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Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Blutholz: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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ich nachher die Striemen auf Eurem Rücken zählen darf«, gab Bernhard zurück.
    »Da tät Er keine finden«, sagte das Weib entrüstet, schlug ihr Glas auf den bretterten Schanktisch, dass es knallte, und griff zu einem neuen. Dieses hatte Barbara soeben einem sorgfältig gekleideten Altbauern eingeschenkt, der aber, weil er gerade bezahlte, ins Leere griff. Mit einer verschwörerischen Miene wartete er auf das Ersatzglas. Die Komödie hatte ihren ersten Zuschauer.
    »Mademoiselle, ich sag`s Euch«, ereiferte sich das Weib nun mit wogenden Busen, »mein Johann, Gott hab’ ihn selig, war ein anständiger Kerl. Der hat mich noch im Traum auf Händen getragen, wisst Ihr dies? Und wenn`s anders gewesen wär`, hätt’ ich sie ihm entrissen, die Peitsche! Und zwar mit was für einer Wut! Und dann wär’s ihm ergangen! Aber ich hab auch nie was zuzusetzen gehabt wie … «
    »Das wär’ auch noch schöner, dass mir meine Johanna so ins Resolute aufgeht, wie Ihr, mit Verlaub«, sagte Bernhard. »Ich musst’ ja noch froh sein, dass ich in ihrem weitmaschigen Netz hab’ hängenbleiben dürfen!«
    »Das klang vorhin aber irgendwie noch anders«, sagte Johanna laut und ein klein wenig trotzig.
    »Er hat Angst vor der Peitsche gekriegt«, sagte der alte Bauer. »Von so einer schönen Hand geschlagen zu werden … die Vorstellung ist ärger, als …«
    »… wenn ich mich hinstell’, um irgendwem das Leder über den Rücken zu ziehen, wie?« entrüstete sich das Marktweib, deren Busen mit jedem Schluck ein Stück größer zu werden schien. »Da steh’n die Mannsbilder z’sammen! Dabei hab’ ich nur warnen wollen! Denn meine Nachbarin, die schreit nachts, weil er sie peitscht. Und das ein Jahr nach der Hochzeit. Im Rhythmus der Schläg’ hör ich sie. Ach, es ist so zum Gotterbarmen!«
    Barbara konnte nicht mehr an sich halten. Ihr Geschäft lief so gut, dass sie sich vorgenommen hatte, die Komödie etwas zu würzen.
    »Aber vielleicht habt Ihr nur schlecht geträumt? Man müsste es der Nachbarin doch ansehen, wenn sie gepeitscht wird?«
    »Eben, natürlich«, sagte Bernhard eifrig, der an Barbaras auffällig unschuldiger Miene ablas, worauf sie hinauswollte. »Und wenn die Frau Nachbarin schreit, müsste vorher das Knallen zu hören sein.«
    »Wie lang ist’s denn still zwischendrin?«, fragte der alte Bauer und griff sich ein zweites Glas Wein.
    »Sie schreit auf, dann ist es kurz ruhig, dann wieder ein Hieb? Geht’s immer so weiter, ja ?«, fragte Barbara.
    »Genauso ist’s«, wogte der Busen flehend. »Ich bete immer, dass er bald aufhört, der schmutzige Kerl. Und ich weiß’, dass es hilft. Und die Gertrud, so heißt sie, ist tapfer. Wie ich! Jeden Morgen grüßt sie mich und strahlt. Als ob nie was gewesen wär´!«
    »‘s Beten ist langwierig«, sagte der Bauer. »Bis so eine Peitsche hin ist … Da wär’s besser, Ihr gingt einmal nachschauen.«
    »Lang hör’ ich’s auch nicht mehr mit an. Dann sag ‘ ich was!«, rief das Weib empört. Entschlossen schluckte sie den Rest Wein in ihrem Glas. »Dann komm’ ich mit der Peitsche. Und dann gibt’s! Trotzdem tu’ ich weiterbeten. Dann schlägt’s dem Kerl ins Gewissen, dass …«
    »… nach einem Viertelstündchen alles vorbei ist«, sagte Bernhard grinsend und fasste Johanna um die Hüfte, die sich ihm aber empört entwand. Barbara schmunzelte. Johanna schien sich bis zur Verlobung bewahren zu wollen.
    »Ein Viertelstündchen?« tat Barbara erstaunt. »So ein Kerl. Und man weiß ja nicht, wie lang er schon so peitscht!«
    »Ich stell’ ihn jetzt gleich zur Rede, den Kerl!« ,rief der Busen. »So richtig in Stimmung bin ich jetzt. Wer weiß, was er sich für heut’ Nacht wieder für Qualen ausgedacht hat!«
    Sogar Johanna musste lachen, als das Weib entschwunden war. Barbara hatte ihr das eine Glas erlassen, denn, so sagte sie, dieser Mut müsse einfach belohnt werden.
    »Trotzdem, es war nicht fein«, sagte Johanna. »Eigentlich hab’ ich mich geschämt. Und Ihr, Madame van Bergen, ich weiß gar nicht …«
    »Das liegt an der guten Nachbarschaft«, sagte Barbara leichtfertig. »Euer Bernhard hat mir viel geholfen. Und wenn’s mit dem Wein bergauf geht, liegt es ein winziges bisschen auch an ihm.«
    »Madame und ich kennen uns eben schon länger als ein Viertelstündchen«, sagte Bernhard mit funkelnden Augen. »Da darf man so etwas. Was glaubst? Sie ist mit Maria per du!«
    »Auf dem Fest wünsch` ich, Euch näher kennenzulernen, Barbara«,

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