Blutholz: Historischer Roman (German Edition)
angesetzt. Bernward bewies eine glückliche Hand, die zu Fuß, zu Pferd und mit Wagen gekommene Hochzeitsgesellschaft zu einem stattlichen Zug zu ordnen. Die Musikanten machten den Anfang. Hinter ihnen, in einem bequemen Zweisitzer, kam das Brautpaar, gefolgt von Schwester Catharina und Ute auf ihrem abgedeckten Brautwagen. Bernward auf seinem Schimmel war der nächste, zu seiner Linken auf einem Braunen der Amsterdamer Heirats-Commissar. Hinter ihnen dann die übrige Gesellschaft. Auf einen Wagen folgten zwei Reiter, darauf zwei Personen zu Fuß und so fort. Den Schluss machte Riecke mit einem Korb voller Rosmarinzweige, die sie nach der Trauung an alle verteilen wollte.
7
In Niederrotweil wartete eine Überraschung auf Barbara. Vor St. Michael diskutierten lebhaft drei Personen miteinander, von denen die eine unschwer als Priester, die anderen beiden als Mönche auszumachen waren. Einer in Weiß, einer in Braun, beide so ziemlich gleich dick. Ein freudiger Stich durchzuckte Barbara, denn der braun Gewandete konnte nur der dicke Rudolf sein, ihr Winzerlehrmeister, humoriger Verehrer und väterliche Freund. Aber wer war der andere? Dass es Johannes nicht war, sah sie schon von weitem, obwohl es sie mehr als alles andere gefreut hätte. Seine schwere Krankheit hatte er erst vor ein paar Tagen überwunden, so dass Maurus Berier, der neue Abt, ihm strikt verboten hatte, in seinem Zustand und Alter die Anstrengungen von Reise und Hochzeit auf sich zu laden – so hatte er vor einer Woche Mère Bataille seinen unabänderlichen Entschluss mitgeteilt.
Wer also war der andere? Sein weißes Habit zeigte, dass er aus Tennenbach gekommen war, ebenfalls schien er nicht mehr ganz jung zu sein. Aber wer von den ehrbaren weißen Mönchen verstand sich mit einem Konversen vom Schlag des dicken Rudolf?
»Barbara, mein Mädchen«, rief Rudolf, sobald der Zug auf Hörweite heran war. »Barbara, Barbara – ich steh’ vor den Trümmern meines Lebens. Dich so zu sehen!«
Ohne Einwände zu haben, ließ Cees seine Braut von Rudolf aus dem Wagen heben. Schwester Catharina wollte ihren Augen nicht trauen, wie sie dies sah. Zumal Bruder Rudolf die verzückteste Miene machte, weil Barbara ihn unfreiwillig die volle Pracht ihres tiefen Ausschnittes genießen ließ.
»Barbara, entschuldige. Aber der liebe Gott hat Konversen und Mönche leider nicht als solche, sondern als Männer geschaffen. Und an die gegenwärtige Mode hat er dabei bestimmt nicht gedacht.«
»Schon verziehen«, strahlte Barbara ihn an. »Aber wer sagt mir, dass du heute nacht nicht noch von ganz anderen Dingen träumst?«
Catharina verschluckte sich derart, dass Schwester Ute ihr ein kräftig den Rücken klopfen musste. Und als sie hörte, was Rudolf Barbara antwortete, stand ihr Urteil über alle Arten von Zisterziensern endgültig fest.
»Ein bisschen Farbe im Kopf schadet nicht, fürwahr. Ach, Barbara, ich wollt’, ich könnt’ tanzen wie ein Hofmeister. Dann wärst du heut Abend mein!«
»Du darfst es versuchen, Rudolf«, sagte Cees. »Aber nur, wenn dir Barbaras Füße genauso kostbar sind wie deine Burgunder!«
»Und wenn du versprichst, ein wirklicher Kavalier zu bleiben«, scherzte Barbara.
»Alles was du willst!« rief Rudolf enthusiastisch. »Die Hauptsache, du machst viele Hofknickse. Aber, Barbara, neben mir steht jemand Besonderes. Seinen Namen wirst du vergessen haben, aber einst hast du ihn heftig geküsst.«
»Freilich nur den kleinen Finger, Barbara«, sagte Martin schnaufend. »Außerdem wart Ihr kaum größer als der Ausschnitt Eures Kleides.«
»Mit Verlaub, Bruder«, bemerkte Cees ein wenig bissig, »ich dachte immer, ihr Mönche sprecht nur in stilo breviario , aber wie ich gerade hören kann, beherrscht ihr den stilum urbanum nicht minder.«
»Nicht doch, Cees«, beruhigte ihn Rudolf. »Bruder Martin versucht nur, mit meiner Zunge mitzuhalten.«
»Und außerdem stimmt es doch, mon cher epoux , mein teurer Gemahl«, sagte Barbara und hauchte Cees einen Kuss auf die Wange. »Wer hat denn dieses Kleidchen ausgesucht?«
»Aber es ziemt sich nicht«, mischte sich Schwester Catharina ein. »Bruder Martin, Bruder Rudolf: Ihr habt Stand und Würde zu wahren.«
» Oh, ma maman «, kicherte Barbara. »Ihr Schwestern de Notre Dame . Immer fein, ewig anständig. Ihr kriegt Platz in ´immlische Theater ganz vorn.«
»Barbara«, sagte Rudolf, »jetzt wird’s mir zu lästerlich. Und damit wir alle nicht immer weiter in den falschen Ton rutschen:
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