals fiel. »Tausend Dank!«
    »Na na!« Margret Doom schob die aufgewühlte Lernschwester von sich. »Da du schon mal hier bist, kannst du der Morgenschicht gleich zur Hand gehen.«
    »Und darf ich …?« Sam wagte es kaum auszusprechen.

    »Andrew besuchen?« Die Tante nickte. »Es kann nicht schaden, ihn in seinem Zustand etwas aufzuheitern.«
    Erleichtert, aufgewühlt und mit schlechtem Gewissen betrat Sam gleich darauf das Krankenzimmer.
    »Guten Morgen. Bist du schon wach?« Der Anblick des Jungen ging ihr durch und durch. Da lag er, eingespannt zwischen Schläuchen und Apparaturen, über ihm piepte es, neben ihm hob sich die Hydraulik einer Maschine.
    »Ich bin länger wach als du«, hörte Sam, doch es war kaum mehr als ein Säuseln. Andrew drehte den Kopf langsam auf ihre Seite.
    »Wie wär’s mit Frühstück?« Sie hob das Tablett.
    »Kein Hunger.«
    »Der kommt noch, du wirst sehen.« Vorsichtig schob sie den Infusionsständer beiseite und bahnte sich zwischen den Schläuchen einen Weg zur Bettkante des kleinen Patienten.
    »Wo bist du heute Nacht gewesen?« Seine Augen waren halb geschlossen.
    Sam entdeckte dunkle Ringe, der kleine Mund war blutleer. Er hat mitgekriegt, dass ich ihn im Stich gelassen habe, durchfuhr es sie. »Schau mal, Vanillepudding mit frischen Beeren.« Sie hob das Schälchen in sein Blickfeld.
    »Beeren sind mir zu sauer.«
    Sie saß auf der eisernen Kante, hielt ihm den Pudding hin und konnte vor Scham und Traurigkeit nicht weitersprechen.
    »Was hast du gestern gemacht?«
    »Ooch, eigentlich gar nichts …« Sie suchte nach einer Entschuldigung, als ihr plötzlich aufging, dass sie Andrew keinen Gefallen tat, wenn sie ihn bloß um Verzeihung bat. »Stimmt nicht. Ich hatte einen verrückten Abend.«
    »Ehrlich? Wo?« Er hob den Kopf ein wenig.
    »Eigentlich begann alles an dem Tag, bevor wir beide uns kennenlernten.
« Sie stellte die Dessertschale auf den Nachttisch. »Da habe ich einen jungen Mann getroffen.«
    »Wie jung?«
    Sam überlegte: Dem Aussehen nach war Teddie höchstens drei, vier Jahre älter als sie und doch wirkte er viel erwachsener. »Ungefähr zwanzig.«
    »Wo habt ihr euch kennengelernt?«
    »In einem Club.« Sie stockte; sollte sie einem Elfjährigen so etwas wirklich erzählen? »Es war wahnsinnig laut, darum habe ich seinen Namen nicht richtig verstanden.«
    »Habt ihr euch wiedergesehen?« Seine Stimme klang wacher.
    »Bloß nicht auf die übliche Art. Normalerweise verabredet man sich zum Pizzaessen oder ins Kino.«
    »Aber mit ihm hast du keine Pizza gegessen.« Andrew richtete sich so weit auf, dass sie ihm ein zweites Kissen unterschieben konnte.
    »Unsere zweite Verabredung war noch ungewöhnlicher als die erste. Er hat mich eingeladen.«
    »Wohin?«
    »Warte doch. Zuerst hat mich nämlich sein Name eingeladen, im Traum. Ich habe seinen Namen geträumt und am nächsten Morgen lag eine Einladungskarte mit demselben Namen vor meiner Tür.«
    Sams Geschichte zauberte ein Lächeln auf das Gesicht des Jungen, der knapp dem Tode entronnen war. »Dann hat dein neuer Freund also magische Kräfte.« Er schlug auf die Decke, dass die Schläuche, die an ihn angeschlossen waren, erzitterten.
    »Er ist der Sohn eines reichen Geschäftsmannes«, erzählte Sam weiter, »sie haben ein unwahrscheinlich großes Haus in der City. Ich habe dort zu Abend gegessen.«

    »Und habt ihr euch geküsst?« Andrew zuckte zusammen, eine Nadel in seinem Körper bereitete ihm Schmerzen.
    Während Sam das blasse Gesicht betrachtete, überlegte sie, warum Teddie sie wohl nicht geküsst hatte: Seine Schüchternheit kam ihr heute als Erklärung nicht mehr überzeugend vor.
    »Was könnte die Ursache dafür sein, wenn ein Junge ein Mädchen, das er mag, nicht küsst?«
    »Sie stinkt aus dem Mund«, kam blitzschnell die Antwort.
    »Sei nicht so frech.« Sie pustete ihn an. »Na, wie riecht das?«
    »Wie Pfefferminz-Drops.«
    »Also scheidet das als

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