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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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behauptete, meine Schwester zu sein, würde mir von ihnen erzählen.
    »Aber du wirst dort auch so manchmal pinkeln müssen. Völlig unabhängig davon, ob du Besuch bekommst oder nicht. Jeder muss von Zeit zu Zeit kontrolliert werden.«
    Ich sah Mo ins Gesicht. Ich wünschte, ich könnte darin lesen wie die anderen. »Normale Menschen« wie meine Mutter. Obwohl Rosita meine Mutter alles andere als normal gefunden hatte. Aber vielleicht war ja Iris Kastelein, die behauptete, meine Schwester zu sein, wirklich normal.
    »Wenn sich tatsächlich herausstellt, dass dir jemand die Drogen in dein Zimmer geschmuggelt hat, wirst du feststellen, dass du nicht mehr so oft kontrolliert wirst. Denn bei deinen Untersuchungen warst du doch clean, oder?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Das weißt du sehr wohl! Wie dem auch sei, deine Schwester ist wirklich nett. Sie will nur dein Bestes.«
    »Das sagen alle. Alle wollten immer nur mein Bestes. Schau dir doch an, was aus mir geworden ist!«
    Mo lachte. »Vertrau mir.«
    Ich konnte »nein« sagen und nie mehr hier rauskommen. Ich konnte »ja« sagen und nie mehr hier rauskommen, außerdem würde alles schwieriger. Aber es bestand die Chance, dass mich Iris Kastelein hier rausholen würde, allerdings nur, wenn ich »ja« sagte. Es war ein Risiko. Ich scheute das Risiko.
    Dann dachte ich an meine Fische. »Iris Kastelein, die behauptet, meine Schwester zu sein, soll ruhig herkommen.«
Am Nachmittag durfte ich das erste Mal seit meinem Aufenthalt in der Isolierzelle wieder zur Arbeit. Anscheinend waren alle Pflanzen bereits mit Etiketten versehen worden, denn jetzt mussten wir Blanko-CDs in transparente Hüllen legen.
    Mir hatten die Pflanzen besser gefallen. Es war schön, zu wissen, was Pflanzen brauchen. Viel oder wenig Licht, täglich gießen oder einmal pro Woche, winterhart oder nicht. Bei den CDs konnte man nicht viel lernen. Sie stammten von der Firma DTK, auf ihnen stand CD-RW und 4x12x High Speed, 80 Minuten/700 MB.
    Ich saß an einem runden Tisch, einen Behälter mit CDs und Hüllen vor mir. Sie hatten mir erklärt, dass ich in der Stunde mindestens hundert CDs in die Hüllen legen musste, um zwei Euro zu verdienen. Für jede Hülle mehr bekam man zwei Cent zusätzlich. Wer weniger Hüllen schaffte, verdiente nichts.
    Henk war auch da. Seit ich aus der Isolierzelle gekommen war, setzte sich Henk nicht mehr neben mich. Den Grund dafür kannte ich nicht. Vorher hatte er behauptet, wir seien »Kumpels«. Davon merkte man jetzt nicht mehr viel.
    Henk schob wie ein Besessener CDs in Hüllen. Ich sah, dass er Schweißflecken unter den Armen hatte. Ich dachte an den Gestank nach Zware Shag , der ihn stets umgab. Und jetzt auch noch die Schweißflecken. Ich würde ihm sagen müssen, dass er ein Verräter war. Ein widerlicher, stinkender Verräter.
    An der Wand des Arbeitsraums hing eine Uhr. Ich war schon eine halbe Stunde beschäftigt und hatte erst zwanzig Hüllen bestückt.
    »Läuft’s, Ray?« Rembrandt setzte sich neben mich. Ich steckte wieder eine CD in eine Hülle, aber meine Hände gehorchten mir nicht. Erst wollte die CD nicht in der Vertiefung einrasten, und anschließend bekam ich die Hülle nicht richtig
zu. Ich versuchte es mit Gewalt, so dass eines der Scharniere brach. Schnell legte ich die kaputte Hülle auf den Stapel und hoffte, dass niemand etwas merken würde.
    »War’s schön in der Isolierzelle? Was Hübsches gezeichnet auf der Tafel?« Ich nahm eine neue CD aus dem Behälter. Diesmal schaffte ich es, sie einzulegen, ohne CD oder Hülle zu beschädigen. Ich spürte, dass ich anfing zu schwitzen. Bald würde mein Hemd dieselben Schweißflecken haben wie Henks.
    »Du bist nicht sehr gesprächig, was? Mir soll’s recht sein. Leuten, die viel reden, kann man nicht trauen. Je mehr sie labern, desto mehr haben sie zu verbergen, sag ich immer.« Er schob eine CD in eine Hülle und legte sie auf meinen Stapel, dabei zwinkerte er mir zu. »Willst du nicht wissen, wer dich reingelegt hat?«
    »Hm?«
    Rembrandt beugte sich zu mir. Er roch nach Aftershave. Der Duft erinnerte mich an den aus dem blauen Fläschchen, das mir Rosita mal zu Nikolaus geschenkt hatte. Es sei sexy, hatte sie gesagt, ihre Nase an meinen Hals gedrückt und den Duft tief eingesogen. »Hmmm, das riecht wirklich super an dir, Ray.« Jetzt, wo Rembrandt neben mir saß, wurde mir beinahe so warm wie damals.
    »Ich weiß, wer das Koks in deinem Zimmer versteckt hat.«
    Erneut ging an einer Hülle das

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