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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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»Wussten Sie, dass wir erst vor zwei Wochen Post für Rosita bekommen haben? Einen ganz dicken Umschlag. Ich sagte noch zu Jan: ›Was machen wir jetzt damit?‹ Ich wollte die Polizei anrufen.«
    Sie stellte die Tassen auf einen Couchtisch mit Glasplatte. Darunter lagen Bücher mit Titeln wie Die Vögel in unserem Garten .
    »Das ist ja wirklich ein Zufall«, erwiderte ich.
    Sie ging zur Kommode in einer Ecke des Zimmers und holte den Umschlag. »Sehen Sie? Ich hatte ihn mir schon rausgelegt.«
    »Von wem ist der Brief? Wissen Sie das?«
    Sie reichte ihn mir. »Burley & Burley« stand mit angeberischer Schnörkelschrift darauf. » Notary’s Office .«
    »Wahrscheinlich Werbung. An Ihrer Stelle würde ich ihn einfach an den Absender zurückschicken«, sagte ich.
    »Wirklich?« Marjet zögerte. Sie war eindeutig eine Frau, die nichts falsch machen wollte. »Ich weiß nicht recht.«
    »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Natürlich.« Sie ließ sich auf der Sofakante nieder.
    »Wann sind Sie hierhergezogen?«
    »Ungefähr vor sieben Jahren.«
    »Sie waren also die Ersten, die nach dem Mord hier einzogen.«

    »Das stimmt. Mir war die Vorstellung zwar etwas unheimlich, aber unser Jan hat gesagt: ›Davon wirst du gar nichts mehr merken.‹«
    »Und … haben Sie noch was gemerkt?« Keine sehr elegante Frage. Was erhoffte ich mir eigentlich von diesem Gespräch, außer, dass ich jetzt den Tatort gesehen hatte? Marjet hatte weder Anna noch Rosita noch Ray gekannt. Was konnte sie mir schon erzählen, das ich nicht längst dem Polizeibericht entnommen hätte?
    »Das Haus war von der Polizei und der Wohnungsbaugesellschaft gründlich gereinigt worden. Der Teppich musste natürlich entfernt werden, aber der Fleck auf dem Estrich ist geblieben. Ich hab sofort Parkett verlegen lassen.« Sie beugte sich zu mir. »Darunter ist noch immer ihr Blut. Ich versuche, nicht daran zu denken.«
    »Und auf den Wänden im Flur?«
    »Die waren neu gestrichen.«
    Ich nahm einen Schluck Kaffee. Marjet bot mir hastig ein Schokoplätzchen aus ihrer Keksdose an. »Und die Nachbarn? Haben die mit ihnen über den Mord gesprochen?«
    »Mit meinem direkten Nachbarn rede ich nicht. Das ist kein sehr sympathischer Geselle, aber Ärger macht er eigentlich auch nicht. Trotzdem, nie hört man seine Dusche. Nie. Und Lüften ist auch nicht sein Ding. Aber die von gegenüber hat Rosita gut gekannt. Ihrer Meinung nach hat Rosita die Männer nur so um den Finger gewickelt.«
    »Aber sie hatte doch einen festen Freund?«
    »Ja, den auch. Ein schöner Mann mit einem schicken Auto. Im ersten Jahr, nachdem es passiert war, fuhr er noch manchmal hier vorbei. Dann hielt er vor dem Haus und spähte zum Fenster herein. Das hat mich ganz schön nervös gemacht.«

    »Haben Sie die Polizei verständigt?«
    »Nein, er hat schließlich nichts Verbotenes getan, nur geguckt. Aber gefallen hat mir das nicht.«
    »Und Sie sind sich sicher, dass dieser Mann Rositas Freund war?«
    »Auch das habe ich nur von meiner Nachbarn gegenüber. Die weiß über alles Bescheid.«
    »Aber Sie haben ihn nie darauf angesprochen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Jan ist zwar einmal nach draußen gegangen, aber da ist er ganz schnell weggefahren. Ach wissen Sie, das war nur am Anfang so. Nach einer gewissen Zeit hörte es von selbst auf.«
    »Was meinen Sie mit, ›sie hat die Männer nur so um den Finger gewickelt‹?«
    Marjet zuckte die Achseln und biss in ihren Schokokeks. »Das weiß ich natürlich auch nur vom Hörensagen. Sie hat gern geflirtet, sagen die Leute hier.«
    »Mit wem denn?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Da mir nichts Besseres einfiel, stand ich auf. Mein Blick fiel auf den Umschlag. »Ich muss sowieso auf die Post. Soll ich den Brief für Sie einwerfen?«
    Sie zögerte.
    »Sie haben schon genug Ärger mit dieser Sache gehabt. Ich regle das schon. Das ist schließlich das mindeste, das ich für Sie tun kann.«
    »Von welcher Firma kommen Sie gleich wieder?«
    »Von einer Anwaltskanzlei«, sagte ich mit einer Bestimmtheit, die keine Widerrede zuließ.
    »Ach ja.« Sie gab mir den Brief.
    »Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.« Ich
steckte den Brief in meine Tasche und gab ihr die Hand. Erst als ich das Ende des Gartenwegs erreicht hatte, hörte ich, wie die Tür ins Schloss fiel.
     
    »Die von gegenüber« wohnte in der Koningin Wilhelminastraat 20. Sie stand schon am Küchenfenster und schaute nach draußen, eine Hand in die Hüfte gestemmt, in

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