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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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ein gleichgültiges Publikum ab, im Wesentlichen Studenten, die schon einmal das Wochenende vorverlegten. Lennon verschaffte sich einen Überblick über die Frauen und spürte jeden Tag seiner 37 Jahre. Er war zwar noch nicht ganz so alt, um von allen hier der Vater zu sein, aber vielleicht ja ein perverser Onkel. Er bestellte sich ein Glas Stella und überlegte dabei schon, wo er sonst hingehen konnte. Der kleine Anflug von Schuldbewusstsein, der ihn beschlichen hatte, als er mit einer seiner Kreditkarten vierzig Pfund abgehoben hatte, wurde größer, als er jetzt einen Zwanziger über die Theke schob. Gestern war sein Bankkonto blank gewesen. Jeder mit ein bisschen gesundem Menschenverstand hätte erst einmal auf das Gehalt gewartet, anstatt auf Pump Geld auszugeben, aber gesunder Menschenverstand und Geld bewohnten bei ihm schon von jeher verschiedene Gehirnhälften.
    Zwei Mädchen lehnten neben Lennon an der Bar. Für Studentinnen waren sie nicht mehr jung genug und zu gut gekleidet. Sie trugen beide die Sorte Klamotten und Schmuck, die reiche Freunde oder Väter ihnen niemals gekauft hätten. Die zwei verdienten ihr eigenes Geld, vermutlich in einem der Callcenter, die in der ganzen Stadt aus dem Boden geschossen waren.
    »Zwei Smirnoff mit Eis«, rief eines der Mädchen über die Theke.
    Lennon hielt den Zehn-Pfundschein hin, den er gerade als Wechselgeld zurückbekommen hatte. Jeder Gedanke an Sparsamkeit, den er eben noch gehabt haben mochte, war verflogen. »Darf ich?«, fragte er.
    Die Nächststehende der beiden musterte ihn von oben bis unten. »Wenn ich wollte, dass mein Dad mir was zu trinken kauft, hätte ich ihn gleich mitgebracht«, sagte sie. »Trotzdem danke.«
    Lennon zwang sich, sein Glas auszutrinken, bevor er ging. Er rief Roscoe Patterson an, um zu hören, ob der heute Abend etwas anzubieten hatte.

    Lennon brauchte weniger als eine halbe Stunde bis zu dem Apartmentgebäude mit Blick auf den Yachthafen von Carrickfergus. Ohne ein Wort öffnete Roscoe die Tür zu der Penthauswohnung, und Lennon folgte ihm durch die Diele ins Wohnzimmer. Der kahlgeschorene, ungeschlachte Mann setzte sich hin und konzentrierte sich wieder auf sein Computerspiel. Seine klobigen Finger fuhren mit seltsamer Anmut über die Konsole. Auf dem riesigen Plasmabildschirm starben in einem Kugelhagel uniformierte Soldaten, in dem Schränkchen darunter sirrte die Playstation 3.
    »Setz dich«, sagte Roscoe. »Sie hat gerade einen Freier da, aber der braucht nicht lange.« Ein abwesendes Grinsen zerknitterte sein Gesicht. »Brauchen diese Typen nie.«
    Lennon setzte sich Roscoe gegenüber auf die Ledercouch. Der Boden wummerte, weil die meisten Explosionen des Spiels aus dem Woofer der Surround-Sound-Anlage kamen.
    »Beklagen sich die Nachbarn gar nicht über den Radau?«, fragte Lennon.
    Roscoe zwinkerte ihm zu. »Bisher nur einmal«, sagte er. »Hier wohnt unter der Woche sowieso nur noch ein Ehepaar. Die anderen sind Feriendomizile oder Zweitwohnungen fürs Wochenende.«
    Lennon rutschte hin und her und versuchte, während seine Jeans über das Leder glitt, eine bequeme Sitzposition zu finden.
    »Hab gehört, du hast Dandy Andy hochgenommen«, sagte Roscoe und pustete dabei jemandem den Schädel weg.
    »Stimmt«, gab Lennon zurück.
    »Gut gemacht«, sagte Roscoe. »Der ist ein Schwein. Muss er in den Knast?«
    »Ein Weilchen. Nicht lange.«
    Roscoe zuckte die Achseln. »Immer noch besser als gar nicht«, sagte er.
    Lennon sah zu, wie die verblichenen Tätowierungen auf Roscoes Unterarm sich beim Bedienen der Konsole dehnten und zusammenschoben. »Weißt du eigentlich, was für Zoff Rankin mit Crozier hatte?«
    »Frag mich nicht so was«, antwortete Roscoe. »Ich mache nicht den Spitzel für dich.«
    »Ich habe gehört, Crozier hat sich mit den Litauern zusammengetan«, fuhr Lennon fort. »Hat die Lücke geschlossen, die entstanden war, als Michael McKenna sich das Hirn hat wegballern lassen. Er hat für die Schläger gesorgt und die Litauer für die Mädchen. Er hat ihnen erlaubt, in McKennas früherem Gebiet ihre eigenen Läden aufzumachen.«
    »Weiß ich nichts von«, sagte Roscoe. »Ach, Scheiße. Mensch, jetzt bin ich nur wegen dir erschossen worden.«
    »Du und deine Jungs fanden es also in Ordnung, dass Crozier mit den Litauern Geschäfte machte?«, fragte Lennon. »Du weißt ja sicher, dass sie den Republikanern Schutzgeld zahlen. Crozier stopft denen die Taschen mit Geld voll.«
    »Dreckige Geschäfte sind das«,

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