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Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Blutholz: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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über die Wirkung der Schnürung, derzufolge ihr bei jedem Atemzug der Busen bebte.
    Riecke servierte Kaffee und Schokolade, zusammen mit warmen Hörnchen und Wecken aus Weißmehl. Einige davon waren mit Hefe gebacken und schmeckten Bernward so gut, dass er ins Schwärmen geriet – was natürlich nur an Rieckes Quittenmus lag und ihrem nach einem spanischen Rezept zubereiteten Zitronen-Ingwer-Gelee.
    Die ungekünstelte Laune des Justitiars nahm Barbara allmählich ihre Unsicherheit. Denn obwohl sie großen Appetit hatte, traute sie sich längst nicht, wie die Herren zuzulangen – aus Angst, ihrem Kleid könnte ein Malheur zustoßen. Ihre Sitzhaltung sah in dem flandrischen Eichenlehnsessel zwar königlich aus, entspanntes Genießen aber war unmöglich. Trotzdem gelang es Bernward, sie in ein amüsantes Gespräch über die Gaumen und Magen zuträglichen Säuregrade zu verwickeln: von der Zitrone über die Johannisbeere bis zum Weinessig und Apfelmost. Cees erzählte anschließend von einem Besuch in den Essigkellereien Modenas, wo Essige mit einem so unvergleichlichen Aroma lagerten, dass sie den gleichen Preis erzielten wie kostbare Weine. Solch ein Essig über Erdbeeren oder Himbeeren, dazu frischer grüner Pfeffer wären ein Genuss, der einem Lukull gefallen hätte – eine Vorstellung, die Bernward wiederum das Grausen ins Gesicht trieb.
    Während Riecke abräumte, kamen bereits die ersten Gäste. Es regnete Komplimente, die Barbara immer weniger in Verlegenheit brachten. Wie eine wirkliche Königin nickte und lächelte sie gelassen, fand immer neue Worte des Dankes und ob es Cees passte oder nicht: seine Braut wurde umschwärmt wie eine, die noch zu haben war.
    Ganz in Schwarz erschien der hagere holländische Zusammensprecher, ein vereidigter Amsterdamer Standesbeamter, der mit dem Bräutigam auf eine weitläufige Art verwandt war. Es war ein günstiger Zufall, dass dieser Amsterdamer Verwandte gerade eine Reise den Rhein hinauf in die Schweiz angesetzt hatte, denn so konnte er gleich die Rechtsnachfolgschaft besiegeln. Cees bewies ehrenhaftes Verantwortungsbewusstsein, dass er Barbara zum Schutz gegen Ansprüche seiner Verwandten, die sowohl gegen die gemischte Ehe als auch gegen die Heirat mit einer Ausländerin waren, in den holländischen Akten als Rechtsnachfolgerin einschreiben ließ.
    Nach dem Zusammensprecher wartete man nur noch auf die Breisacher Schwestern. Zwei waren geladen. Dass Catharina kommen würde, war selbstverständlich. Aber wer war die zweite? Es war Mère Batailles Entscheidung. Weil bei ihr stets das Angenehme mit dem Nützlichen und christlich Gebotenen einherging, befürchtete Barbara, dass es Schwester Marianne sein würde, ausgewählt, um sich mit ihr zu versöhnen und um alte Wunden heilen zu lassen. Aber die alte Oberin bewies einen viel praktischeren Sinn. Wichtiger schien ihr die Eintracht im eigenen Haus. Schwester Ute war es, die den zugedeckten Brautwagen der Breisacher Nonnen mit Catharina teilte. Unterwegs hatten sich die beiden Schwestern fest versprochen, die gegenseitigen Sticheleien zu beenden, schworen es angesichts Barbaras Mitgift, den Gebinden aus Handtüchern, Bettwäsche und seidenen Vorhangstoffen, den Kisten voller Töpfe und Geschirr. Beigepackt waren ein Stoß Erbauungsbücher und, besondere Überraschung, einige ausgewählte Romane. Natürlich fehlte es nicht an je einem Fässchen Weiß- und Rotwein, Delikatessen waren die Flaschen mit verschiedenen Ölen, die Töpfchen mit Senf und Eingemachtem, das Säckchen Kaffee und der Zucker. Auch ein dreiarmiger Leuchter, zwei Tabletts aus Silber und zwei vergoldete Prunkbecher gehörten zur Mitgift, dessen kostbarstes Stück ein goldenes, mit Rubinen besetztes Kruzifix war.
    Einträchtig überzogen Schwester Ute und Catharina Barbara mit Vorwürfen, dass sie gestern Abend nicht zurückgekommen sei. Wie habe man sich um sie geängstigt, ihretwegen die halbe Nacht im Gebet gekniet. Ihre Stimmen allerdings klangen sanft, beinahe schon eingeschüchtert, angesichts Barbaras hoheitlicher Würde und ihres heftig bebenden Busens. Catharina forschte verstohlen nach irgendwelchen Spuren im Gesicht ihrer Ziehtochter, hatte sie sich doch letzte Nacht lebhaft ausgemalt, dass Barbara schon vor dem christkatholischen Segen der Kirche den Verlockungen männlicher Umarmungen erlegen sein könnte. Aber während sie die Braut noch musterte, sagte ihr eine innere Stimme, dass ihre Befürchtungen umsonst gewesen waren.
    Mit

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