Blutige Erde Thriller
belassen. Bei der Vorstellung, wie er diese Gelegenheit nutzen könnte, um persönlich an Josh Hagarty Rache zu üben, war ihm bestimmt der Sabber aus dem Mund gelaufen. Und dann hatte er ihn entkommen lassen.
Diese Anschuldigung allerdings noch deutlicher auszusprechen, könnte Trent gefährlich werden. Genau wie Gideon gezwungen war, die Macht geschäftlicher Verbindungen anzuerkennen, musste Trent akzeptieren, dass Verwandtschaftsbeziehungen ein so starkes und komplexes Band bildeten, dass man sie als Außenseiter keinesfalls zu leicht nehmen durfte.
»Es reicht«, sagte Mtiti. »Wo sind sie jetzt?«
»Sie?«, fragte Trent.
»Er ist mit einer Weißen zusammen«, erwiderte Gideon. »Sie sind in das Dorf gefahren, in dem sie arbeitet. Ich habe einige Soldaten hingeschickt, doch sie sind entkommen.«
»Sie sind entkommen?«, sagte Trent ungläubig. »Zwei
unbewaffnete Weiße - von denen einer eine Frau ist - sind Ihren Soldaten entkommen?«
Gideon starrte ihn schweigend an.
»Wer hat das Telefon? Sie oder die beiden?«, fragte Trent.
»Die beiden«, sagte Mtiti. »Finden Sie sie. Sofort.«
Trent griff nach seinem Laptop und rief die Website auf, mithilfe derer man die Position des Satellitentelefons feststellen konnte. Er gab seinen Benutzernamen und das Passwort ein und wartete auf Antwort.
Ungültige Log-in-Daten .
Sorgfältig tippte er alles noch einmal ein, doch er wusste, dass es keinen Sinn haben würde. Josh Hagarty war vieles, aber er war kein Idiot.
»Sie haben das Passwort geändert.«
»Dann machen Sie’s rückgängig«, sagte Mtiti.
»Das ist nicht so einfach, Exzellenz.«
»Warum ist das nicht so einfach? Ist das Ihr Telefon oder nicht? Haben Sie es nicht bezahlt? Haben Sie es nicht irgendeiner Firma in Ihrem Land abgekauft? Vielleicht wollen Sie es ja gar nicht rückgängig machen. Vielleicht arbeiten Sie ja für diese Telefongesellschaft? Vielleicht wollen die die Kommunikationstechnik in meinem Land übernehmen und sie den Yvimbo überlassen.«
»Exzellenz«, sagte Trent, wobei er Mühe hatte, einen beruhigenden Tonfall beizubehalten, »es ist dasselbe Sicherheitssystem, das überall auf der Welt benutzt wird. Ich kann dafür sorgen, dass das Telefon gesperrt wird, aber es ist sehr kompliziert, wenn man -«
»Also bin wieder einmal ich es, der sich darum kümmern muss. Ich muss die Probleme beseitigen, die Sie hinterlassen. Wie schon bei Ihrem letzten Mann.«
»Wir können diese Sache schnell und problemlos aus der Welt schaffen, Exzellenz. Sie müssen nur dafür sorgen, dass Ihre Leute die Flughäfen überwachen und -«
»Wollen Sie mir erklären, wie ich in meinem eigenen Land zwei Weiße finde?«
»Nein. Ich sage nur, dass wir koordinieren sollten, wie -«
»Was gibt es da zu koordinieren? Wozu sollte ich Sie benötigen? Sie und Ihre Leute sind doch verantwortlich für diese Probleme! Und jetzt wollen Sie mir sagen, wie ich sie lösen soll? Sie geben mir Anweisungen?«
»Ich würde mir nie anmaßen -«
»Aber genau das haben Sie bereits getan. Genauso verhalten sich Leute wie Sie immer. Sie maßen sich Dinge an.«
Stephen Trent schenkte sich einen Drink ein und sah sich in seinem leeren Büro um. Fast fünfzehn Minuten waren bereits vergangen, seit Mtiti und seine Leute abgezogen waren, doch die Anspannung war immer noch spürbar. Er konnte die Hausangestellten hören, die sich draußen nervös miteinander unterhielten und sich in die Arbeit stürzten, als hinge ihr Leben davon ab. Als sei Mtiti gerade mit der Entscheidung beschäftigt, ob die Beiträge, die sie für sein Land leisteten, das Essen und die Luft wert waren, die er auf sie verschwendete.
Trent nahm an, dass ein Pakt mit dem Teufel am Anfang immer gut aussah. Er hatte nicht nur Jahre im Gefängnis und ein langes Vorstrafenregister vermeiden können, sondern auch einen gut bezahlten Job in New York bekommen, der darin bestand, Aleksei Fedorovs neues Projekt zu leiten. Doch als offensichtlich wurde, dass die möglichen Profite und der Mangel an Kontrolle sogar Fedorovs günstigste Annahmen übertrafen, begann die Freiheit, für die Trent so dankbar gewesen war, immer mehr wie Sklaverei auszusehen.
Zunächst war Mtiti nicht besonders begeistert von
Fedorovs Vorschlag gewesen, doch es hatte nicht lange gedauert, bis NewAfrica eine Chance bekam, sich zu beweisen. Bei allen Unternehmungen, an denen die Firma beteiligt war, schien es, als sei die Welt vollkommen geblendet von der fundamentalen Annahme, dass
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