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Blutige Erde Thriller

Titel: Blutige Erde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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würde, dass man ihn in Afrika mitten im Nirgendwo erschossen hatte. Daran, was mit ihr geschehen würde, wenn sie niemanden mehr hatte, an den sie sich wenden konnte. Niemanden, der sie aus dem Leben herausholen würde, in das sie hineingeboren worden war.
    Das Telefon klingelte noch immer, als der Junge die klapprige Tür auftrat. Er fing an, etwas auf Xhisa zu schreien, und riss den Gewehrlauf ruckartig hin und her,
so dass er in einer Sekunde auf Josh und in der nächsten auf Annika gerichtet war.
    Josh schob das Telefon wieder in die Tasche und wich mit ausgestreckten Händen ein paar Schritte zurück. »Ganz ruhig, mein Junge, okay?«
    Annika sah sich mit wehmütig-nostalgischer Miene im Zimmer um. Sie schien den schreienden und mit der Waffe herumfuchtelnden Jungen kaum wahrzunehmen.
    »Rede mit ihm«, forderte Josh sie auf. »Sag irgendwas!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie schicken keine Kinder, um zu verhandeln. Sie schicken sie, um zu töten. Wir sind für ihn das Ritual, durch das er zum Mann wird.«
    »Ich werde hier nicht einfach nur rumstehen und zulassen, dass uns dieser kleine Bastard abknallt.«
    »Das passiert hier jeden Tag. Es passiert Menschen, die unschuldiger sind als wir.«
    Der Junge zitterte heftig. Offenbar versuchte er, genug Wut in sich heraufzubeschwören, um zu tun, womit man ihn beauftragt hatte. Der Ausdruck um seine Augen herum verriet jedoch, wie weit fort von zu Hause er war. Und wie gerne er einfach wieder dort gewesen wäre.
    Wieder richtete er das Gewehr auf Annika, doch diesmal hatte sich etwas in ihm verändert. Er war bereit.
    Josh warf sich nach vorn, doch es war zu spät. Der Knall der Waffe war ohrenbetäubend, Annika stürzte nach hinten, warmes Blut spritzte.
    Sein Schwung schleuderte ihn gegen den Jungen, der hart gegen die Wand krachte. Das Gewehr fiel aus seinen Händen, und Josh griff danach. Er stellte sich bereits vor, wie er mit dem Kolben den Schädel des Jungen einschlug und feuernd zur Vordertür hinaustrat. Vielleicht würde er dieses Dorf nie wieder lebend verlassen, doch er würde dafür sorgen, dass das ebenso für Luganda galt.
    Die Wut, die ihn geblendet hatte, ließ nach, als er bemerkte,
dass der Junge sich nicht wehrte. Erst jetzt sah er, dass dem Kind ein Teil des Kopfes weggerissen worden war. Josh ließ den Jungen los und sah zu, wie er zu Boden glitt. Erst jetzt begriff er, was passiert war. Die verrostete russische Waffe war ihm ins Gesicht explodiert.
    Josh drehte sich um und fiel neben Annikas leblosem Körper auf die Knie. Er riss ihr T-Shirt hoch, fand jedoch nichts als glatte, unverletzte Haut. Das einzige Blut an ihr befand sich in ihrem Haar, ein münzgroßer klebriger Fleck oberhalb ihrer linken Schläfe. Er legte ihr eine Hand auf die Brust und spürte, wie sie sich atmend hob und senkte. Sie war nicht angeschossen worden. Sie war nur mit dem Kopf gegen den Bettpfosten gekracht, als sie gestürzt war.
    Von draußen erklangen wieder Rufe, und er schloss die Tür, die zur Kirche führte, bevor er den Schrank öffnete und die Kleider, die darin hingen, unter das Bett schob.
    Er zog die Leiche des Jungen über den Boden und versuchte, nicht an den zerschmetterten Kopf zu denken, der dem Kind auf die Brust gesunken war. Als er den Körper schließlich in den Schrank gezwängt und die Schranktür geschlossen hatte, war sein Hemd blutgetränkt.
    Nachdem der Drang sich zu erbrechen abgeebbt war, zog er Annika in die karmesinrote Pfütze, die der Junge neben der Tür hinterlassen hatte, und arrangierte sorgfältig ihre Arme und Beine, bevor er sich neben sie legte.
    Weniger als eine Minute verging, dann wurde die Tür aufgerissen. Er rührte sich nicht und beobachtete durch seine fast geschlossenen Augenlider, wie Stiefel an ihm vorbeischritten. Annikas rechte Hand lag unter seinem Bein, und er versuchte sich nicht zu verkrampfen, als sie zuckte. Er hatte nicht mehr gebetet, seit er ein Kind gewesen war, aber sie hatte Recht. Wann, wenn nicht jetzt?
    Okay, Gott. Ich kann verstehen, warum du mir vielleicht nicht
helfen willst. Aber Annika hat ihr ganzes Leben für dich gelebt. Bitte lass sie jetzt nicht zu sich kommen.
    Soweit er das auf dem Boden liegend erkennen konnte, befanden sich drei Soldaten im Zimmer. Einer von ihnen war Luganda. Obwohl er Xhisa sprach, erkannte Josh klar und deutlich, dass er lallte.
    »Agabezi!«, schrie Luganda.
    Wahrscheinlich handelte es sich um den Namen des Jungen, dessen Blut sich gerade im Schrank ausbreitete.

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