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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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Institut für Forensik gibt eine Wahrscheinlichkeit von zweiundsiebzig Prozent an. Das ist viel, aber hundert Prozent sind es nicht. Hinzu kommt, dass keine DNA-Spuren der Opfer an dem Messer gefunden wurden. Vielleicht, weil Boelens das Messer gründlich gesäubert hat. Ich rate meinen Mandanten diesbezüglich immer zu Cif.« Lode machte eine Pause, damit ich über seinen Witz lachen konnte.
    »Aber dass dieses IKEA-Zeug Mist ist, weiß jeder. Was ist eigentlich so toll an einer Höteknöte-Schreibtischlampe, dass man sich eine geschlagene Stunde dafür anstellt, obwohl das Ding nur eine Lebensdauer von genau anderthalb Tagen, zwei Stunden, drei Minuten und vierzehn Sekunden hat? Ich könnte mir vorstellen, dass ein Messer, mit dem man einundzwanzig Mal auf jemanden eingestochen hat … Der Mensch besteht zwar zu mindestens sechzig Prozent aus Wasser, aber eben auch aus ziemlich harten Knochen und zähem Gewebe. So gesehen …« Lode keuchte dermaßen laut, dass man ihn immer schlechter verstehen konnte.
    »Lass uns etwas langsamer laufen. Damit wir uns wieder normal unterhalten können«, sagte ich.

    »Ausgeschlossen. Ich könnte mir vorstellen, dass das Messer dabei beschädigt wurde. Vielleicht ist die Spitze verbogen, oder die Klinge hat sich gelockert. Vielleicht können wir Belastungstests machen lassen, um festzustellen, wie sich so viel Gewalt auf das IKEA-Messer auswirken würde. Aber selbst, wenn wir beweisen können, dass das Messer nicht die Mordwaffe gewesen sein kann …«, er sah mich streng an, »… kommen wir nicht darum herum, dass Boelens am Tatort war.«
    »Es wurde noch etwas am Messer gefunden. Irgendwas mit einem komplizierten chemischen Namen, den ich nicht auf Anhieb zuordnen konnte«, sagte ich.
    »Ach so, das. Ich habe mich kurz bei einem Bekannten von der Kriminaltechnischen Untersuchung erkundigt. Vulkanisiertes Gummi.«
    »Wie bitte?« Ich blieb stehen.
    »Los komm«, sagte Lode, ohne auch nur eine Sekunde lang innezuhalten. »Weitergehen.«
    Ich musste rennen, um ihn einzuholen. »Wie in Autoreifen?«, fragte ich.
    »Autoreifen, Gummimatten, Leitungen …«
    Ich blieb erneut stehen. »Wirklich?« Diesmal war Lode so nett, auf mich zu warten. Sein Gesicht war puterrot.
    »Wusstest du, dass Boelens kurz vor dem Mord die Autoreifen von Rositas Liebhaber aufgestochen hat? Wenn sich dieses Gummi noch an dem Messer befindet, kann es auf keinen Fall die Mordwaffe gewesen sein.«
    »Denn …?«
    »Denn wenn er das Messer tatsächlich so gut gesäubert hätte, dass keine DNA-Spuren von Rosita und Anna mehr darauf zu finden sind, wieso dann aber Gummispuren? Die hätten in diesem Fall auch abgewaschen sein müssen.«

    »Interessant«, sagte Lode. »Aber wir wissen natürlich nicht, wie hartnäckig so ein Gummi ist. Vielleicht ist es so gut wie unmöglich, solche Gummireste zu entfernen, egal wie gründlich man mit dem Scheuerschwamm drübergeht. Außerdem ist das nichts Neues.«
    »Warum?«
    Lode schüttelte verärgert den Kopf und lief weiter, wenn auch zum Glück in normalem Tempo. »Iris … das steht doch bereits in der Akte. Nur leider hat sich der damalige Anwalt nicht die Mühe gemacht, der Sache nachzugehen. Wie dumm von ihm. Pech für Boelens. Und leider nicht mehr relevant für uns. Was mich viel mehr interessiert, ist Boelens Anwesenheit am Tatort. Was hat der Mann dort gemacht?«
    »Das ist mir auch noch nicht klar. Er ist nicht gerade gesprächig.«
    »Vielleicht sollte ich ihn mal besuchen.«
    »Ich weiß nicht, ob das sinnvoll ist. Er ist extrem misstrauisch. Sogar seinem Psychiater erzählt er nicht, was passiert ist. Er wiederholt nur, dass er unschuldig ist.«
    Lode sah mich forschend an. »Oder gibt es andere Gründe, warum ich Herrn Boelens keinen Besuch abstatten soll?«
    Ich spürte, wie ich einen ganz roten Kopf bekam. »Wieso?«
    »Nur so.«
    Ich überlegte, ob es vernünftig wäre, zuzugeben, dass Ray mein Bruder war. Ich glaubte Lodes Worten entnehmen zu können, dass er bereits Bescheid wusste. Aber woher? Zur Sicherheit sagte ich leichthin: »Da gibt es viele Gründe. Du kennst mich doch.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich helf dir schon, ein Wiederaufnahmeverfahren für deinen Bruder zu beantragen«, sagte er ebenso leichthin.

    Ich schnappte nach Luft, obwohl ich es eigentlich hätte ahnen können. »Woher weißt du das?«
    Lode legte mir väterlich die Hand auf die Schulter. »Komm, wir gehen zurück ins Büro.« Nach ein paar Schritten ließ er meine Schulter

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