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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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ermordet?«
    Auke Kool legte seine Axt auf den Hackblock. »Das sagte ich bereits. Sie hat ihn völlig kirre gemacht. Rosita war ein schönes Mädchen, müssen Sie wissen. Die hat die Jungs nach allen Regeln der Kunst manipuliert. Plötzlich gab es ein neues Sofa, dann wieder einen neuen Fernseher. ›Ein Geschenk von meinem Nachbarn‹, hat sie strahlend verkündet. ›Der will auch was dafür‹, sagte ich immer. ›Du machst den Mann ganz verrückt.‹ Darüber musste sie laut lachen. Ihrer Meinung nach schenkte ihr Ray die Sachen, weil er nicht wusste, was er sonst mit seinem Geld anfangen sollte. ›Ich streich ihm ab und an über den Kopf‹, hat sie gesagt. ›Das muss genügen.‹ Er schüttelte den Kopf. »Ganz die Mutter. Nehmen, immer nur nehmen. Aber geben? Von wegen!«
    »Das klingt nicht sehr romantisch.«
    »So etwas wie Romantik gibt es nicht. Das werden Sie auch noch herausfinden.«
    »Kannten Sie den Onkel Ihrer verstorbenen Frau, Rikkert Angeli?«
    »Ich habe ihn einmal gesehen. Auf unserer Hochzeit. Ansonsten hatte Elisa nicht viel Kontakt zu ihm. Sie schickten sich Weihnachtskarten.«
    »Und Rosita? Kannte sie ihn?«
    »Sie war auf unserer Hochzeit, da hat sie ihn also auf jeden Fall gesehen. Aber ansonsten waren die Familienbande nicht besonders eng. Ehrlich gesagt, hat sich meine Frau auch nicht sehr um Rosita gekümmert. Obwohl ich nicht weiß, wie es gewesen wäre, wenn sie die Kleine noch kennengelernt hätte. Das hätte ihr gefallen, eine Enkelin, mit der man angeben kann.«

    »Wusste Ihre Frau, dass Rikkert reich war?«
    »Sie hat einmal gesagt, dass er jede Menge Geld hat. Aber mehr auch nicht«, sagte er nachlässig. Zu nachlässig?
    »Er hatte tatsächlich jede Menge Geld.«
    Auke Kool griff wieder zu seiner Axt. Zwischen Daumen und Zeigefinger hatte er sich drei Punkte eintätowieren lassen. »Das kann man wohl sagen.«
    »Mit dem Geld können Sie Ihren Bauernhof schön renovieren.«
    »So was in der Art.« Er legte ein frisches Holzscheit auf den Hackblock. Für ihn war die Unterhaltung eindeutig beendet. Die Späne stoben in alle Richtungen, und auf der Stirn des alten Bauern bildeten sich Schweißtropfen. Er würdigte mich keines Blickes mehr. Wenn ich noch länger mit ihm reden wollte, musste ich ein neues Thema anschneiden.
    »Hatte Rosita Ihres Wissens nach Feinde?«
    Er fuhr damit fort, Holz zu hacken, also wiederholte ich meine Frage etwas lauter: »Ob Rosita Feinde hatte!«
    »Tja.« Er kratzte sich kurz an der Nase. Wieder fiel mein Blick auf die drei Punkte auf seiner Hand. »Ich glaube nicht, dass sie sehr beliebt war. Aber Feinde?«
    »Und Freunde? Hatte sie denn Freunde?«
    »Ja. Aber keine richtigen. Nicht, dass ihr beim Umzug in die Koningin Wilhelminastraat irgendwer geholfen hätte. Nein, dafür war der alte Auke dann wieder gut genug. Und wenn irgendwas im Haus kaputtging, wusste sie auch wieder, wo ich wohne.«
    »Sie hatte also weder Freunde noch Feinde, und Sie haben die Reparaturarbeiten erledigt. Kam denn ab und an jemand zu Besuch?«
    »Ray natürlich. Und dieses Arschloch. Asscher.«

    »Annas Vater.«
    »Vater ist ein großes Wort für jemanden, der einer Frau ein Kind macht und beide im Stich lässt.«
    »Aber er hat sich doch gekümmert? Er kam doch öfter vorbei?«
    Kool schnaubte laut. »Keinerlei Anstand. Jede Menge Geld, aber Normen und Werte? Von wegen! Das war zu meiner Zeit anders.«
    »Könnte es sein, dass sie ein anderer umgebracht hat?«
    Er lachte abschätzig. »Sie sind ja witzig! Der Boelens war’s, daran besteht überhaupt kein Zweifel.« Er griff nach seiner Axt und fing an, wie ein Besessener Holz zu hacken. Ich konnte ihn mir gut mit einem Fleischmesser vorstellen. Wäre er in der Lage, jemanden zu ermorden? Ein eiskalter, berechnender Mord, der Kool irgendwann in ferner Zukunft viel Geld bescheren würde. Außer, er hatte bei Rikkert Angelis Tod auch etwas nachgeholfen. Möglich wäre das schon, aber in diesem Fall hätte er wirklich viel Geduld bewiesen. Ganze acht Jahre, dabei war er auch nicht mehr gerade taufrisch.
    Ich betrachtete die drei Punkte auf seiner Hand. Ich hatte sie bei unseren Strafrechtmandanten oft genug gesehen. Sie gaben unterschiedliche Erklärungen dafür an. Häufig wurde behauptet, die Punkte bedeuteten » fuck the police «. Meist tätowierten sich die Gefangenen gegenseitig. War Kool vielleicht auch im Gefängnis gewesen?

40
    Mir kam es vor, als hätte ich bei Rosita Stunden am Fuß der Treppe rumgestanden.

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