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Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Blutholz: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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war. Unstreitig wirtschaftete auf den Feldern, an den Obstbäumen, Hecken, Gemüse- und Blumenbeeten, in den Kräuterverhauen und Handwerkerhäusern nämlich das starke Geschlecht des Herrn und das in einer Emsigkeit, die aggressiv machte.
    Wie sollte er dies wimmernde Bündel jetzt, ohne bemerkt zu werden, loswerden? Der Weg führte im Süden direkt an der Klosterpforte und an mehreren Handwerkshäusern vorbei, aber da wurde schon allerlei gewerkelt und auf jeden Fall würde man ihn neugierig mustern. Die Wirtschaftsgebäude der Klosterarbeiter waren von außen nicht zugänglich und dabei so dicht an den Berghang gebaut, dass er sich im Unterholz seine Tracht zerrissen hätte. Es blieb nur noch die Ostseite. Im Schutz der alten Kapelle würde er das Kind über die Mauer werfen – bevor er dort angelangt war, hätte man ihn zwar längst gesehen, aber dies war die einzige Möglichkeit.
    Jacob lauschte in sich hinein, ob seine Nerven diese unausweichliche Anforderung durchstehen würden. Er hörte auf den schwachen, durch die Tannen pfeifenden Wind und spürte das Zittern des Pferdes. Sein Mund war trocken, und in seinem Rücken kitzelten Schweißtropfen. Doch trotzdem fühlte er ein klein wenig Stolz in sich aufsteigen: Er allein hatte sein Schicksal gemeistert, von Anfang an! Er, Jacob Schnitzer!
    Trotzig schob Jacob das Kinn vor. Dann stieg er langsam aus dem Sattel, schnürte das Kind mit den Kissen los, zog die weißen leinenen Bezüge ab und stopfte sie mit seiner Mütze in den Quersack. Das Kind, das gerade erst eingeschlafen war, fing sofort an zu schreien, aber wieder im Sattel drückte ihm Jacob brutal eins der beiden Kissen auf den Kopf. Es lag jetzt quer vor ihm, eingequetscht zwischen seinem Unterleib und dem Sattelknauf. Der Galopp würde seinen Braunen die letzten Reserven kosten, aber dies war ihm jetzt ebenso gleichgültig wie das erstickte Schreien des zwischen den Kissen zappelnden Kindes.
    Ein kurzer Augenblick nur und Jacob war an der Klosterpforte vorbei. Tief über die Kissen gebeugt, schaute er weder links noch rechts, sondern konzentrierte sich auf die stampfenden Hufe, die den federnden Waldboden aufrissen. Niemand schenkte dem Reiter allerdings mehr als einen flüchtigen Blick, denn des öfteren musste dieser Weg, der entlang des Tennenbachtals wieder zurück nach Emmendingen führte, eilige Kuriere verkraften, die nach Waldkirch oder Ettenheim wollten.
    Die Kapelle war zum Greifen nah. Jacob zügelte das Tempo des schäumenden, überanstrengten Pferdes und tätschelte ihm wohlwollend den Hals. Das Kind erlöste er aus der Qual der Kissen, obwohl er sich sagte, dass er es einfacher haben würde, wenn es erstickt wäre. Mit der ganzen restlichen Kraft seines jungen Lebens strampelte und schrie es vor ihm, so dass Jacob schon anfing seine Weichheit zu bereuen. Doch wozu dann all diese Anstrengungen? Zum sauberen Kindsmord hätte der Rhein besser eingeladen!
    Ganz schnell musste es gehen. Die Klostermauer war aber zu hoch, um das Kind einfach drüber zu werfen. Nur wenn er sich auf den Sattel stellte, würde es für die erforderliche Höhe reichen. Beruhigend sprach Jacob auf seinen Braunen ein, kraulte ihm hinter den Ohren und klopfte ihm den Hals. So dicht wie möglich dirigierte er ihn an die Quader heran, kniete sich auf den Sattel und krallte sich in eine gerade noch erreichbare Spalte. Langsam zog er sich hoch, während er mit der anderen Hand Kissen und Kind seitlich an sich presste. Das schweißnasse Tier blieb ruhig, aber Jacob merkte, wie kräftig es unter seinen Füßen zitterte. Nur einen winzigen Augenblick musste er freihändig stehen, dann lag das Bündel auf dem Mauerrand und Jacob hatte beide Arme frei.
    »Ich hätte dich nicht lieben können«, sagte er leise, dann ließ er das Kind in die Tiefe fallen. Es plumpste genau in die Mitte der Kissen und Jacob war erleichtert, dass sein lautes Schreien gleich in ein Wimmern überging. Er war sich nicht sicher, ob es unverletzt geblieben war, aber die Zufriedenheit, dass niemand sein Verbrechen bemerkt hatte, verdrängte schnell Herzklopfen und Zweifel. Die Kapelle bot wirklich guten Sichtschutz. Spätestens abends, beruhigte er sich, würde einer von diesen graubraun gewandeten Klosterarbeitern das Kind finden. Doch nur weg jetzt, weg von hier! Noch einmal die Kleider gewechselt und zurück auf den Hof. Schließlich musste er Anteilnahme heucheln, Maria trösten – mit seinem Sohn!
    8
    Ein Ausgestoßener war er gewesen und alle

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