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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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bandagierte linke Hand unter die rechte. Die Tür krachte auf, schlug gegen die Wand und erzitterte. Drinnen keine Bewegung. Mit dem Fuß stoppte der Nomade die zurückschwingende Tür. Die geschlossenen Fensterläden ließen das Licht nur in hauchdünnen Scheiben ein. Im Dunkel sah er überall auf Tische gestapelte Stühle. Zusammen mit dem Staub wirbelte ein alter Geruch nach gebratenem Fleisch und verkochtem Gemüse durch die Luft. Er hockte sich hin und spähte in den Wald von Tischbeinen hinein. Dort verbarg sich niemand. Die doppelte Schwingtür in der anderen Ecke führte vermutlich zurück in die Küche. Aber der Nomade spürte instinktiv, dass die Stille dieses Raumes seit Wochen nicht mehr gestört worden war. Er richtete sich auf und ging hinaus.
    Die Tür am Ende des Flurs stand offen. Dort befand sich die Küche, deren einstiger stählerner Glanz von allem möglichen Schmier überzogen war. Er näherte sich ihr, bereit, bei der kleinsten Bewegung zu feuern. Weit war er noch nicht gekommen, als ein neuer Geruch ihn innehalten ließ. Ein chemischer Gestankbrannte in seinen Nasenlöchern. Er machte noch drei Schritte, und der ekelhafte Geruch wurde stärker. Aus der Küche kam er jedoch nicht. Die Tür zu seiner Linken stand einen Spalt offen. Mit der Mündung der Glock schob er sie auf. Dahinter lag eine schmale Treppe, von unten stank es intensiv nach Heizöl, Benzin oder etwas Ähnlichem.
    In der Küche entdeckte er als Erstes auf einer Arbeitsfläche eine Schachtel Streichhölzer. Er grinste und griff danach.

93
    Lennon steckte die Waffe ins Halfter und tastete sich im Halbdunkel zwischen Abfällen hindurch vor. Durch ein kleines, ebenerdiges Fenster mit verdreckten Scheiben schien zwar ein fahles Licht, aber um die Hindernisse auf dem Boden zu erkennen, reichte es nicht. Er war schon über einen Stapel Kanister gestolpert und hatte dabei etwas verschüttet, das wie Benzin oder Terpentin roch. Es hatte seine Hosenbeine durchnässt, inzwischen brannte schon die Haut auf dem Schienbein und der Wade.
    In alle Richtungen führten Gewölbe weiter in den Keller hinein. Lennon konnte nur darauf hoffen, dass es mehr als einen Ausgang gab. Dort hinten, weiter vorne, sah er ein verschwommenes Licht. Er hielt darauf zu und duckte sich in ein Gewölbe hinein. An allen Wänden stapelten sich alte Möbel, Kartons, Zeitungen und Stoffe. Der Modergeruch vermischte sich mit dem von diesem Zeug, das er am Fuß der Treppe verschüttet hatte. Als er sich durch das Schummerlicht weitertastete, wickelte sich etwas um sein Fußgelenk. Er trat es weg und verlor dabei das Gleichgewicht. Einen Stapel Stühle, an dem er sich festhalten wollte, riss er mit. Lennon stürzte zu Boden, die Stühle kamen ihm scheppernd nach.
    Er blieb still liegen und lauschte. Kleine Tiere, die sein Eindringen gestört hatte, rannten zwischen den Kartons umher. Winzige, klauenbewehrte Füße huschten ihm über die Hände, einSchwanz streifte seine Finger, aber er schlug die Kreatur nicht weg. Langsam und mit angehaltenem Atem rollte er sich auf den Rücken. Er erstarrte. Umrahmt vom schwachen Gegenlicht aus den Fenstern, näherte sich eine Gestalt. Lennon fragte sich, ob der andere ihn zwischen den umgestürzten Stühlen sehen konnte. Mit Sicherheit war der Lärm ihm nicht entgangen.
    Der Benzingeruch wurde stärker, als die Gestalt sich in das Gewölbe duckte und sich der Stelle näherte, wo Lennon lag.
    »Ich weiß, dass du da drin bist«, sagte die Gestalt.
    Lennon erkannte die Stimme. Sein Herz überschlug sich fast.
    »Du hättest mich erschießen sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest«, sagte die Gestalt. »Deine Frau und dein Mädchen habe ich oben. Wenn ich mit dir fertig bin, knöpfe ich mir die beiden vor. Die Mutter sieht gar nicht übel aus, selbst in ihrem schwerverletzten Zustand. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt noch atmet.«
    Die Silhouette schob sich in Lennons Blickfeld. »Wäre zu schade, wenn nicht. Dann muss ich mich eben mit dem kleinen Mädchen begnügen. Aber mit der mache ich kurzen Prozess. Warum soll man es bei so einem jungen Ding in die Länge ziehen? Die Kleine kann ja nichts dafür, dass sie so einen nutzlosen Scheißkerl zum Vater hat. Nein, bei der mache ich es auf die sanfte Tour. Bei dir aber nicht.«
    Ein Arm glitt vor. Rund um Lennon spritzte eine Flüssigkeit auf die Erde. Der beißende Benzingeruch drang ihm in Nase und Mund und schnürte ihm die Kehle zu. Er schob sich zurück,

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