Blutige Asche Roman
schreiben?«
»Das dürfen Sie sich selbst ausdenken. Schreiben Sie, was Ihnen so einfällt. Schreiben Sie, was Sie von ihr halten. Was Sie fühlen. Wie es Ihnen geht, jetzt wo sie und ihre Tochter nicht mehr leben.«
Ich nickte.
»Übermorgen findet unser nächstes Gespräch statt, dann können Sie mir den Brief geben. Aber wenn Sie mehr Zeit brauchen, geht das auch noch Ende der Woche oder nächste Woche.«
Mehr Zeit. Das Letzte, was ich brauchte, war mehr Zeit. Aber ich dachte an meine Mitarbeit, die hier gefragt war, und sagte: »Das krieg ich schon hin.«
7
Die Besprechung mit Peter van Benschop war für halb elf angesetzt. Er kam pünktlich, trug eine Jeans und eine himmelblaue Jacke, die teuer wirkte.
Ich ließ ihm Kaffee bringen und nahm ihm gegenüber Platz.
»Also, Meneer van Benschop. Ich habe mir Ihren Fall gründlich angesehen.«
»Und? Was sagen Sie dazu? Haben Sie sich die DVDs jetzt endlich angeschaut? Darf ich Sie mit einer Rolle in meiner nächsten Produktion beglücken?«
»Ich habe mich eher in die juristischen Aspekte der Geschichte vertieft.«
»Ihrem Chef habe ich übrigens nicht gesagt, dass Sie gestern vorzeitig gegangen sind. Sondern nur, dass wir uns wahnsinnig gut unterhalten haben.« Er zwinkerte mir zu. »Aber jetzt legen Sie sich so richtig ins Zeug, oder?«
Ich schluckte meinen Ärger hinunter. »Wollen wir uns auf den Fall konzentrieren?«
»Dann schießen Sie mal los. Wie sieht es für mich aus?« Er legte einen Notizblock vor sich auf den Tisch.
»Kurz gesagt: Nicht sehr gut.« Ich machte eine Pause, in der Hoffnung, dass er es mit der Angst bekäme und sich weniger jovial gebärdete. »Die Sache ist äußerst riskant für Sie, so dass ich Ihnen nur raten kann, einem Vergleich zuzustimmen.«
Er schwieg einen Moment. Zu meiner Freude sah ich, wie seine Züge erstarrten. Er klickte ein paarmal nervös mit seinem goldenen Kugelschreiber. »Was würde das beinhalten?«
»Ich kann mir vorstellen, dass Sie die Aufnahmen aus dem Netz nehmen. Und dass Sie Mejuffrouw de Boer eine Entschädigung zahlen.«
»Ich habe sie schon bezahlt. Und zwar nicht zu knapp: Zweitausend Euro. Das ist doch ein hübsches Sümmchen?«
»Wollen wir den Fall erst mal durchspielen?«
Er klickte wieder ein paarmal mit seinem Kugelschreiber. Auf den Notizblock vor ihm schrieb er in Großbuchstaben: VERGLEICH.
»Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, für die Sie ein Richter verurteilen könnte. Zunächst für die Herstellung und Verbreitung von Kinderpornographie.« Ich sah, wie er brav KINDERPORNOGRAPHIE notierte.
»Dann für Misshandlung, Vergewaltigung, vielleicht sogar für versuchten Mord.« Ich ließ ihm kurz Zeit, auch diese Schlagworte aufzuschreiben.
»Mejuffrouw de Boer wird Sie höchstwahrscheinlich beschuldigen, sie zur Mitwirkung an diesem Film gezwungen zu haben. Sie wird behaupten, naiv gewesen und von Ihnen dazu überredet worden zu sein.«
»Sie kam freiwillig zu mir.«
»Können Sie das beweisen?«
Er überlegte. »Keine Ahnung, vielleicht.«
»Das wäre gut. Denn wenn Sie keinen unwiderlegbaren Beweis dafür haben, wird der Richter eher der Gegenpartei Glauben schenken. Ein achtzehnjähriges Mädchen wirkt sympathischer als ein über Vierzigjähriger mit Bierbauch in
einer zu engen Lederhose.« Ich lächelte freundlich. Peter van Benschop ließ sich nichts anmerken.
»Fangen wir damit an, dass Mejuffrouw de Boer während ihrer Tätigkeit minderjährig war. Es ist strafbar, sexuelle Handlungen mit Minderjährigen zu filmen. Außerdem ist es strafbar, Minderjährige für die Ausübung sexueller Handlungen zu bezahlen. Sie dürfen allerdings Geschlechtsverkehr mit jemandem haben, der älter als sechzehn ist, wenn dieser auf freiwilliger Basis stattfindet. Aber dafür bezahlen, wodurch das Ganze wieder unter den Straftatbestand Prostitution fiele, dürfen Sie nicht.«
»Das ist doch idiotisch, oder?«
»Finden Sie? Haben Sie Kinder?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
»Das dachte ich mir. Für Sie spricht, dass man dem Mädchen die Minderjährigkeit nicht ansehen konnte.«
»Es war eine junge Frau, schon vergessen?«
Peter van Benschop klang ziemlich wütend. »Eine junge Frau, die es faustdick hinter den Ohren hatte, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Ich ignorierte seine Bemerkung und fuhr ungerührt fort: »Außerdem sind die von Ihnen gedrehten Filme nicht als Kinderpornos gedacht und werden auch nicht als solche vermarktet.«
»Ich mache
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