Blutige Erde Thriller
weiß«, sagte er. »Was denkst du? Was sollen wir tun?«
Sie dachte einen Augenblick nach, ohne ihn anzusehen. »Ich denke, wir sollten mein Dorf retten, wenn es
nicht schon zu spät ist. Ich denke, wir sollten Umboto Mtiti zum Teufel jagen. Und ich denke, dein Freund Stephen Trent sollte ihn begleiten.«
Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, war es ihr vollkommen ernst damit.
»Ich hatte eigentlich eher an einen etwas bescheideneren Rahmen gedacht.«
»Hier können wir auf jeden Fall nicht bleiben. Das Essen und das Wasser, das wir dabeihaben, werden nur ein paar Tage reichen.«
»Was dann?«
»Wir haben keine Ahnung, wann JB seine Story veröffentlichen wird, stimmt’s? Wir wissen nicht einmal, ob sie überhaupt jemals erscheint. Und wegen unserer Hautfarbe können wir uns nur sehr schwer verstecken.«
»Wie wär’s mit einem Rebellendorf? Sie hassen die Regierung. Vielleicht würden sie uns helfen.«
»Mtiti kontrolliert diese Gegend zwar nicht, aber er hat überall Spitzel.«
»Was meinst du, wie unsere Chancen stehen?«
»Nicht sehr gut.«
»In Zahlen?«
»Vielleicht zehn Prozent?«
Er atmete tief aus. »Himmel, ich hätte erwartet, dass du wenigstens fifty-fifty sagst. Okay. Wie wär’s, wenn wir uns trennen?«
»Uns trennen? Warum?«
»Wenn sie uns beide schnappen, sind wir tot. Aber was ist, wenn sie nur einen von uns erwischen? Wahrscheinlich würden sie versuchen, uns gegeneinander auszuspielen. Das könnte uns die Zeit verschaffen, die wir brauchen, bis JB seine Story veröffentlicht.«
»Ich glaube nicht, dass das irgendeinen Sinn macht.«
»Du kommst hier zurecht, Annika. Du sprichst die
Sprache, du kennst die Kultur. Vielleicht würdest du jemanden finden, der in der Lage wäre, den Leuten in deinem Dorf zu helfen - oder der wenigstens herausfinden könnte, was passiert ist.«
Offensichtlich hatte sie daran noch gar nicht gedacht. Ihre Miene wurde nachdenklich. »Was ist mit dir?«
»Ich wäre dir nur im Weg.«
»Und wo wärst du mir nicht im Weg?«
»In der Zivilisation. Ich kann versuchen, zum amerikanischen Konsulat Kontakt aufzunehmen, und vielleicht dafür sorgen, dass das Satellitentelefon wieder eingeschaltet wird. Vielleicht könnte ich mich auch mit JB in Verbindung setzen und herausfinden, wie genau sein Zeitrahmen aussieht. Möglicherweise kennt er sogar jemanden, der uns helfen kann.«
»Deiner Schwester. Das meinst du doch, oder? Du musst wissen, was mit ihr passiert ist.«
Er sah zu Boden und wusste nicht, was er sagen sollte. Annika war in derselben Lage wie er, doch statt einer einzigen jungen Frau gab es ein ganzes Dorf, über das sie sich Sorgen machte. Es sah immer mehr so aus, als läge jeder einzelnen seiner Handlungen nichts als Egoismus zugrunde.
»Ich muss sie erreichen«, gab er schließlich zu. »Ich muss wissen, ob es ihr gutgeht.«
»Ich verstehe.«
»Ich bin kein schlechter Mensch, Annika.«
»Ich weiß. Das ist keiner von uns. Ich bin mir nur nicht sicher, ob wir gute Menschen sind.«
FÜNFUNDDREISSIG
JB Flannary spähte mit zusammengekniffenen Augen in den Kühlschrank, wo sein Blick auf einem einsamen Glas Oliven zum Ruhen kam. Robert Pages Landhaus war typisch für einen erfolgreichen New Yorker: Es lag weder auf dem Land, noch war es besonders heimelig. Es war nichts weiter als eine teure, aber alles in allem nutzlose Spielerei, die in den Kreisen, in denen er sich bewegte, erwartet wurde.
»Da ist nichts drin«, sagte Page, der seinen Kopf durch die Tür der spärlich beleuchteten Küche gestreckt hatte.
»Du bist der Meister des Offensichtlichen.«
»Auf deine Sprüche kann ich verzichten, JB. Mach dir einen schönen Drink, und noch bevor du einen ordentlichen Schwips hast, dürften bereits die Pizzas eingetroffen sein, die ich bestellt habe.«
Die Bar war besser bestückt als der Kühlschrank, und während Page wieder im Wohnzimmer verschwand, schenkte Flannary sich einen großen Scotch ein. Der Schneeball, den er über die Hügelkante geschoben hatte, war dabei, immer schneller und größer zu werden. Er bewegte sich jetzt außerhalb seiner Kontrolle und drohte alles auf seinem Weg niederzuwalzen. Die Nachrichten über Fedorov, die Flannary auf Joshs Telefon hinterlassen hatten, waren unbeantwortet geblieben, und jetzt war das Gerät außer Betrieb. Ein Anruf bei Katie bestätigte, dass Josh schon seit Tagen nicht mehr in der Siedlung gesehen und sein Projekt eingestellt worden war.
Jetzt saßen sie alle in der Falle. Wenn
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