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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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ich den Klimaschrank nicht richtig eingestellt? Hatte sie noch Hunger? Musste ich die Säure mildern? Ich öffnete die Augen und musterte La Souche aufmerksam. Zucker, dachte ich. Sie braucht etwas Süßes. Ich gab ihr zwei Esslöffel Zucker und stellte sie zurück in den Klimaschrank.
    In der darauffolgenden Stunde tat ich nicht viel mehr, als zu hoffen, dass sie sich wieder erholte. So wie sie jetzt war, konnte ich keinen Croissantteig daraus machen. Gleichzeitig behielt ich den Laden im Blick und wartete darauf, dass Rosita käme.
    Um elf war Rosita immer noch nicht aufgetaucht, und La Souche befand sich in einem noch schlechteren Zustand als vorher. Sie war weiter in sich zusammengefallen und schien nur mit Mühe zu atmen. Ich warf einen Blick in den Laden, wo mein Chef und die Mädchen blitzschnell die Bewohner des Prinsessenviertels bedienten. Sie schienen das Drama, das sich in der Bäckerei abspielte, gar nicht zu bemerken.
    Chérie! , flehte ich. Lass mich nicht im Stich! Bleib bei mir! Eine Träne kullerte über meine Wange. Ich spürte es, besaß aber nicht die Geistesgegenwart, sie abzuwischen. Die Mischung aus Wasser, Eiweiß, Natrium, Kalium, Lysozym und so tropfte in den Mutterteig. In den ersten Sekunden wehrte
sich La Souche noch tapfer. »Nein!«, rief ich. »Nein! Nein!« Die Tränen hörten nicht auf zu tropfen, und ich sah, wie sie langsam, aber sicher zusammenfiel. Ich schaffte es nicht, mit dem Weinen aufzuhören oder La Souche in Sicherheit zu bringen. Ich fühlte mich wie gelähmt. Hätte ich mich rechtzeitig zusammengerissen, hätte ich sie vielleicht noch retten können. Aber es war mir nicht gelungen. Ich hatte zugelassen, dass es passierte.
    Als ich meine Bäckerschürze auszog, an den Kunden vorbei quer durch den Laden nach draußen lief, hatte ich mich wieder beruhigt. Mein Chef rief mir noch hinterher: »Wo gehst du hin?« Ich hatte ihm nichts mehr zu sagen.
     
    Es war ruhig in der Koningin Wilhelminastraat. Die meisten Einwohner waren auf dem Markt, den es einmal die Woche in der Stadt gab. Der Himmel war bewölkt, und der Wind war kalt, obwohl es schon Mai war. Ich merkte, dass ich meine Jacke in der Bäckerei vergessen hatte, wollte aber nicht umkehren.
    Schon als ich in die Straße einbog, sah ich, dass Rositas und Annas Haustür offen stand. Ich versuchte mich an alle klugen Lektionen zu erinnern, die ich vom Psychiater in der Dwingelerheide gelernt hatte. Zum Beispiel: Wenn es dir schwerfällt, mit einem bestimmten Menschen umzugehen, geh ihm lieber aus dem Weg.
    Ich hätte Rositas Gartenweg nicht betreten dürfen. Ich weiß nur, dass ich immer noch hoffte, das Ganze wäre nur ein Versehen. Dass ich wieder mit Rosita zusammen sein würde und wir beinahe wieder eine Familie wären. Während ich den Gartenweg entlanglief, zupfte ich noch ein paar abgestorbene Blätter aus der Hecke. Jetzt, wo La Souche tot war, hatte ich
alle Zeit der Welt, den Garten wieder in Ordnung zu bringen.
    »Rosita?«, rief ich. Keine Reaktion. Schon wieder keine Reaktion. Meine Hoffnung schlug wieder sofort in Wut um. Sie hatte mich angelogen, und jetzt tat sie so, als gäbe es mich nicht mehr. Aber es gab mich. Und ob es mich gab! So leicht würde sie mich nicht los.
    Langsam drückte ich die Haustür auf.

47
    In letzter Zeit war es mit Aron in der Krippe richtig gut gelaufen, obwohl sich mein Verhältnis zu Petra, Maaike und der anderen Nabelgepiercten erheblich abgekühlt hatte. Mir wurde kein Tee mehr angeboten. Und mir fiel auf, dass sie nicht mehr so viel in sein Heft schrieben wie vorher. Früher fand sich darin hin und wieder eine Anekdote. Jetzt beschränkten sich die Damen auf Mitteilungen wie: »Es hat heute recht ordentlich geklappt, abgesehen davon, dass Aron beim Mittagessen sein Besteck auf den Boden geworfen hat.«
    Ich selbst berichtete dagegen ebenso hartnäckig wie ausführlich von Besuchen auf dem Kinderbauernhof und machte so durchschaubare Bemerkungen wie: »Aron fand es wieder so schön bei euch. Er kam bestens gelaunt nach Hause.«
    Die Tage, die Aron bei meiner Mutter blieb, waren längst nicht mehr so erholsam wie früher. Meist hatten sie zusammen auf dem Sofa gesessen und ein Buch gelesen, wenn ich kam. Oder sie spielten ein Spiel namens »Fliegst du mit, kleiner Eisbär?«. Meine Mutter hatte meist schon gekocht, und ich musste nur noch meine Jacke aufhängen und mich hinsetzen.
    Beim Essen sprachen wir über banale Alltagsdinge, und um sieben stiegen Aron und ich ins Auto

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