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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Nomade ging einmal um das Gebäude herum und überprüfte, ob von irgendwo Gefahr drohte. Zu rechnen war damit nicht, der Loyalist hatte für die Adresse und die Schlüssel, die der Nomade im Handschuhfach des Volkswagens gefunden hatte, eine ordentliche Stange Geld kassiert. Trotzdem, besser vorsichtig sein.
    Er hielt die Browning dicht an seinen Körper gedrückt und verbarg den Schaft unter seiner Jacke. Dann lief er auf die andere Seite des Hauses, wo die Wagen der wenigen ständigen Bewohner vom Licht der Straßenlaternen bewacht wurden. Insgesamt waren es vier, dazu der Volkswagen, in dem er hergekommen war. Die meisten Wohnungen waren Wochenenddomizile oder Ferienapartments. Der Loyalist hatte gesagt, seine Wohnung sei auf der obersten Etage die einzige bewohnte. Eine überdachte Glastür führte in das Gebäude. Der Nomade probierte den ersten der drei Schlüssel aus, die man ihm gegeben hatte. Er passte nicht. Er versuchte es mit dem nächsten und war drin. Ein schmuckloser, sauberer Eingangsbereich mit einem Lift. Der Nomade entschied sich für die Treppe und nahm zwei Stufen auf einmal.
    Bis nach ganz oben waren es sechs Stockwerke. Dort spähte der Nomade durch die Glasscheibe der Flurtür. Nur schwach beleuchtet, und nichts rührte sich. Er zog die Tür so leise wie möglich auf, aber sie quietschte trotzdem. Das Geräusch hallte durch den Flur, und er erstarrte. Sonst war nichts zu hören, auch hinter der einzigen der vier Türen, unter der ein Lichtspalt hindurchdrang, regte sich nichts. Der Nomade huschte hinein und behielt dabei eine Hand an der Tür, damit sie sich sanfter wieder schloss. Leiste durchquerte er den Flur, seine Schuhe flüsterten auf dem dicken Teppichboden.
    Es war die zweite Wohnung links. Er erkannte die Zahl 4 und den Buchstaben B. Beim Näherkommen behielt er den schmalen Lichtspalt im Auge. Von drinnen hörte man nicht das geringste Geräusch, nicht einmal ein Fernseher lief. Der Nomade drückte ein Ohr an die Tür. Kein Laut. Er legte sein Auge an den Spion. Düster. Er trat zurück und untersuchte die Tür. Stabiles Hartholz, allem Anschein nach Eiche, anders als bei den anderen Wohnungstüren. Höchstwahrscheinlich extra eingebaut.
    Der Nomade schob den ersten Schlüssel in den Schließzylinder und drehte ihn. Beim Klicken der Zuhaltungsfeder zuckte er zusammen. Die Tür löste sich vom Rahmen. Er zog den Schlüssel heraus und fand den für das Zylinderschloss in Augenhöhe. Er glitt butterweich hinein, und die Tür ging auf. Doch nach nicht einmal fünf Zentimetern stoppte etwas sie. Von drinnen hörte er Geraschel, das Quengeln eines Kindes und eine andere Stimme, die es leise zum Schweigen brachte. Er drückte noch einmal, diesmal mit mehr Krafteinsatz, und hörte das metallische Klirren einer Kette, die straff gezogen wurde.
    Von drinnen kam ängstliches Geflüster, das Kind weinte kurz, dann hörte er das Tappen von Füßen in Socken auf dem Teppich. Der Nomade warf sich mit der gesunden Schulter noch fester gegen die Tür, aber genauso gut hätte er sich auch gegen die Wandwerfen können. Es war eine starke Sicherheitskette, die Arbeit eines richtigen Schlossers und nicht der Mist, den sie einem in irgendwelchen Baumärkten andrehten. Drinnen wurden Türen zugeworfen, dann wieder das Tappen von Füßen. Er legte sein gesundes Auge an den schmalen Spalt. Da bewegte sich ein Schatten.
    »Ich habe eine Waffe«, rief eine Frauenstimme.
    »Ich auch«, rief der Nomade zurück. »Und meine ist größer.«
    »Ich habe schon die Polizei verständigt.«
    »Das ging aber schnell.«
    »Ich bin gerade dabei.«
    »Können Sie gleichzeitig die Waffe handhaben und telefonieren?«
    Der Nomade hob die Browning und machte einen Schritt zurück. Er lud eine Patrone in die Kammer, stützte sich ab und schoss an der Stelle, wo er die Kette vermutete, ein Loch in die Tür. Er lud nach und schoss noch einmal auf dieselbe Stelle. Als der Rauch sich verzogen hatte, stellte er fest, dass er weniger Schaden angerichtet hatte als vermutet. Er trat näher und untersuchte das Loch. Es war zwar ein ordentlicher Batzen Holz weggerissen, aber die kleine Öffnung, die die Schrotflinte aufgesprengt hatte, war umgeben von verbogenem Stahl. Der Nomade sah hindurch.
    Von einer Tür aus war mit zitternder Hand eine Pistole auf ihn gerichtet, dasselbe Glock-Modell, das Hewitt ihm gegeben hatte. Mit Mühe konnte er die Umrisse der Frau erkennen, die im Türrahmen kauerte, dann hörte er sie stöhnen und

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