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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unersättliches Teufelchen, unsere Valentina«, sagte er gemütlich. »Nutzt meinen Schlaf aus und kriecht zu ihm ins Bettchen! Enttäuscht er nicht, mein Füchslein? Wie kann er ein guter Liebhaber sein bei seiner Schwäche? Oder sammelt sich bei den Sterbenden alle Kraft an einer Stelle?«
    »Gehen Sie hinaus!« Valentina setzte sich und drückte die Decke gegen die Blöße. »Wie kann man solch ein Schwein sein, Andrej Mironowitsch? Was haben Sie mir versprochen?«
    »Die Freiheit dieses jungen Feuerkopfes.«
    »Und mehr! Stillschweigen!«
    »Habe ich das?« Tschernowskij sah Valentina aus glänzenden Augen an. »Soll man sein Herzchen schonen? Valentinuschka, eine Frage im Hellen: Kommst du mit nach Moskau?«
    »Ja –«, sagte sie hart.
    »Du bleibst bei mir, wohin man mich auch versetzt?«
    »Ja … aber nun gehen Sie endlich.«
    »Wir werden heute abend schon nach Moskau zurückfliegen, weißt du das?«
    »Das ist mir gleichgültig … Warum gehen Sie nicht endlich? Wollen Sie, daß er jetzt wach wird?«
    Tschernowskij wandte sich ab und ging zur Tür. Dort aber drehte er sich noch einmal um. Sein Gesicht war kantig und verschlossen … die Maske der Macht.
    »In einer Stunde fahren wir weiter«, sagte er laut. »Ich habe nur noch wenig Zeit, das zu regeln, was getan werden muß –«
    Er verließ das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Davon erwachte Lucek und hob den Kopf. Dann spürte er Valentina neben sich und wälzte sich ächzend herum.
    »Du –«, sagte er und sank mit dem Kopf zwischen ihre Brüste. »Du bist bei mir … Wie lange schon?«
    »Die ganze Nacht –«
    »Und ich habe geschlafen.«
    »Es war gut so, Micha. Die Fahrt war anstrengend. Ich habe die ganze Nacht neben dir gelegen und deinen Schlaf bewacht …« Sie drückte Lucek an sich und seufzte, als seine Hände über ihren nackten Körper glitten und die Wonnen erzeugten, die Tschernowskijs Wildheit nie in ihr erwecken konnte. Dann aber hielt sie die Hand fest und schüttelte den Kopf.
    »Wir müssen aufstehen, Micha …«, sagte sie mit belegter Stimme.
    »Ich will dich fühlen, Miroslava … ich will dich fühlen …«
    »Uns bleibt noch so viel Zeit, Micha«, sagte Valentina. Ihre Stimme war fest und überzeugend, und das wunderte sie selbst. »Ein ganzes Leben bleibt uns … hunderte Nächte und hunderte Tage …«
    Er nickte, streichelte ihren Körper und küßte sie. Ein Hustenanfall durchschüttelte ihn und warf ihn auf den Rücken. Er keuchte, drückte beide Hände gegen den Verband und stöhnte vor Schmerzen. Nie überlebe ich das, dachte er. Mein Körper ist ausgelaugt, er wird vor den Giften in ihm kapitulieren. Ich werde sterben … jetzt gleich, in wenigen Sekunden … ich zerplatze, ich zerspringe, ich reiße mich mit meinem Husten selbst auseinander. Miroslava … bleib bei mir … bleib bei mir … wo ist deine Hand … ich sehe dich nicht … o mein Gott … ich – sehe – dich – nicht –
    Dann war der Anfall vorbei, er lag schweißüberströmt im Bett, und Valentina wusch ihm das Gesicht und die Brust. Köstlich war das kalte Wasser, unbeschreibliches Wohlgefühl durchrann ihn … er lächelte sie dankbar an und schwieg, als sie sich anzog und ihre blanke Schönheit unter der karierten Bluse und den Blue jeans verschwand.
    Kurz darauf klopfte es höflich an der Tür. Tschernowskij trat ein. Er betrachtete Valentina, die gerade ihr Haar zusammenband, und dann Lucek, der noch immer keuchend auf dem Rücken lag.
    »Ich hörte Sie husten«, sagte er in seinem holprigen Tschechisch. »Haben Sie sich überanstrengt?« Dabei lächelte er infernalisch. Valentina biß die Lippen zusammen.
    Mühsam setzte sich Lucek auf und lehnte sich gegen die Bettwand.
    »Was haben Sie mit uns vor?« fragte er.
    Tschernowskij setzte sich neben der Tür auf den einzigen Stuhl, der in dem karg möblierten Zimmer stand. Elegant schlug er die Beine übereinander.
    »Das fragen Sie mich jetzt schon zum zwanzigsten Male! Ich habe Ihnen doch gesagt: Sie kommen in ein Krankenhaus.«
    »Wer kann das glauben?« sagte Lucek.
    »Es wird langweilig, Michael Lucek. Ihre Generation scheint zum Mißtrauen geboren zu sein.« Tschernowskij erhob sich von seinem Stuhl. »In einer halben Stunde fahren wir. Sie werden sehen, daß ich Sie dorthin bringe, wo alle Probleme enden.«
    *
    Die Abfahrt wurde zu einer sehr kritischen Situation.
    Um den russischen Jeep hatten sich mittlerweile über zweihundert Leute versammelt. Man hatte Steine unter die

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