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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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und fuhren nach Hause. Aber seit ich von Ray erfahren hatte, war es damit ein für alle Mal vorbei. Ich konnte nicht über das Wetter reden, während ich so viele Fragen hatte.

    Dass meine Mutter das Thema einfach totschweigen wollte, machte mich wahnsinnig. Ich wollte ihre Beweggründe verstehen, aber dafür hätte ich sie erst mal kennen müssen. Es schien ihr nicht das Geringste auszumachen, dass ihr eigener Sohn in der Psychiatrie steckte, geschweige denn, dass sie auf meine Gefühle einging.
    »Ich hatte wieder eine hochinteressante Woche«, erzählte ich beim Essen, das aus Frikadellen, Bratkartoffeln, Erbsen und Möhrchen bestand.
    »Geht das schon wieder los«, sagte meine Mutter und säbelte wild an ihrer Frikadelle herum.
    »Weißt du eigentlich, dass es Ray überhaupt nicht gutgeht? Der Soziotherapeut befürchtet, dass er der Psychiatrie einfach nicht gewachsen ist.«
    »Weißt du eigentlich, dass ich gestern wegen des Nagelpilzes beim Hautarzt war?«, sagte meine Mutter laut. »Er hat mir eine Tinktur verschrieben, die ich zweimal täglich auftragen muss.«
    »Zum Glück kommt er bald auf eine andere Station. Da hat er dann endlich die festen Strukturen und die Ruhe, die er braucht. War er schon als Kind so, Mam? Dass er eine feste Struktur brauchte?«
    »Also gehe ich mit Aron in die Apotheke. Da sagt die Frau hinter dem Tresen: ›Sie wissen, wie Sie den Schimmelpilz weiterbehandeln müssen?‹ Ich sagte: ›Entschuldigen Sie, aber das ist ein Nagelpilz. Außerdem wäre ich Ihnen äußerst dankbar, wenn Sie etwas leiser sprechen würden, statt solch eine vertrauliche Information durch die ganze Apotheke zu schreien.‹«
    »Mam, ich versuche dir gerade etwas zu erzählen.«
    »Und ich versuche, dir was zu erzählen.« Wäre sie nicht
meine Mutter - ich hätte schwören können, dass sie mich verächtlich ansah.
    »Ich will mehr«, sagte Aron.
    Meine Mutter gab noch etwas Gemüse und Kartoffeln auf seinen Teller und zerdrückte beides.
    »Wieso isst er bei dir eigentlich so gut?«, fragte ich. »Ich muss ihn zu jedem Bissen überreden.«
    »Das ist ja das Gemeine, wenn man Mutter ist: Bekommt man das mit der Erziehung endlich hin, sind die Kinder aus dem Haus, und man sitzt da mit seiner Erfahrung.«
    »Deshalb ist es in vielen Kulturen normal, dass die Omas die Erziehung übernehmen. Du brauchst mir nur zu sagen, wann du damit anfangen willst.«
    »Das hättest du wohl gern.«
    »Aber es ist schon ein Unterschied, ob man einen Partner hat oder nicht. Wenn man nicht immer alles allein machen muss und jemand hat, mit dem man reden kann. Jemand, der einen ab und zu ausschlafen lässt oder aufpasst, wenn man ins Fitnesscenter will, damit man sich nicht die ganze Zeit so überspannt fühlt und außerdem schlank bleibt. Du hast ja den Vergleich. Bei mir hattest du Papa, aber bei Ray hattest du niemanden. Oder vielleicht doch? Wer ist eigentlich Rays Vater?«
    Meine Mutter presste die Lippen zusammen.
    »Kein gutes Thema?«
    Meine Mutter nahm eine Serviette und putzte Arons Mund damit ab. »Was hast du gut gegessen, mein Schatz! Jetzt kannst du aufstehen.«
    Aron kletterte von seinem Stuhl. »Darf ich auf deinen Schoß, Oma?«
    »Natürlich.« Sie breitete die Arme aus, und Aron durfte auf ihre Knie klettern. Anschließend zog sie ihn an sich.

    Ich betrachtete die Szene mit gemischten Gefühlen. Ihr erstes Kind hatte sie weggegeben und verheimlicht. Ihr zweites Kind hatte sie mit eiskalter Perfektion großgezogen. Aber ihr Enkel war ihr ein und alles. Ich hatte selten oder nie erlebt, dass sie es Aron an irgendetwas fehlen ließ. Ich freute mich darüber, aber unfair war es schon.
    »Wer ist Rays Vater, und wo steckt er?«, sagte ich schärfer als beabsichtigt.
    »Spiel ›Hoppe, hoppe Reiter‹, Oma«, sagte Aron.
    Meine Mutter sang eine Strophe, als wäre alles in schönster Ordnung, und ließ Aron auf ihren Knien reiten, bis er vor lauter Freude juchzte.
    Verärgert räumte ich das Geschirr ab.
    »Holst du den Vanillepudding?«, rief meine Mutter in Richtung Küche.
    »Blöde Kuh«, sagte ich zum Kühlschrank.
     
    »Was warst du eigentlich von Beruf, bevor du Papa kennenlerntest?«, versuchte ich es erneut, als ich mit meiner Mutter die Küche aufräumte.
    »Ich bin eine Zeit lang Sekretärin gewesen.« Die Antwort kam nicht sehr überzeugend.
    »Weißt du eigentlich, dass du mir das noch nie erzählt hast? Bei welcher Firma warst du denn?«
    »Das ist völlig unerheblich.« Meine Mutter begann die

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