Blutige Erde Thriller
nahe.«
»Sehr sogar.«
»Was ist mit Ihrer Mutter?«
»Wir haben keine besonders enge Beziehung.«
»Aber Ihre Schwester … Laura, nicht wahr? Sie wird doch schon bald aufs College gehen.«
»Genau darüber mache ich mir Sorgen. Ich glaube, dass sie möglicherweise nicht weggehen will. Wegen der Situation meiner Mutter.«
»Und die wäre?«
»Alkoholikerin. Außerdem ist sie von einer Verwandten abhängig, die versucht, ihre Lage auszunutzen.«
Trent nickte langsam. »Verstehe. Hören Sie, ich möchte nicht, dass Ihnen das jetzt unangenehm ist, aber wir sind eine Hilfs organisation. Wir haben Kontakte zu Sozialarbeitern, ganz zu schweigen von Anwälten, die jeden Tag mit solchen Situationen konfrontiert werden.«
»Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen, aber -«
»Ihre Ideen sind gut, Josh. Wir werden bei der Umsetzung zwar einige Kompromisse machen müssen, aber genau diese durchdachte, entschiedene Art zu handeln suchen wir. Wir möchten Sie nicht verlieren.«
»Mein Entschluss ist mehr oder weniger gefallen, Stephen.«
»Aber wenn ich Ihnen helfen könnte, Ihre familiären Probleme zu lösen? Dann würden Sie bleiben, oder?«
Die Wahrheit war, dass seine Arbeit trotz aller Frustrationen auch ihre positiven Seiten hatte. Und dabei ging es nicht nur um das ganze Paket an Kompensationsleistungen oder die Tatsache, dass er nichts anderes in Aussicht hatte. Wenn Trent auf seine Forderungen einginge, sollte er der ganzen Sache vielleicht wirklich eine Chance geben. Möglicherweise würde dabei tatsächlich etwas von Wert herauskommen.
»Ich weiß nicht, Stephen. Vielleicht.«
»Gut. Ich werde auch weiterhin versuchen, Ihnen einen Flug aus dem Land zu organisieren, doch gleichzeitig werde ich einige Anrufe erledigen, um herauszufinden, was wir für Ihre Schwester tun können. In ein paar Tagen komme ich für Mtitis Fotoshoot runter. Dann können wir noch einmal miteinander reden.«
Die Hand, in der Josh das Bier hielt, blieb auf halber Strecke zum Mund stehen. »Sie kommen trotz allem?«
»Natürlich.«
»Stephen, da ist nichts mehr da. Das ist mein Ernst. Nichts.«
»Ich habe keine andere Wahl, Josh. Ich habe es dem Präsidenten versprochen, und ich habe das gesamte Material, mit dem wir dieses Jahr um Spenden werben, um dieses Projekt herum organisiert. Ich muss mir eben etwas einfallen lassen.«
EINUNDZWANZIG
Stephen Trent sah, wie Gideons Kiefer sich immer heftiger verspannte und die Muskeln zitterten, während er sich die Aufnahme auf Josh Hagartys MP3-Player anhörte. Seine Nasenflügel blähten sich ein letztes Mal, dann riss er die Hörer aus den Ohren.
»Wer hat das für ihn übersetzt?«
»Ich weiß es nicht.«
»Haben Sie ihn gefragt?«
»Natürlich habe ich ihn gefragt! Er kannte den Namen des Mannes nicht.«
»Er lügt«, sagte Gideon.
»Wer soll es denn gewesen sein? Ich dachte, Sie hätten Leute, die ihn vierundzwanzig Stunden am Tag überwachen. Warum wissen Sie es nicht?«
»Ich kann dafür sorgen, dass er es uns sagt.«
»Ich glaube, Sie haben schon genug getan. Sie lassen das Projekt vor dem Besuch des Präsidenten in Flammen aufgehen, und dann lassen Sie zu, dass Tfmena Llengambi entkommt.«
»Meine Leute hatten nichts mit dem Feuer zu tun«, sagte Gideon verärgert. »Es war irgendein Yvimbo-Hund. Sie -«
»Sie wollen, dass ich Ihren Leuten vertraue«, brüllte Trent. »Den Leuten, die in aller Öffentlichkeit darüber reden, dass sie für die Ermordung Tfmenas bezahlterden?«
»Sie konnten unmöglich wissen, dass sie dabei aufgenommen werden. Sie -«
»Schnauze!«, sagte Trent. »Halten Sie einfach die Klappe und lassen Sie mich nachdenken!«
Josh Hagarty hatte absolut ins Schwarze getroffen: Einzig und allein Tfmena Llengambis Fähigkeit, die Gräben innerhalb seines Stammes zu überbrücken, war es zu verdanken, dass das Projekt nicht schon vor langer Zeit im Chaos versunken war. Aber aus diesem Status ergab sich auch noch eine andere Konsequenz: Wenn er nicht mehr da war, konnte niemand mehr verhindern, dass sich die beiden Gruppen gegenseitig an die Gurgel gingen.
Es war ein einfacher, praktisch narrensicherer Plan gewesen. Nach Mtitis Besuch würde Tfmena auf brutale Weise ermordet werden, Stammeskämpfe würden aufflammen und Gideons Leute würden dafür sorgen, dass die bescheidenen Erfolge, die das Projekt bisher vorweisen konnte, vollkommen vernichtet würden.
Mtiti hätte die Fotos, um der Weltöffentlichkeit zu beweisen, wie sehr er sich darum bemühte,
Weitere Kostenlose Bücher