Blutige Erde Thriller
ob wir jemanden finden könnten, der besser auf das von Ihnen entwickelte Profil passt.«
Fedorovs Miene verdüsterte sich kaum merklich. »Wegen ein paar läppischer Zusammenstöße mit dem Gesetz und der Tatsache, dass er zur falschen Zeit den falschen Wagen gefahren hat?«
»Wir dürfen es in dieser Hinsicht nicht übertreiben, Aleksei. Ich kann Josh dem Vorstand als eine Art Rettungsgeschichte verkaufen. Und wenn die Sache bekannt wird, kann ich gegenüber der Presse dieselbe Karte ausspielen. Wenn wir jemanden nehmen, dessen Hintergrund noch schlimmer ist, wird das zu Fragen führen, die wir nicht mehr so leicht beantworten können.«
»Mehr Aufmerksamkeit als die von diesem kleinen Heiligen, den Sie zuletzt eingestellt haben? Ich habe Ihnen gesagt, er würde zum Problem werden. Aber Sie wollten einfach nicht auf mich hören.«
»Sie müssen verstehen, dass -«
»Was ich verstehe«, unterbrach er, »ist, dass ich nicht dazu da bin, Ihre beschissenen Fehler in Ordnung zu bringen. Was Sie verstehen sollten, ist, dass ich Sie diesmal persönlich verantwortlich machen werde. Haben Sie mich verstanden? Persönlich verantwortlich .«
VIER
»Danke fürs Mitnehmen, Mann.« Er klopfte gegen die Seite des alten Pick-ups, und der Fahrer fuhr davon. Josh blieb mit nichts als seinem Seesack über der Schulter auf der verlassenen Straße zurück.
Die Blätter fingen gerade an, die Farbe zu wechseln, und knirschten unter seinen Füßen, als er die breite, unbefestigte Straße hinunterging, die vom Asphalt abzweigte. Die Sonne hatte die Berge noch nicht erreicht, doch sobald das geschah, würde die stehende Luft rasch kälter werden. Er beschleunigte seine Schritte, denn er wollte es bis nach Hause schaffen, bevor er nach einer Jacke kramen musste.
Das Flugticket von New York zurück an die Hochschule hatte er gegen eines nach Kentucky umgetauscht. Alle Prüfungen lagen hinter ihm, und er war zu dem Schluss gekommen, dass die kleine Studienabschlussfeier eher deprimierend als erhebend ausfallen würde, so dass die Gelegenheit günstig war, einen Besuch zu Hause einzuschieben. Offen war allerdings noch, ob es sich um einen Kurzbesuch vor dem Start in ein neues Leben handeln würde oder um eine dauerhafte Rückkehr in seine katastrophale Vergangenheit. Aber es war sinnlos, jetzt darüber nachzugrübeln. Dazu würde er später noch reichlich Gelegenheit haben.
Seine Schwester hatte ihn nicht vom Flughafen abgeholt, obwohl sie es vereinbart hatten, und als er anrufen wollte, musste er feststellen, dass das Telefon abgestellt war. Beides bot nicht zwingend Anlass zur Beunruhigung.
Der alte Ford, den er während seiner Zeit in einer Autowerkstatt abgegriffen hatte, war wahrscheinlich wieder kaputt, und die Telefonverbindung wurde ständig ab-und wieder angestellt. Es war ebenfalls sinnlos, darüber zu klagen. So war es eben einfach. Positiv denken, sagte er sich. Positiv denken.
Es war leicht zu vergessen, wie schön Kentucky war, doch jedes Mal, wenn er heimkam, kehrte die Erinnerung rasch zurück. Dicht und lebendig standen die Zuckerahorne an der Straße, ein Anblick, der nur gelegentlich von einem heruntergekommenen Wohnwagen gestört wurde. Er winkte den wenigen Leute, die im Freien waren, und sie winkten ohne Begeisterung zurück. Die meisten hatte er schon als kleines Kind gekannt, doch er hatte nie wirklich zu ihnen gepasst. Das tat er nach wie vor nicht.
Sein Mittagessen mit Stephen Trent war sogar noch besser gelaufen als das Vorstellungsgespräch, und es war schwierig, nie die Deckung aufzugeben und sich zu keinerlei Fantasien darüber hinreißen zu lassen, dass man ihm den Job bei NewAfrica anbieten würde. Oder vielleicht war »romantische Träumerei« das bessere Wort. Josh Hagarty, Weltreisender. Kultiviert und weltgewandt. Vielleicht sogar ein Jet-Setter. Es war ihm nie zuvor in den Sinn gekommen, tatsächlich wegzugehen und etwas von der Welt zu sehen. Doch jetzt, da das Thema einmal aufgebracht worden war, musste er zugeben, dass die Vorstellung ihm durchaus zusagte.
Weitere fünfzehn Minuten vergingen, bevor er eine Hügelkuppe erreichte und ein Mädchen im Teenageralter entdeckte, das im Schatten eines Baumes ein Buch las. Laura.
Anstatt sofort aufzuspringen, blieb sie sitzen und sah ihm zu, wie er näher kam. Er wusste, dass das nicht an
mangelnder Begeisterung lag. Seine Schwester war eben einfach so.
»Tut mir leid, dass ich nicht da war, um dich abzuholen, Josh.«
Sie hatte eine langsame,
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