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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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nach Jahren in Belfast kaum noch herauszuhören war. »Er hat nie guten Tag gesagt. Er hat immer den Kopf gesenkt und ist einfach vorbeigelaufen. Aber einmal …«
    »Was war einmal?«, fragte Lennon.
    »Einmal war, nachdem er am Empfang vorbeigelaufen war, etwas auf dem Boden, zuerst sah es aus wie Erde oder Lehm. Eswar ganz klein, wie eine Münze. Ich habe ein Papiertuch genommen und bin um die Theke herumgelaufen. Als ich es dann aufwischte, war es rot. Es war Blut.«
    Ihr Gesicht blieb dabei so ausdruckslos, als würde sie ihm Sonderpreise für irgendwelche Zimmer nennen. Noch vor ein oder zwei Wochen hätte Lennon bei ihr vielleicht sein Glück versucht. Doch jetzt ließ ihn ihr gutes Aussehen völlig unbeeindruckt.
    »Was ist mit heute?«, fragte er. »Ist da irgendjemand Ungewöhnliches aufgetaucht? Wir hatten ja darum gebeten, dass niemand sich dem Zimmer nähern sollte. Könnte jemand unbemerkt am Empfang vorbeigekommen sein?«
    »Ich habe niemanden gesehen«, antwortete sie. »Aber hier herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Es finden auch Tagungen von Geschäftsleuten und Unternehmen statt.«
    »Gibt es noch einen weiteren Eingang? Eine Möglichkeit, in sein Zimmer zu gelangen, ohne dass man an der Rezeption vorbei muss?«
    »Es gibt einen Zugang vom Parkplatz aus«, sagte sie. »Aber der Parkplatz ist immer verschlossen, außer …«
    »Außer was?«
    »Das Tor wird von einer Kamera überwacht. Es ist zwar nicht gestattet, aber manchmal drückt trotzdem einer, der gerade an der Rezeption sitzt, ohne nachzuprüfen den Toröffner, wenn ein Wagen vorfährt. Die Gäste werden ungehalten, wenn sie erst aussteigen und zur Rezeption kommen müssen, deshalb ist es bequemer, sie einfach rein und raus zu lassen. Ich sage denen immer wieder, sie sollen das nicht machen, aber sie machen es trotzdem.«
    »Jemand hätte also …«
    Noch bevor Lennon den Satz beenden konnte, hörte er über seiner Schulter das statische Rauschen eines Funkgeräts. Als er sich umwandte, sah er Constable Connolly halb gehend, halb laufend durch die Lobby auf ihn zueilen, das Gesicht leichenblass.
    »Was ist los?«, fragte Lennon und stand auf.
    Connolly glitt auf dem Fliesenboden aus, fing sich aber wieder. »Wir müssen los«, sagte er.
    »Warum? Was ist passiert?«
    Connolly sah aus, als müsse er sich jeden Moment übergeben. »Etwas Schlimmes. Etwas sehr Schlimmes.«

71
    Der Nomade verließ die zweispurige Durchgangsstraße und bog in ein kleines, gerade neu entstandenes Wohnviertel ein. Große Häuser mit vier oder fünf Schlafzimmern, jedes mit einer privaten Einfahrt. Davor parkten Geländewagen und Kombis. Er fuhr in eine Sackgasse und folgte ihr bis zum Wendehammer. Als er anhielt, quietschten die uralten Bremsen des Volkswagens.
    Wenigstens hatte Hewitt ihm einen Wagen mit Automatik besorgt. Das Schalten wäre mit seinem schmerzenden Handgelenk die reine Hölle gewesen. Er knetete die Finger, um den elastischen Verband zu lockern, und rollte die Schulter, um den Schmerz zu vertreiben, der sich dort festgesetzt hatte. Dort, wo die Stricknadel durch die Haut gedrungen war, fühlte es sich an, als ob sein Fleisch den Knochen abschnüren würde.
    Der Nomade öffnete die Tür und stieg aus. Auf einer Willkommen -Fußmatte am oberen Treppenabsatz lag eingerollt eine Katze und beobachtete ihn. Rasch warf er einen prüfenden Blick die Sackgasse hinunter, ob da irgendwo ein Licht anging oder sich ein Vorhang bewegte. Als er nichts entdeckte, öffnete er den Kofferraum. Darin lag, genau wie Hewitt es versprochen hatte, seine lange Werkzeugtasche, ein Behältnis, in dem normalerweise Kricketspieler ihre Schläger und Beinschoner transportierten. Das Plastikschnürband war noch verknotet. Er war überrascht, dass Hewitt nicht zumindest einen kurzen Blick riskiert hatte. DasSchnürband war eigentlich nur dafür gedacht, dass die Zimmermädchen nicht in der Tasche herumschnüffelten. Ertasten ließ sich der Inhalt von außen nicht. Die Schrotflinte war mit Decken gepolstert.
    Der Nomade ließ sich einen Moment Zeit und konzentrierte sich. Der Shore Road folgen, hatte Hewitt gesagt, und dann immer weiter, bis man die Masten sah.

    Die Beleuchtung rund um den Jachthafen warf ein orangegelbes Licht auf die vertäuten Boote. Manche waren nur kleine Segelboote, aber es gab auch größere und PS-starke Motorjachten. Hier stank es förmlich nach Geld. Nur zu verständlich, dass dieser Loyalist gerade hier seine Pferdchen laufen ließ. Der

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