Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
Vom Netzwerk:
Moment zurück. »Was ist das?« Mit zwei Griffen öffnete er ihren Mantel und starrte auf den Knoblauchschmuck um ihren Bauch.
    »Ich habe Angst vor dir«, sagte sie mit offenem Blick. »Das musst du begreifen. Wie soll ich mich sonst vor dir schützen?«
    »Damit etwa?« Er lachte, dass die Reißzähne sichtbar wurden. »Das Zeug ist doch nur ekelhaft.«
    »Hat es gar keine Wirkung auf dich?«
    »Das ist Hokuspokus aus grauer Vorzeit.« Er machte eine abfällige Geste, aber Sam bemerkte, dass er sich einen Schritt zurückzog. Ein wenig Schutz verlieh das Gemüse also doch.

    »Du willst meinen Ruheraum sehen?« Er wies ins Innere des Hauses. »Dann komm.«
    Nebeneinander durchschritten sie die Halle; beim Gehen schlugen die Knoblauchknollen auf Sams Bauch gegeneinander. Sie stiegen nicht wie sonst die Treppe hoch, sondern bogen in einen ebenerdigen Korridor. An seinem Ende tauchte der Tempel aus schwarzem Granit auf, den Taddeusz ihr beim ersten Besuch gezeigt hatte. Davor lag ein kleiner Teich, dessen Wasser so glatt war, als habe man Öl darauf gegossen. Sie nahm an, nun würden sie in das unheimliche Gebäude hineingehen, aber Teddie hielt sie zurück.
    »Nicht dort. Der Tempel ist nur Verzierung.«
    Er machte einen Schritt ins Wasser. Obwohl es tief aussah, benetzte die schwarze Flüssigkeit bloß seine Sohlen. Sam beugte sich vor und erkannte einen metallenen Steg knapp unter der Oberfläche. Auf ihm ging Taddeusz in den Teich hinaus. Er drehte sich um. »Bist du etwa wasserscheu?«
    Auf Zehenspitzen folgte sie ihm. In der Mitte holte Teddie zu ihrem Erstaunen sein Handy hervor und gab eine Ziffernfolge ein. Sogleich öffnete sich eine viereckige Klappe nach unten. Normalerweise hätte sich das Wasser dorthin ergießen müssen; eine Auffangrinne verhinderte es.
    »Hier sind wir vor Überraschungen sicher.« Teddie streckte die Hand aus. »Die Anlage war meine Idee.« Man merkte ihm an, wie stolz er auf die Konstruktion war. »Ich habe Papa so lange zugeredet, bis er sich vor der modernen Technologie nicht länger verschloss.« Er zeigte auf eine schmale Treppe.
    Wenn ich da runtergehe, lässt er mich nie wieder raus, dachte Sam. Warum nehme ich nicht die Beine in die Hand und renne?
    »Dort erwartet dich keine Gefahr«, sagte er, als habe er ihre Gedanken gelesen.

    Gegen ihre sonstige Angewohnheit schlug Sam ein Kreuz und folgte ihm in die Tiefe. Sie erreichten ein uraltes Gewölbe, wie man es in einem solchen Haus erwarten konnte und wie es für eine Vampirfamilie standesgemäß erschien.
    »Das ist der Geschmack meines Vaters.« Entschuldigend zuckte Teddie die Schultern. »Diese Art Schlafzimmer ist nicht zeitgemäß, ich weiß, aber in diesem Punkt ist Valerian konservativ.«
    Zuerst traute Sam ihren Augen nicht, aber war es wirklich verwunderlich, dass hier unten zwei mächtige Särge standen, erhöht auf marmornen Katafalks? Entsprach das Gewölbe aus unbehauenem Stein, entsprachen die Gasfackeln an den Wänden nicht genau der Vorstellung, die man vom Ruhelager eines Vampirs hatte? Die Särge waren geschlossen; Sam zweifelte nicht daran, dass sie nun, nach Sonnenuntergang, leer waren.
    »Hier schlafen du und dein Vater?«, fragte sie, als sei es das Natürlichste von der Welt.
    »Nur wenn wir in London sind. Auf Reisen verwenden wir selbstverständlich leichtere Boxen.«
    »Klar.« Neugierig bewegte sie sich durch die Krypta, ihre Augen suchten den dritten Sarg.
    »Allerdings wurden in den guten alten Zeiten selbst diese übergewichtigen Särge auf große Fahrt geschickt.« Teddie trat an einen Katafalk. »Sieh mal.« Er führte eine verrostete Eisenstange durch zwei metallene Hülsen, wodurch er den Sarg verriegelte. »Dann wurde ein Vorhängeschloss drangehängt, das verhinderte, dass Uneingeweihte in die Box einbrechen konnten. Schließlich verfrachtete man das Ding in den Laderaum eines Schiffes und schon ging es die Themse hinunter und hinaus aufs Meer.« Die Geschichte amüsierte ihn. »Was für ein Aufwand, bloß um unsere Familie durch die Welt zu schippern.«

    »Gibt es euch wirklich überall?« Sie berührte den Eisenriegel.
    »Kulturen verschmelzen, die Welt wird ein Dorf: Es ist der Lauf der Dinge. Warum sollten meine Leute nicht auch davon profitieren?«
    Währenddessen bemerkte Sam eine Reihe vergitterter Türen an den Wänden. »Was wird dahinter aufbewahrt?«
    Teddie ging auf die nächstgelegene Tür zu, legte einen Schalter um, das Zischen von Gas, hinter dem Gitter entzündete sich

Weitere Kostenlose Bücher