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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Höhle und lachte.
    »Darin sieht man, wie sehr du eine Frau bist«, sagte er. »Es sieht aus wie ein Hochzeitszimmer.«
    »Ich habe es bei der Ausbildung in Irkutsk gelernt. Überleben in der Einsamkeit, bei 30 Grad Frost, allein in der Taiga. Da habe ich Bäume ausgehöhlt und das sibirische Feuer angemacht, sonst wäre ich erfroren –«
    »Wir wollten nicht davon sprechen«, sagte Lucek langsam. »Nicht von dem, was du damals warst.«
    Er nahm ihren Kopf zwischen seine zitternden Hände und küßte sie auf die geschlossenen Augen. Dann half er ihr bei dem Bespannen der Wände und setzte sich später erschöpft auf eine der aufgeblasenen Matratzen.
    »Nun sind sie schon zwei Tage unterwegs«, sagte er und atmete schwer, was in der Brust tausend Nadelstiche erzeugte. »Ob sie über die Grenze sind? Sie müßten es eigentlich, wenn alles so gelaufen ist, wie Pilny geplant hat.«
    »Sie sind bestimmt schon in Deutschland.« Valentina sah auf ihre Uhr. »Drei Uhr? Hast du keinen Hunger, Micha?«
    »Wie ein Wolf, Liebling.«
    »Ich bin eine miserable Hausfrau.« Valentina beugte sich über Lucek und zog seinen Kopf an den Haaren zurück. »Was wünscht der Herr? Bratwurst mit Sauerkohl? Grüne Bohnen mit Speck? Gulasch mit Nudeln? Die Küche ist für alles bereit … ich muß nur eine Dose öffnen. Speisekarten werden erst morgen gedruckt, mein Herr …«
    Lachend, Arm in Arm, traten sie aus der Höhle und blinzelten in die Sonne. Nach dem Regen des vergangenen Tages war die Luft herrlich klar, das Grün der Bäume leuchtete wie poliert.
    Und dann sahen sie ihn.
    Er stand am Waldrand. Schäferhundgroß, struppig, den Kopf witternd vorgestreckt, die Läufe gegen den Boden gestemmt. Ein leises, dumpfes Knurren kam zwischen den leicht hochgezogenen Lefzen hervor, die Augen funkelten grün und böse.
    »Bleib stehen –« sagte Lucek gepreßt und schob sich vor Valentina. »Bleib ganz ruhig stehen …«
    Valentina lehnte sich an den Felsen. Sie hatte keine Angst, sie war nur verwundert, plötzlich ein anderes Lebewesen in dieser wilden Einsamkeit zu sehen.
    »Das ist doch kein Wolf«, sagte sie leise. »Hier gibt es doch keine Wölfe. Er ist auch viel zu groß. Das ist weiter nichts als ein weggelaufener Hund.«
    »Ein verwilderter Hund.« Lucek nickte. »Er ist wieder zum Wolf geworden. Und er hat Hunger.« Er schob Valentina in die Höhle zurück, bückte sich und nahm ein langes Klappmesser aus der neben dem Eingang stehenden Materialkiste. »Er ist doppelt gefährlich … er wird uns anfallen vor Hunger … und er wird uns mit seinem verrückten Gebell verraten. Er hat jetzt Fressen gewittert, und er wird wiederkommen, wenn wir ihn wegjagen.«
    »Was willst du tun?« Valentina hatte eine der Pistolen aus der Kiste genommen, die Pilny zusammen mit einem Gewehr und zwei anderen Pistolen gleichfalls zurücklassen mußte. Lucek schüttelte den Kopf.
    »Nicht schießen, Miroslava. Um uns herum liegen die Russen. So ein Schuß alarmiert sie. Es muß lautlos gehen –«
    Er trat zwei Schritte vor, das Messer in der Hand.
    Der riesige Hund am Waldrand knurrte lauter. Er schob die Lefzen hoch und zeigte ein weißes, blinkendes, starkes Gebiß mit vier spitzen, langen Reißzähnen. Valentina behielt die Pistole in der Hand und schob unhörbar den Sicherungsflügel zur Seite.
    Wie kann Micha gegen diesen Hund kämpfen, dachte sie. Er hat doch noch keine Kraft. Für ihn ist dieses Tier wie ein Riese, der ihn zermalmt. Jetzt zieht das Biest den Kopf an, die Vorderläufe senken sich … es ist sprungbereit.
    »Bleib stehen, Micha … um Gottes willen, bleib stehen«, sagte sie tonlos. »Versuch, ihn heranzulocken … Ich werde eine Gulaschdose öffnen und ihm hinwerfen. Das wird ihn ablenken.«
    Sie versuchte, hinter Lucek zur Küchenhöhle zu schleichen, aber der Hund, jede Bewegung mit seinen glitzernden Augen verfolgend, verstärkte sein Knurren. Tief grollte es aus seinem Hals, der dicke, buschige Schweif schlug hin und her.
    »Zurück!« schrie Lucek und duckte sich.
    Der riesige Hund, schwarzbraun, zottelig, ein Höllenbiest wie aus der Sage, bewegte den Kopf hin und her. Sein Gebiß blitzte in der Sonne, dahinter leuchtete der Rachen blutrot.
    »Komm –« sagte Lucek mit ruhiger Stimme und bewegte sich langsam vorwärts. Nur noch sechs weite Schritte trennten ihn von dem verwilderten, bösen, aus grünen Augen funkelnden Hund. »Komm …« lockte er. »Komm her … komm her … sei still, mein Lieber … sei still … brav,

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