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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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unterdrückte den Impuls, sich umzublicken.
    Er wählte den Pfad, der im Schatten der westlichen Mauer verlief, und zögerte, als Bäume seinen Weg verdunkelten. Die Blätter waren gelbrot gesprenkelt, aber noch hatte der Herbst die Bäume nicht kahl werden lassen. Sein Verfolger war immer noch irgendwo hinter ihm. Fegan spürte ihn, aber seine Schritte verloren sich inzwischen im morgendlichen Getriebe. Fegan schalt sich selbst und marschierte weiter. Wenn er sich beeilte, konnte er nochrechtzeitig am Umpire Rock sein, um über den grandiosen Gebäuden der Park Avenue die Sonne aufgehen zu sehen. Er würde sich an die breiteren Wege halten.
    Von hinten kamen rasche Schritte. Fegan versteifte sich. Als sie sich näherten, hörte er sie nach rechts ausscheren. Er wandte den Kopf und sah einen frühmorgendlichen Jogger, der in einem weiten Bogen um ihn herumlief. Fegan gestattete sich einen verstohlenen Blick über die Schulter. Die Dämmerung gab lediglich die vage Silhouette eines großen Mannes preis. Er ging weiter, die Hand in seinen Taschen zu Fäusten geballt. Er konnte nicht hier …
    O Gott, sie verbrennt das Kind verbrennt das Kind verbrennt das Kind o nein bitte es soll aufhören sie verbrennt …
    Fegan torkelte, konnte sich kaum auf den Beinen halten, sein Magen schleuderte Galle nach oben. Er hustete, verschluckte sich und schlang beide Arme um sich, während der Schock der Vision in seiner Brust und seinen Eingeweiden hämmerte. Ein anderer Jogger, der ihm entgegenkam, wurde langsamer, überlegte, ob er …
    O lieber Gott lass nicht zu dass er sie verbrennt bitte mach dass es aufhört der Rauch erstickt sie sie brennt …
    Fegans Beine versagten den Dienst, er kippte nach vorn. Mit der linken Schulter voraus schlug er auf, das Pflaster zerschrammte seine Wange. Er übergab sich, beißender Gestank brannte in seiner Kehle und den Nasenlöchern. Der Jogger hielt einen Moment an und trabte von einem Fuß auf den anderen, dann sprintete er auf ihn zu.
    »Sir?«, fragte er und hockte sich neben ihn. »Sir, brauchen Sie Hilfe?«
    »Sie verbrennt«, keuchte Fegan.
    Der Jogger rief jemandem außerhalb von Fegans Blickfeld etwas zu. »Entschuldigen Sie! Sir! Der Mann hier braucht Hilfe. Haben Sie ein Mobiltelefon?«
    Sein Verfolger tauchte auf, die breiten Schultern zuckten, während er sich verwirrt umblickte.
    »Haben Sie ein Mobiltelefon?«, fragte der Jogger. »Ich kann meins beim Laufen nicht mitnehmen.«
    »Ähm«, sagte der Verfolger. Er schaute zurück zum Eingang des Parks.
    »Sir«, wiederholte der Jogger. »Dieser Mann braucht Hilfe. Haben Sie ein Telefon, mit dem wir einen Krankenwagen rufen können?«
    Der Verfolger klopfte seine Taschen ab und sah in alle möglichen Richtungen, nur nicht nach unten. »Ich, ähm, ich weiß nicht, ob ich, ähm …«
    »Haben Sie nun ein Telefon oder nicht?«
    »Ich glaube, nein«, sagte der Verfolger.
    »Können Sie dann einen Moment bei ihm bleiben, während ich Hilfe hole?«
    Der Verfolger nickte seufzend.
    »Wir müssen ihn in stabile Seitenlage bringen«, sagte der Jogger. »Helfen Sie mal.«
    Der Verfolger bückte sich und packte Fegans Beine, während der Jogger ihm eine Hand in den Nacken legte. Fegan spürte, wie sein Körper zur Seite gerollt wurde, der Kopf gehalten von …
    Sie brennt das Feuer frisst sie auf das Kind o nein nicht sie …
    Fegans rechter Fuß trat zu und traf das Knie seines Verfolgers. Der Mann schrie auf, und Fegan spürte, wie etwas nachgab. Im nächsten Moment war er auf den Beinen und rammte dem Jogger eine Schulter gegen die Brust. Während der Jogger noch stürzte, rannte Fegan schon los, jeder Atemzug brannte in seiner Kehle, seine Augen schrien. Er rannte weiter, bis seine Beine und Lungen ihn nicht mehr tragen konnten.

10
    Die Türen glitten auf, und Lennon betrat den Aufzug. Im Innern stand Susan, die Geschiedene von oben, ihre Tochter Lucy dicht an sie gedrängt.
    Susans Gesicht erstrahlte. »Ja, hallo, wie geht es dir?«, fragte sie, streckte die Hand aus und strich ihm über den Oberarm.
    »Nicht übel«, erwiderte Lennon ebenfalls lächelnd.
    Vom ersten Moment an, seit sie vor einem Jahr eingezogen war, hatte Susan mit ihm geflirtet. Sie war attraktiv, das musste man zugeben, trotzdem war er nie darauf eingegangen. Er brauchte ein halbes Jahr, um dahinterzukommen, warum. Sie war eine gute Frau, die alleine ein Kind großzog. Ein Kind, das etwa im selben Alter war wie die Tochter, die er verlassen hatte. Sie brauchte keinen

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