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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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keine Nachricht. Jedes Quartier ist meldepflichtig, Herr Offizier!«
    »Ich bezahle!« sagte Tschernowskij, schob den Wirt zur Seite und betrat die Schankstube. »Ein Doppelzimmer und ein Einzelzimmer. Fragen Sie nicht … hier haben Sie 200 Kronen. Ist das genug? Na also … zeigen Sie uns die Zimmer, und helfen Sie uns. Im Wagen ist ein Verletzter … er schläft, starke Schlafmittel … Worauf warten Sie noch?«
    »Ich wundere mich«, sagte der Wirt und knipste das Treppenlicht an. »Ein Russe, der bezahlt …«
    Tschernowskij schwieg, nur seine Ohren wurden rot. In einer anderen Situation, dachte er, würde ich nicht gezögert haben, diese Wanze an der Wand zu zerdrücken. Er ist ein glücklicher Mensch, daß er mich gerade in dieser Lage trifft.
    Der Wirt und Tschernowskij trugen kurz darauf Michael Lucek in das Einzelzimmer und legten ihn so, wie er war, aufs Bett. Nur die Schuhe zog ihm der Wirt aus.
    Tschernowskij wartete, bis der Wirt gegangen war, und setzte sich dann auf die Bettkante. Mit gerunzelter Stirn sah er Lucek an. Was er in diesen Minuten dachte, blieb für immer verborgen, doch es waren Gedanken, die in ein Wörterbuch des Satans gehörten. Dann stand er auf, deckte Lucek bis zum Halse zu, aber das war keine fürsorgliche, väterliche Geste, sondern eher wie das Hochziehen eines Leichentuches.
    Im Doppelzimmer brannte nur die Tischlampe neben dem linken Bett, als Tschernowskij hereinkam. Valentina Kysaskaja lag schon unter der weiß bezogenen Wolldecke und sah ihm mit großen, schwarzen Augen entgegen. Die Haare hatte sie aufgesteckt. Ihre Schultern waren nackt. Tschernowskij ahnte, daß auch ihr übriger Körper entblößt war. Sein Gaumen wurde plötzlich trocken, eine Hitzewelle überflutete ihn und schien ihn auszudörren.
    »Laß die Haare herunterfallen, Valentinuschka …«, sagte er mit lederner Kehle. »Ich liebe es, wenn die Haare flattern, wenn man sich in ihnen vergraben kann …«
    Stumm setzte sich Valentina auf und band die Haare los. Dabei rutschte die Decke von ihren Schultern und fiel bis zu den Hüften. Ihre vollen, starken Brüste schimmerten im Licht der Lampe, runde, glänzende Kugeln mit dunkelroten breiten Monden und harten, blutvollen Warzen.
    »Gefällt es Ihnen so, Andrej Mironowitsch?« fragte sie nüchtern. »Oder soll ich sie schütteln, damit sie noch wilder aussehen?«
    »Es ist gut so, sehr gut«, stammelte Tschernowskij. Er sah sich um. Kein Vorhang teilte den Raum, keine spanische Wand … nur ein Stuhl stand zwischen dem Schrank und dem Waschbecken. Valentinas Kleider lagen auf dem Boden vor dem Bett, zusammengefaltet, fast militärisch ordentlich. Auch dies war eine Demonstration: Ich bin im Dienst. Ich verrichte eine Pflicht.
    Tschernowskij biß die Lippen zusammen. Er streifte den Uniformrock ab, riß das Hemd über den Kopf und schleuderte die Stiefel in die Ecke. Dann blickte er zu Valentina. Sie saß noch immer hoch aufgerichtet im Bett, das Licht auf ihren herrlichen Brüsten, und sah ihm interessiert zu. Ihre Hände spielten mit den langen, schwarzen Haaren.
    »Hat sich noch nie ein Mann vor Ihnen ausgezogen?« knurrte er. Zögernd begann er, die Hosenknöpfe aufzudrücken.
    »Noch kein Oberst der Roten Armee. Und dann noch vom KGB!«
    Tschernowskij hielt seine Hose fest. Wenn er sie fallen ließ, stand auch er nackt vor ihr, und er wußte, daß es ein Anblick war, der seine ungeheure innere Erregung zur Schau stellte.
    »Ich liebe dich, Valentinuschka –«, sagte er heiser.
    »Lassen Sie die Hose fallen, Andrej Mironowitsch –«
    »Du bist frivol –«
    »Lassen Sie alle Illusionen weg, Genosse … das hier ist ein hartes Geschäft! Sie sehen, ich zahle –«
    Mit beiden Beinen schleuderte sie die Bettdecke auf den Boden und warf sich dann zurück.
    Tschernowskij atmete tief auf. Wie ein Seufzen klang es, ein schluchzendes Stöhnen fast. Er machte zwei taumelnde Schritte und warf sich dann aufächzend über den Körper.
    »Valentinuschka …«, stammelte er. »Mein Engel … meine silberne Wolke –«
    Da biß sie ihn in die Schulter … zweimal, dreimal, vampyrhaft … und er hielt es für Leidenschaft.

XVIII
    Andrej Mironowitsch Tschernowskij schlief noch fest, mit langen, satten Atemzügen, als Valentina sich vorsichtig von seiner Seite aus dem Bett schob.
    Nackt wie sie war, tappte sie zum Fenster und schob die Gardine einen Spalt zur Seite. Über den Häusern von Borovy lag noch jene feierliche, bleiche Stille, die das Herz beruhigt. Die

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