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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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eine Fackel. »Wir sind ein gastfreundliches Haus.« In der Nische erhob sich ein länglicher Betonklotz, darauf stand ein schlichter Sarg. »Das sind unsere Gästezimmer.«
    »Und wo schläft dein Bruder?«, fragte sie so harmlos wie möglich.
    Für den Bruchteil einer Sekunde huschten Teddies Augen zur letzten Nische. Auch wenn sein Mund noch lächelte, überzog ein kalter Glanz sein Gesicht. »Dickie ist ein verrückter Träumer, der mit der Realität nicht klarkommt. Was hat er dir erzählt?«
    »Nichts. Er wollte im Gegenteil von mir einiges wissen.«
    »Und zwar?«
    Fieberhaft ließ sie sich die nächste Lüge einfallen. »Er wollte, dass ich ihm von der Sonne erzähle, von Sonnenuntergängen, und wie man sich fühlt, wenn man beim ersten Sonnenstrahl nach draußen geht. Ach Teddie …« Sie wandte sich zu den geschlossenen Särgen. »Was ist nur mit mir los? Ich sterbe vor Angst, wenn ich an dich denke, ich habe die schlimmsten Albträume, und zugleich …« Sie lehnte sich an den Katafalk. »Zugleich träume ich von deiner Zärtlichkeit, deiner Wildheit. Ich sehne mich danach, dass wir uns lieben!«
    Sein Schatten fiel auf sie, er zog sie an sich. »Es gibt ein Mittel, dich ein für alle Mal von deiner Furcht zu befreien. Ich bin
bis jetzt davor zurückgeschreckt, weil ich will, dass unser Kind gesund zur Welt kommt. Aber vielleicht ist es an der Zeit, dich hier und jetzt in eine von uns zu verwandeln!« Seine Augen glühten vor Verlangen. »Dann wären wir für immer vereint. Unsere Liebe würde bis in die Ewigkeit dauern.«
    »Ja, ja …«, hauchte sie. »Aber nicht hier.« Sie entzog sich seinem Griff und wollte den Sargdeckel anheben. Er war unheimlich schwer.
    »Was tust du?«
    »Wenn dies unsere endgültige Vereinigung ist, will ich sie wie eine echte Vampirbraut erleben!«
    Taddeusz begriff, was sie vorhatte, und öffnete den Sarg mit einer Hand. Er war mit schwarzem Damast ausgeschlagen, am Kopfende lag ein Kissen.
    »Komm, mein Liebster, komm …«
    Teddie sprang auf den Marmorblock und zog Samantha hoch. Rücklings trat er in den Sarg, sank auf das Lager und zog sie auf sich.
    »Zieh das aus, schnell.« Er nestelte an ihren Mantelknöpfen.
    »Ja, gleich.« Sie beugte sich über sein Gesicht. »Erst ein Kuss, mein Geliebter …« Samantha öffnete den Mund, näherte sich seinen Lippen und atmete kräftig aus.
    »Aaaaaah!«, schrie der Vampir. »Was ist das?!«
    »Aber mein Liebster, das bin doch nur ich!« Sie hauchte ihm ein zweites Mal ins Gesicht. Die Knoblauchdünste verbreiteten sich so stark, dass selbst Sam übel wurde. Taddeusz wandte den Kopf angewidert hin und her, doch er konnte dem Geruch, der ihrem Mund entströmte, nicht entgehen. Sam hauchte weiter, pustete so kräftig sie konnte, und tatsächlich schien der Gestank des Knoblauchs den Vampir zu betäuben. Sein Blick wurde glasig, das Kinn sackte nach unten, sein Kopf
fiel aufs Kissen. Sofort kam Sam auf die Beine und stieg neben dem Sarg auf den Katafalk.
    »So, mein Liebster! Jetzt weißt du, wie es ist, eine Menschenfrau zu küssen!« Sie sprang vom Sockel. Mit beiden Händen ergriff sie den Sargdeckel und zog; das Gewicht ließ ihn von selbst zufallen.
    Da fuhr Teddies Hand in den Schlitz und verhinderte, dass sich der Sarg völlig schloss. Seine Hand besaß genügend Kraft, um den Deckel Stück für Stück hochzuschieben; darunter erblickte sie sein Gesicht. Die Augen funkelten böse, der Mund war aufgerissen, messerscharfe Zähne blitzten darin. Vor Angst schrie Samantha, drückte den Deckel verzweifelt nach unten, aber Taddeusz’ Kraft war sie nicht gewachsen. Gleich würde er herausspringen und sie überwältigen!
    Sam ließ los. In dem Augenblick, als der Vampir sich zu befreien glaubte, zog sie das Kruzifix aus dem Ärmel und schlug es ihm ins Gesicht. Das geweihte Holz grub sich in seine Züge, er zuckte zurück und fiel nach hinten. Sam schlug den Deckel über ihm zu. Sie brauchte keine Sekunde, um die Eisenstange in die Verankerung zu schieben. Zitternd zog sie die Hände zurück.
    Der gefangene Vampir begann, im Innern zu toben und zu schlagen, er bäumte sich auf, der Sarg geriet in Bewegung; Holz knackte, es rumpelte auf dem Marmorblock. Schritt für Schritt taumelte Sam nach hinten. Das Getöse des Vampirs wurde noch wütender, sie musste sich beeilen. Vor der Gittertür hing ein Schloss; hier wurde jemand gefangen gehalten. Sam lief zu dem zweiten Sarg, zog die Stange heraus und schob sie in das Vorhängeschloss. Mit

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