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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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Essensgeschmack zu ver feinern. Die Menge an Knollen aber, die sie eingekauft hatte, wäre ausreichend für Jahre gewesen. Sie fand ihre Vorbereitungen so albern, dass sie mehrmals laut lachen musste. Zum Beispiel, als sie drei Knoblauchzöpfe der Länge nach zusammenknotete, um ihren Bauch band und wie einen Gürtel befestigte. Als sie das Heiligenbild zur Hand nahm, wurde sie an ihre früheste Kindheit erinnert: Ihr Vater hatte es ihr geschenkt; es zeigte Jesus auf dem Ölberg, in der Stunde seiner ärgsten Bedrängnis. Sam steckte es in die Brusttasche, genau über dem Herzen. Sie nahm das kleine Kreuz von der Wand, es war aus Birkenholz, weiß und schlicht. Ihr Vater hatte erzählt, es sei vor Jahrhunderten aus einem großen Kreuz geschnitten worden, das zur Zeit der Kreuzzüge den Ordensrittern vorangetragen worden sei. Sie steckte es so in den Ärmel ihres Mantels, dass sie es jederzeit hervorziehen konnte. Bevor sie das Krankenhaus verließ, machte sie einen Umweg über den Kühlraum: Sam brauchte Blut.
    Während sie gleich darauf im überfüllten Bus stand, glitten ihre Augen über den Plan der öffentlichen Verkehrsmittel. Am Notting Hill Gate hätte sie auf den Flohmarkt gehen können, in der Beaufort Street kannte sie ein preiswertes Schuhgeschäft. Wäre sie in Westminster ausgestiegen, läge die Pracht des alten mächtigen London vor ihr. Sie aber musste zum Belgrave Square. Samantha hasste diesen Weg mittlerweile; hätte sie gewusst, welche Abscheu der Platz eines Tages bei ihr hervorrufen würde, sie hätte Teddies Einladung dorthin gewiss ausgeschlagen. Vor Anspannung knirschte sie mit den Zähnen. Du musst nur noch einmal in das schreckliche Haus, weil du
deinen Freund nicht im Stich lassen darfst. Sam hoffte inständig, dass Richard in der Zwischenzeit nichts passiert war. Während sie sicherheitshalber nach dem Kruzifix in ihrem Ärmel tastete, bemerkte sie den angewiderten Blick des Gentleman neben ihr: Der strenge Geruch, der von Sams Knoblauchgürtel ausging, veranlasste ihn, von ihr abzurücken.
    Von Hyde Park Corner ging sie die wenigen Straßen, bis sie das Tor mit dem schmiedeeisernen K erreichte. Bevor Sam i hren Vorstoß begann, nahm sie eine Knoblauchknolle und biss hinein. Sie schüttelte sich vor Ekel; der Geschmack des frischen Knoblauchsaftes war nicht schlimm, doch gleich würde dieselbe Wirkung einsetzen, wie wenn man beim griechischen Schnellimbiss zu viel Tsatsiki aß. Es setzte noch eine andere Reaktion ein: Das Kind in ihr begann, auf eine Weise zu revoltieren, dass Sam sich augenblicklich am Gitter festhalten musste. Der Junge strampelte und boxte, er gebärdete sich wie ein Berserker; sie hatte den Eindruck, dass er in ihrem Bauch regelrecht schrie. Er protestierte gegen den Saft, den die Mutter zu sich nahm. Ich will dich nicht vergiften, redete Sam dem Fötus zu, bitte hör auf, ich beiße auch nicht wieder in diese Knolle. Es dauerte eine Weile, bis das Kind sich beruhigte. Sam zog an der Klingel.
    Noch während sie auf das Portal zulief, erkannte sie die hochgewachsene Silhouette. Dort stand ihr Geliebter, dort stand der Mörder von Mr Bull und wahrscheinlich von unzähligen anderen.
    »Du liebst Überraschungen fast so sehr wie ich«, begrüßte Taddeusz sie. Er sah so unverschämt gut und dabei so freundlich aus, dass es Sam wie immer schwerfiel zu glauben, dass dies nur eine Maske war, hinter der sich seine tiefe Verdorbenheit verbarg.
    »Du vernachlässigst mich.« Sie lächelte angestrengt.

    »Du hast recht.« Sein Gesicht wurde traurig. »Ich habe es nicht übers Herz gebracht, dich …« Er biss sich auf die Lippe. »Wie geht es dem Kleinen?«
    »Der wächst in einem Tempo, dass mir ganz schwindelig wird.« Durch den Mantel hindurch präsentierte sie ihren Kugelbauch.
    »Komm.« Er zog sie über die Schwelle.
    Mit pochendem Herzen sah Sam zu, wie die schwarze Pforte hinter ihr zufiel. Von nun an war sie auf sich allein gestellt.
    »Willst du in den Turm?«
    »Lieber nicht, Taddeusz.« Sie standen sich gegenüber. Beiden war die unlösbare Situation bewusst. »Ach Teddie, was soll nur aus uns werden?«
    »Was könnte denn aus uns werden?« Er hatte sie noch nicht berührt. »Weshalb bist du gekommen?«
    »Ich möchte mehr über dich erfahren. Über euch.« Wenn du wüsstest, weswegen ich in Wirklichkeit hier bin, dachte sie und drängte sich an ihn. »Ich möchte sehen, wo du dich tagsüber aufhältst.«
    Auch er legte die Arme um sie, zuckte aber im nächsten

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