Blutige Erde Thriller
Rückspiegel immer größer wurden.
Er wartete darauf, dass die Kugel, die ihn umbringen würde, die Rückseite des heruntergekommenen Führerhauses durchschlug, und stellte sich vor, wie das Geschoss seine Lunge durchbohren und er in seinem eigenen Blut ertrinken würde, während die Soldaten Annika von der
Ladefläche zögen und totprügelten. Wenn nicht Schlimmeres.
Doch die Kugel kam nicht. Zwar fielen Schüsse - tausende, wie es schien -, doch die Soldaten waren zu jung und zu betrunken, um irgendetwas zu treffen.
Unmittelbar bevor Josh um die Ecke bog und hinter einem Hügel verschwand, streckte er den rechten Arm aus dem Fenster und zeigte ihnen den Mittelfinger.
DREIUNDDREISSIG
Stephen Trent erhob sich nicht von seinem Schreibtisch, als Gideon eintrat, doch er sprang auf, als Umboto Mtiti ihm folgte. Er sah, wie die Soldaten im Flur in Position gingen, bevor Mtiti die Tür hinter sich zuschlug.
»Mr President«, stammelte Trent. Er spürte, wie ihm am Haaransatz der kalte Schweiß ausbrach. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie kommen würden? Wir sind nicht vorbereitet -«
»Ja, das ist allerdings offensichtlich, würde ich sagen.«
Gideons allgegenwärtige Sonnenbrille war verschwunden, so dass man seine gelbschwarzen Augen sehen konnte. Ebenso verschwunden war die lässige Arroganz, die sonst sein Auftreten charakterisierte. Sie war der unbehaglichen Haltung eines Menschen gewichen, der sich mit aller Kraft darum bemüht, nichts Falsches zu tun oder zu sagen.
»Welchem Umstand verdanke ich diese Ehre, Exzellenz?«
Mtiti setzte sich in einen der Sessel vor Trents Schreibtisch. Die Orden auf seiner Uniformbrust klirrten unheildrohend. Gideon blieb in gebührendem Abstand hinter ihm stehen, zum Teil aus Unterwürfigkeit und zum Teil in dem Versuch, sich unsichtbar zu machen.
»Ihr neuer Mann hat die Leichen der Leute gefunden, die wir umgesiedelt haben«, sagte Mtiti.
Trent antwortete nicht sofort. Er versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was er gerade gehört hatte, und nicht darauf, wie verwundbar und fern seiner Heimat
er war. »Ich verstehe nicht, Sir. Wie sollte das möglich sein?«
»Soweit ich weiß, hat er das Telefon, das Sie ihm gegeben haben, unter den Habseligkeiten von irgendeinem alten Weib versteckt. Offensichtlich befindet sich ein GPS in diesem Telefon.«
Fast wären Trent die Beine weggeknickt. Er sank in seinen Sessel und sah an Mtiti vorbei auf Gideon. »Wieso haben Sie und Ihre Leute das nicht bemerkt?«
Gideon hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Trent für schwach und erbärmlich hielt. In seinen Augen taugte er zwar dazu, Mtitis Willen geschickt auszuführen, war ansonsten jedoch zu kaum etwas zu gebrauchen. Trent wusste, dass er in einer Welt, in der nur physische Kraft, Mut und die Bereitschaft zur Gewalt zählten, eine höchst bescheidene Position einnahm.
»Der Fehler liegt bei Ihnen«, sagte Gideon. »Sie hätten ihm das Telefon niemals geben dürfen.«
Das veranlasste Trent dazu, seinen leicht gesenkten Blick wieder auf den Präsidenten zu richten. Wie üblich war Mtitis Gesicht eine undurchdringliche Maske, und es war gleichermaßen möglich, dass er jeden Augenblick entweder in irres Gelächter oder mörderische Wut verfallen würde.
»Wir haben ihm das Telefon gegeben, damit Gideon immer nachverfolgen konnte, wo er sich aufhielt. Wie bei Dan. Wie bei jedem.«
Mtiti reagierte nicht, doch aus den Augenwinkeln nahm Trent Gideons trotzig-wütenden Blick wahr. Es machte Gideon rasend, sich in Gegenwart dieses schlaffen, bleichen Mannes erklären zu müssen - und zu wissen, dass Trents Geschäftsbeziehung zum Präsidenten seine eigene Blutsverwandtschaft mit Mtiti möglicherweise in den Schatten stellen würde. Er begriff nur allzu
gut, wo er stand, und war klug genug, Vorsicht walten zu lassen.
»Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte«, fuhr Trent fort. »Woher wollen Sie wissen, dass er das Telefon benutzt hat, um diese Leute aufzuspüren? Haben Sie ihn bei den Gräbern gesehen? Haben Sie dort einfach so herumgestanden?«
»Wenn ich nicht wäre, hätten wir nichts von alldem herausgefunden«, sagte Gideon. Seine Stimme nahm an Lautstärke zu, erreichte jedoch nicht den Pegel seines üblichen Brüllens. »Er wäre unterwegs nach Amerika und wüsste alles.«
Trent wollte mit einer scharfen Bemerkung antworten, doch er beherrschte sich. Wahrscheinlich hatte Gideon über das Telefon Bescheid gewusst und es ganz gezielt an Ort und Stelle
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