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Blutige Erde Thriller

Titel: Blutige Erde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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sanfte Art zu sprechen, die dadurch zustande kam, dass sie über jedes Wort nachdachte - eine Eigenschaft, die sie schon besessen hatte, als sie sprechen lernte.
    Laura war mehr als ein Jahr nach der dritten Scheidung ihrer beider Mutter geboren worden, zu einer Zeit, als diese mit einem neuen Baby nicht umgehen konnte. Josh war erst sieben Jahre alt gewesen, doch er hatte sich praktisch um alles gekümmert, was mit dem Großziehen seiner Schwester zusammenhing. Und obwohl er seine Sache alles andere als gut gemacht hatte, hatte sie sich zu dem besten Menschen entwickelt, den er kannte.
    »Irgendwann werde ich darüber hinwegkommen und dir vergeben. Und jetzt drück mich.«
    Als sie sich umarmten, fühlte sie sich zerbrechlicher an als sonst. Aber das dachte er immer. Es lag in erster Linie an seinen Schuldgefühlen. Weil er zu jung war, um ihr ein richtiger Vater zu sein. Weil er sie nicht schon längst aus allem hier herausgeholt hatte. Und weil er sie jetzt wahrscheinlich wieder im Stich lassen würde.
    »Du siehst gut aus«, sagte sie, trat einen Schritt zurück und sah zu ihm auf. Ihre blauen Augen, ihr blondes Haar und ihre helle Haut wirkten im Licht der sinkenden Sonne noch heller. »Stell dir das mal vor. Ein Hagarty mit einem MBA.«
    »Klingt unwahrscheinlich, was?«
    »Und, wie sieht’s aus, hast du dich schon an den Mann gebracht?«
    Er lachte und nahm ihre Hand, während sie die Straße entlanggingen. Mit siebzehn war sie bereits in der Abschlussklasse
und schien alle Bücher gelesen zu haben, die je geschrieben worden waren. Er hatte nie herausgefunden, wer ihr Vater war, und ihre Mutter sprach nicht darüber. Bis heute hielt er immer, wenn er in der Stadt war, nach blonden Männern mit der Persönlichkeit eines sarkastischen Buddhas Ausschau. Bisher ohne Erfolg.
    »Ich habe einige gute Angebote, aber ich warte darauf, dass die sich alle nochmal melden.«
    »Ist etwas dabei, das du wirklich gerne annehmen würdest? Etwas, das dich glücklich machen würde?«
    Er hasste es, sie anzulügen, und musste sorgfältig darauf achten, keines jener verräterischen Zeichen an den Tag zu legen, die sie schon seit Jahren erkannte. »Sie sind alle ziemlich gut, aber es gibt so vieles, das man in Betracht ziehen muss. Geld, Sitz der Firma, Aufstiegsmöglichkeiten.«
    »Spaß?«
    »Was mich betrifft, macht alles Spaß, was mit einer unanständig großen Summe Geld verbunden ist.«
    Sie drückte seine Hand, doch sie sah nicht wirklich überzeugt aus. »Wir werden zurechtkommen, Josh. Ganz egal, wie du dich entscheidest.«
    »Wir haben es nicht nur verdient zurechtzukommen. Wir haben es verdient, dass alles großartig läuft. Und genau das wird passieren, okay?«
    Sie antwortete nicht.
    »Okay?«
    »Erzähl mir von New York.«
    »Es ist wirklich groß.« Er sah sie an und bedauerte zum wiederholten Male, dass er nicht nachdrücklicher darauf bestanden hatte, sie mit sich zu nehmen und in seiner Studentenwohnung unterzubringen. Sie hatte ihre Absätze in den Boden gerammt, und weder Betteln und Schreien noch die Bilder hervorragender ortsansässiger
Highschools hatten auch nur das Geringste bewirken können.
    »Groß? Ist das schon alles, was du dazu zu sagen hast? Die Stadt war groß? Was hast du gemacht? Was hast du gesehen? Warst du im MoMa?«
    »Bei wem?«
    Sie zog eine Grimasse. »Was ist mit der Freiheitsstatue? Hast du gewusst, dass wir sie den Franzosen zu verdanken haben?«
    »Nein. Und nein.«
    »Hast du dir ein Theaterstück angeschaut, bevor du wieder zurückgeflogen bist?«
    »Auch nicht.«
    »Um Himmels willen, Josh. Trotz deiner ganzen Ausbildung bist du immer noch ein Kulturbanause. Ein richtiger Philister.«
    »Ein Philister? Mein Gott, Laura. Sprich bitte wie alle anderen in deinem Alter. Häng an jeden zweiten Satz ein ›oder so‹ an. Erzähl mir, wie langweilig dein Freund ist. Du wirst mir langsam unheimlich.«
    Damit brachte er sie wirklich zum Lachen. Das Geräusch, das sie dabei von sich gab, hatte sich kaum verändert, seit sie ein Baby gewesen war: ein seltenes, gedämpftes Gurgeln, das hauptsächlich aus ihrer Nase kam. Es war nicht so, dass sie kein heiteres Gemüt gehabt hätte. Sie war nur sehr wählerisch bezüglich dessen, was sie witzig fand.
    »Was ist mit dir, Kleines? Wie läuft’s bei dir? Wie ich gemerkt habe, wurde das Telefon wieder abgeschaltet.«
    »Sie schließen es nächste Woche wieder an. Wir waren nur ein bisschen spät dran. Es ist alles okay. Hier ändert sich nicht

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