Bluthunde
hatten nicht ohne Grund bei ihm auf der Matte gestanden. Leichen gab es zurzeit in Düsseldorf mehr als genug, wurden ja an jeder zweiten Straßenecke gefunden.
Sogar bei ihm gleich um die Ecke …
Er atmete heftig ein und aus. Aufgewühlt hatte er, ohne es zu bemerken, den Reißverschluss seiner Jacke geöffnet. Erschrocken bemerkte er, dass sein markanter Kobrakopf sofort großes Thema am Weibertisch nebenan war. Normalerweise war das genau die böse-verwegene Wirkung, die er mit seinem bizarren Tattoo erreichen wollte, aber jetzt ratschte er den Haken schnell wieder zu. Diesbezüglich würde er sich später abreagieren …
Da kam er!
»Endlich!«
Der stämmige Kerl schob sich durch die Touristen zu ihm an den Tisch. Breit grinsend parkte er sich direkt neben ihn. »Wie ich sehe, hast du den Tisch sehr sorgfältig ausgesucht. Prima Aussicht«, grinste der Kerl und nickte zum Nachbartisch rüber.
Manni Freeses linke Faust pumpte heftig, aber seine Stimme blieb ruhig. »Ich treffe mich hier nicht mit dir, um ein paar Weiber aufzureißen. Ich treffe mich mit dir, weil wir Probleme haben. Große Probleme.«
»Ach was?«, grinste sein Gegenüber hohl.
Manni Freese wusste, dass dieses Gespräch ein wichtiges war, aber kein leichtes werden würde.
Struller und Jensen jagten mit ihrem Dienstwagen über die Rheinbrücke. Der Chef hatte sich entschieden, selbst zu steuern, was seinen Praktikanten auf dem Beifahrersitz um einige Herbste altern ließ. Jensen fand, dass Struller für den Fahrzeugverkehr nicht geschaffen war. Und um diese Uhrzeit gab es davon in Düsseldorf reichlich. Aber sie schafften es unfallfrei bis auf die Heerdter Landstraße. Da auf der Heesenstraße kein freier Parkplatz zu erwarten war, rangierte Struller den Kombi fünfzehn Minuten später in eine freie Parkbucht, ohne eine dortige Garagenzufahrt allzu sehr zu blockieren.
»Prima«, meinte Struller zufrieden.
Jensen warf sicherheitshalber die Polizeikelle aufs Armaturenbrett, damit die Kiste nicht doch noch versehentlich abgeschleppt wurde.
»
Rheinkurier
«, las Struller an der Hausnummer 47 vom Klingelschild ab und stieß die schwere Eingangstür auf.
Sie gelangten in einen klimatisierten Empfangsbereich. Struller wedelte mit dem Dienstausweis und eine junge, blonde Empfangsdame, deren Namensschild verriet, dass sie
Manderscheid
hieß, grüßte freundlich. Jensen erinnerte sich. Die Dame hatte er vor Jahren schon einmal genießen dürfen. Halbnackt hatte sie auf dem Bürotisch ihres Chefs gelegen und Jensen wusste, dass ihre linke Pobacke ein süßes, kleines, rotes Teufelchen zierte.
»Wir müssten mal den Chef sprechen«, erklärte Struller.
»Herrn Hanno Ahnfelder«, fügte Jensen hinzu.
»Einen Moment, bitte«, summte Frau Manderscheid zuckersüß und griff zum Telefon.
Jensen hatte Zeit, einige der beeindruckenden, ehemaligen Titelseiten des Rheinkuriers zu bewundern, die gerahmt an der gelblich-grauen Raufasertapete von journalistischen Großtaten zeugten.
BAP wurde in Düsseldorf gegründet!
IKEA kauft Hassels!
Horst Eckert schreibt einen Liebesroman!
»Dann kommen Sie bitte mit«, winkte Frau Manderscheid die Polizisten hinter sich her in einen Nebenraum.
Dort stießen sie auf Hanno Ahnfelder, der mit aufgekrempelten Hemdsärmeln schwitzend hinter seinem übergroßen Schreibtisch saß. »Oh, die Polizei, was muss ich für Sie tun? Ich habe ein Arrangement mit der örtlichen Politesse. Ich darf da parken.«
»Ich habe auch ein Arrangement mit der örtlichen Politesse und darf noch ganz andere Sachen mit ihr machen«, sagte Struller, dem der Kerl jetzt schon auf den Sack ging. »Struhlmann und Jensen, wir sind von der Mordkommission.«
»Ahnfelder. Ich bin hier der Chefredakteur.« Der Zeitungsmann zeigte sich wenig beeindruckt.
Jensen fand, dass Ahnfelder noch ein paar Kilo zugelegt und dafür obenrum reichlich Haare verloren hatte. Beim letzten Mal hatte er sein Haupthaar noch hoch gegelt, diesmal trug er es in dünnen Fransen mit Öl von links nach rechts gekämmt. Sah nicht besser aus.
»Fassen Sie sich kurz, ich habe viel zu tun«, kommandierte Ahnfelder.
»Kurz kann ich gut«, summte Struller. »Jürgen Rempe wurde ermordet.«
Ahnfelder schnappte nach Luft, die Empfangsdame hinter den Polizisten im Türrahmen schrie spitz auf.
»Monika, du kannst uns allein lassen«, bellte Ahnfelder.
Die Dame vom Empfang schlug eine Hand vor den Mund, stolperte schluchzend davon und warf die Tür hinter sich zu.
»Sehr
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