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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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Polyester … Sogar die Pflanzen standen am selben Fleck.
    Die meisten Bewohner waren gerade in einer Therapiestunde oder arbeiteten, erklärte mir der Soziotherapeut der Autisten. Es handelte sich um einen etwas älteren Mann mit Bart. Er hatte eine tiefe Stimme und sprach langsam und deutlich. Es waren nur zwei Bewohner anwesend. Sie überbrückten gerade eine Pause zwischen ihren verschiedenen Aktivitäten auf der Station.
    Die Männer begrüßten uns nicht. Sie schienen unsere Anwesenheit gar nicht zu bemerken. Einer von ihnen saß auf dem Sofa und las ein dickes Buch über Farne. Der andere legte ein Puzzle mit 1500 Teilen. Das gefiel mir.
    »Du wirst hier mehr Freiheiten haben als auf der Aufnahmestation«, sagte mir der neue Soziotherapeut. »Aber wir werden es langsam angehen lassen. In den ersten Wochen wirst du
noch intensiv von mir und meinen Kollegen begleitet. Wenn das gutgeht, darfst du alleine Dinge unternehmen. Also selbstständig in die Bibliothek oder in die Kantine gehen.«
    »Darf ich meine Zelle sehen?«
    »Dein Zimmer. Ich muss dich allerdings warnen, es sieht noch nicht sehr schön aus. Wir lassen es streichen, und du bekommst neue Möbel.«
    Wir betraten einen Flur, von dem auf beiden Seiten Metalltüren mit Luken abgingen. Meine Zelle lag ganz am Ende. Der Soziotherapeut gab einen Code ein, und die Tür ging auf.
    Ich betrat den kahlen Raum. Darin stank es nach Schweiß, und an der Wand war eine riesige feuchte Stelle. »Hier ist noch nichts gemacht worden«, sagte der Soziotherapeut. »Aber das habe ich ja bereits erwähnt.«
    Ich lief los. Von einer Wand zur anderen. Ich konnte genau acht Schritte machen. Drei mehr, als ich brauchte. Außerdem war die neue Zelle breiter und besaß ein Fenster, das den Blick auf eine kahle Mauer freigab.
    »Was hältst du davon?«, fragte Mo.
    »Sehr gut«, sagte ich.
    »Wir renovieren es natürlich noch. Dann sieht man auch das hier nicht mehr.« Der Soziotherapeut zeigte auf den riesigen Fleck an der Wand, als wäre mir der noch gar nicht aufgefallen.
    »Super«, sagte Mo. »Wenn wir dein Bett hier hinstellen, hast du dort Platz für dein Aquarium.«
    »Ich habe schon so was Läuten hören«, sagte der neue Soziotherapeut. »Das Salzwasseraquarium. Was für Fische hast du denn?«
    »Alle möglichen. Zwergkaiser, Doktorfische, Anemonenfische, Schleimfische …«

    »Es gibt hier noch einen Bewohner mit Fischen. Aber der hat nur ein Glas mit zwei Goldfischen.«
    Mo sah auf die Uhr. »Wir müssen zurück, Ray. Mein Dienst ist beinahe vorbei.«
    Ich sah mich noch ein paarmal in dem kahlen, schmutzigen Raum um.
    Er wirkte vielversprechend.

49
    Lode und ich liefen zügig durch den Vondelpark. »Ich habe heute zu viel Energie, um während des Sprechens zu sitzen. Außerdem sind mir sämtliche Hosen zu eng geworden, und ich halte nichts von Diäten.«
    Er teilte mir keuchend seine Erkenntnisse aus der Akte mit. Ich musste mich anstrengen, um mit ihm Schritt zu halten. »Wie du bereits sagtest, ist die Anzahl der Zeugen äußerst beschränkt, und Boelens Aussagen wurden eindeutig manipuliert. Tunnelblick.« Er machte eine weit ausholende Geste. »Das Zauberwort jedes modernen Strafverteidigers.«
    Ich nickte zustimmend, während ich mit knapper Not einer Pfütze auswich.
    »Es weist aber auch viel darauf hin, dass Boelens etwas mit dem Mord an Mutter und Tochter Angeli zu tun hat. Zunächst einmal war er am Tatort. Das konnte die Spurensicherung belegen, und zwar nicht zu knapp: Wir reden hier von einer Blutspur, die von einem Haus zum anderen führt.« Lode blieb unvermittelt stehen, stützte sich auf seine Oberschenkel und rang nach Luft.
    »Vielleicht sollten wir das Tempo ein wenig drosseln. Wenn man Sport treibt, sollte man die Belastung nämlich auch eine Zeit lang durchhalten können«, sagte ich.
    »Kommt gar nicht infrage.« Lode richtete sich wieder auf. Sein Gesicht war puterrot, und seine Haare waren dermaßen zerzaust, dass der kahle Fleck auf seinem Kopf zu sehen war.
»Dafür ziehe ich morgen Turnschuhe an. Das machen wir von nun an jeden Tag.«
    »Fantastisch.«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Natürlich nicht.«
    Lode lief weiter. Noch war im Park kaum etwas los, obwohl die Sonne seit langem mal wieder schien.
    »Gut. Kommen wir abschließend zur Mordwaffe. Das IKEA-Messer. Laut dem Bericht der Spurensicherung konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob die Opfer wirklich mit Boelens Messer umgebracht wurden. Das Niederländische

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