Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
heraus und reichte sie mit dem Griff voraus dem Nomaden.
Der Nomade nahm die Waffe und steckte sie in seine Jackentasche. Seinen Gürtel hatten sie ihm abgenommen, deshalb schlotterte die Jeans um seine Hüften.
»Dann verdrücke ich mich mal«, sagte er.
»Warten Sie.« Der Cop hielt ihn am Ärmel fest. Der Nomade drehte sich um und musterte den anderen im Dämmerlicht.
»Es muss echt aussehen«, sagte Hewitt mit zitternder Stimme.
»In Ordnung«, sagte der Nomade. Er schlug Hewitt mit dem Unterarm ins Gesicht.
Ohne das geringste Geräusch von sich zu geben, taumelte der Cop zurück, Blut spritzte aus seiner zertrümmerten Nase. Er rutschte an der Wand hinab, bis sein Jackett über den gestrichenen Betonfußboden strich. Breitbeinig blieb er sitzen.
Der Nomade klopfte Hewitts Taschen ab, bis er die Tränengasdose gefunden hatte. »Bezahlt er Sie auch gut?«, fragte er.
Hewitt starrte ihn aus trüben Augen an. Der Nomade verpasste ihm einen harten Schlag, und ein frischer Schwall Blut tropfte auf den Boden. Der Cop blinzelte ihn verwirrt an.
»Bezahlt Bull Sie gut dafür?«
Hewitt hustete und stöhnte auf. »Gut genug«, presste er mühsam hervor.
»Nicht schreien«, sagte der Nomade. Er schüttelte die Dose.
»Bitte nicht«, flehte der Cop.
»Sie haben doch selbst gesagt, es muss echt aussehen«, antwortete der Nomade. »Wenn Sie schreien, geht es Ihnen noch mehr an den Kragen als mir.«
»Nein.«
Der Nomade hielt sich mit dem Jackenrevers den Mund zu und zielte. Er verpasste Hewitt eine satte Ladung. Der Cop riss den Mund auf, atmete hektisch ein. Er atmete wieder aus und krümmte sich sofort zuckend, weil das Tränengas ihm in den Hals und die Lunge geraten war. Hustend fiel er zur Seite.
»War nett, mit Ihnen zu arbeiten«, sagte der Nomade. Er ließ die Dose fallen und stand auf. Er trat zur Tür und lauschte. Außer Hewitts Keuchen und Spucken war nichts zu hören. Auch seine eigene Kehle brannte, und das gesunde Auge tränte. Er riss von dem anderen den Verband ab und kniff es zusammen, als die kühle Luft es traf.
Dann öffnete er die Tür und spähte den Flur auf und ab. Er sah nur zeitweise klar und gewöhnte sich nur langsam an das Licht. Er schüttelte heftig den Kopf und kniff die Augen zusammen, um die Schlieren loszuwerden. Um die Ecke befand sich die Zelle des Jungen. Von dort kamen Stimmen. Sie hatten ihn abgeschnitten und versuchten gerade, ihn wiederzubeleben. Der Nomade hoffte, dass Hewitt saubere Arbeit geleistet hatte. Er zog die Glock, verließ die Zelle und schloss hinter sich die Tür. Dann schob er den Riegel vor und sperrte den wimmernden Hewitt hinter der Stahltür ein.
Der Nomade bewegte sich behände und leise. Nach links ging es zum momentan verwaisten Schalter, weil alle Mann versuchten, den Jungen zu retten. Dann noch einmal links in einen Flur, der ihn zum Eingang bringen würde. Als er um die Ecke kam, blieb er wie angewurzelt stehen.
Neben der verschlossenen Tür stand Gordon. Sie starrten einander an, nur drei Meter lagen zwischen ihnen.
Gordon flüsterte tonlos ein paar Worte.
»Was?«
Zielen Sie auf mich , sagten Gordons Lippen.
Der Nomade gehorchte, und Gordon hob die Hände. DerCop trat beiseite, so dass der Nomade die Tastatur für das elektronische Schloss sehen konnte. Durch ein kleines Fenster erkannte man den dahinterliegenden Eingang. In einer Ecke hing eine Kamera an der Decke.
Der Nomade verstand. »Geben Sie Ihre Kombination ein und machen Sie auf«, befahl er und näherte sich dem anderen.
Gordon gehorchte ohne Gegenwehr. Das Schloss sirrte und klackte.
»Am Tor ist niemand«, flüsterte Gordon so leise, dass der Nomade es kaum verstand. »Sie haben freie Bahn, aber beeilen Sie sich.«
Der Nomade nickte und hielt die Waffe weiter auf Gordon gerichtet.
»Hewitt hat gesagt, man würde sich um mich kümmern«, flüsterte Gordon. »Er hat gesagt, es würde für mich gesorgt.«
»Richtig«, sagte der Nomade.
Er hielt Gordon die Pistole an die Stirn, wartete noch so lange, bis er in den Augen des Cops die Erkenntnis aufblitzen sah, und drückte ab.
Dann stieg er über Gordons zuckende Beine hinweg und marschierte auf die Außentür zu. Das dahinterliegende Tor war offen und unbewacht. Als er losrannte, kühlte die Nachtluft sein Gesicht.
Er lief weiter, bis er den Volkswagen erreicht hatte.
70
Kaum hatte er den zersplitterten Türrahmen entdeckt, hatte Lennon Gordons Durchwahlnummer angerufen, aber niemand war drangegangen. Seitdem hatte
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