Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
nichts passiert. Sie haben das alles auf dem Gewissen, Sie verrückter Bastard.«
»Ich weiß«, sagte Fegan Auf der kalten Erde verließen ihn allmählich die Kräfte. Er schloss die Augen. »Ich weiß.«
Die Mündung verschwand von seiner Wange, und das Gewicht des anderen hob sich von seinem Brustkorb. Er öffnete die Augen. Der Cop stand über ihm und zielte nach wie vor mit der Glock auf seine Stirn.
»Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte Lennon.
»Ich habe mit dem Mann gesprochen, der sie entführt hat«, antwortete Fegan. »Auf Maries Telefon. Er hat gesagt, dass er in Carrickfergus ist. Ich bin herumgefahren, bis ich einen Polizeiwagen gesehen habe. Da wusste ich, dort ist es. Danach bin ich Ihnen gefolgt.«
Lennon trat einen Schritt zurück und wedelte mit der Pistole in Richtung der leeren Straße. »Na los, verschwinden Sie schon, sonst verhafte ich Sie.«
Fegan setzte sich auf. »Ich kann nicht. Nicht, solange die beiden nicht in Sicherheit sind.«
»In Ihrer Nähe sind sie nicht sicher«, erwiderte Lennon. »Begreifen Sie das denn nicht? Herrgott, ich habe keine Zeit für diesen Blödsinn.«
Der Cop stieg über Fegan hinweg und marschierte zu seinem Audi.
»Wo sind sie?« Fegan stand auf. »Was haben Sie da drinnen herausgefunden?«
»Nichts, was Sie etwas anginge«, rief Lennon und machte die Tür des Audis auf. »Verschwinden Sie einfach und lassen Sie sich nicht mehr blicken.«
»Sagen Sie es mir«, verlangte Fegan und unterdrückte die Wut, die in ihm anschwoll.
Lennon hob wieder die Pistole. Seine Hand zitterte. »Verschwinden Sie hier, sonst erschieße ich Sie, das schwöre ich.«
Fegan marschierte zur Tür des Pubs.
»Machen Sie das nicht«, rief Lennon ihm nach.
Fegan drehte sich um und blickte ihn an. »Dann sagen Sie es mir.«
»Er weiß nicht, wo sie hin sind.« Lennons Schultern sackten resigniert herunter. »Aber er hat mir gesagt, wer es wissen könnte. Der, an die er sie verraten hat.«
»Wer ist es?«
»Ein alter Freund«, sagte Lennon. »Ein Cop.«
Fegan kehrte wieder zurück. »Bringen Sie mich zu ihm.«
»Nein«, rief Lennon. »Um Himmels willen, nein! Sind Sie denn wahnsinnig? Aber was rede ich da, natürlich sind Sie wahnsinnig.«
Der Cop steckte die Waffe ins Halfter und stieg in den Wagen. Fegan rannte hinterher und packte die Tür, bevor Lennon sie zuziehen konnte.
Lennon funkelte ihn an. »Loslassen.«
»Wird er Ihnen verraten, wo sie sind?«, fragte Fegan.
»Weiß ich nicht«, gab Lennon zurück. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Lassen Sie die Tür los.«
Fegan beugte sich in den Wagen hinein und roch den Schweiß und die Angst des Cops. »Bringen Sie mich zu ihm.«
»Warum?«
»Weil er es mir auf jeden Fall sagen wird.«
»Wenn er es mir nicht sagt, warum zum Teufel sollte er es Ihnen sagen?«
»Weil ich härter nachfrage«, erklärte Fegan.
79
Der Nomade steuerte den Volkswagen bis an das Tor des Sanatoriums, das Bull O’Kane übernommen hatte. Aus dem Dunkel tauchte ein Mann auf und leuchtete mit einer Taschenlampe in den Wagen. Er richtete den Strahl auf die Frau und das Kind.
Der Mann klopfte an die Scheibe. Der Nomade ließ sie herunter.
»Wer zum Teufel sind die da?«, fragte der Mann.
Der Nomade konnte nur eine dunkle Jacke und ein T-Shirt erkennen. Die Jackentasche war ausgebeult. »Alte Freunde von deinem Boss«, sagte er. »Und jetzt mach auf.«
Der Mann kratzte sich ein paar Sekunden sein stoppeliges Kinn, dann gab er jemandem mit der Taschenlampe ein Zeichen. Das Tor öffnete sich, ohne dass ein Wächter sich blicken ließ, und der Nomade fuhr hindurch.
Schwarz stand das alte Haus vor dem dunklen Blau des beginnenden Morgens. Je näher der Wagen kam, umso mehr wuchs es empor. Die Scheinwerfer fielen auf Sprossenfenster, unter den Reifen knirschte Kies. Vor lauter Müdigkeit dröhnte dem Nomaden der Kopf. Er hoffte inständig, dass Bull ihm eine oder zwei Stunden Schlaf gönnen würde, sobald er die Frau und das Kind los war.
Vor der Haustür hielt er an, die Handbremse quietschte. DieTür stand offen, und im Lichtschein aus dem Inneren erkannte er die ausladenden Umrisse von Orla O’Kane. Der Nomade stieg aus.
»Was wollen Sie hier?«, fragte sie.
»Nur einen Besuch abstatten«, erwiderte er.
Sie trat hinaus auf die Kieseinfahrt. »Ist das etwa …?«
»Ja.«
Orla kam auf den Nomaden zu. »Warum zum Teufel haben Sie die zwei hergebracht?«
»Ihr Alter wollte doch, dass Fegan herausgelockt wird, oder? Ich schätze,
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