Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
Der Anruf würde bald kommen, dessen war er sich sicher. Nach diesem Anruf konnte er zum Flughafen fahren und ein Ticket nach Belfast kaufen. Er würde in die Stadt zurückkehren, von der er geglaubt hatte, sie nie mehr wiederzusehen, und zu Ende bringen, was er begonnen hatte.
31
»Was hatten Sie gestern im Haus von Jonathan Nesbitt zu suchen?«, fragte DCI Gordon. Er hatte die Hände auf dem Schreibtisch gefaltet.
Dan Hewitt stand schweigend in der Ecke.
Lennon sah die beiden nacheinander an. »Ich habe nur ein paar Fragen gestellt«, sagte er.
»Was für Fragen?«, wollte Gordon wissen.
Lennon suchte krampfhaft nach einer Antwort. Noch bevor ihm eine einfiel, fuhr Gordon fort: »Ich habe Sie gestern nach Hause geschickt, damit Sie sich ausruhen, und nicht, damit Sie anständige Leute wie Jonathan Nesbitt belästigen.«
»Es waren doch nur ein paar Fragen«, wehrte sich Lennon.
»Was betreffend?« Gordon wartete die Antwort nicht ab. »Wenn Sie bei Leuten an die Tür klopfen und ihnen Ihre Dienstmarke unter die Nase halten, dann sollten Ihre Fragen lieber mit irgendwelchen Ermittlungen zu tun haben, die ich gerade leite. Traf das zu?«
Lennon rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Nicht direkt.«
»Nicht direkt.« Gordon spitzte die Lippen: »Was so viel heißen soll wie: überhaupt nicht.«
Hewitt räusperte sich. »Hör mal, wir wissen, dass du Mr. Nesbitt zu Hause aufgesucht hast, und wir wissen auch, welche Fragendu gestellt hast. Mr. Nesbitt hat seinem Bekannten in der Special Branch gestern Nachmittag alles berichtet. Meine Kollegen waren nicht gerade begeistert. Ich musste in deinem Interesse eine Menge Süßholz raspeln, und das nicht zum ersten Mal.«
»Sie sollten Detective Chief Inspector Hewitt dankbar sein«, sagte Gordon. »Ich war schon so weit, Sie aus meinem Team zu werfen, doch er hat mich dazu überredet, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Aber Sie bewegen sich auf dünnem Eis, verstanden?«
Lennon nickte seufzend.
Gordon lehnte sich vor. »Verstanden?«
»Ja, Sir«, sagte Lennon.
Gordons Züge entspannten sich. »Sie sind ein hervorragender Polizeibeamter. Sie sollten längst Detective Chief Inspector sein und Ihr eigenes Dezernat leiten. Führen Sie sich anständig auf, dann steht Ihnen eine ansehnliche Karriere offen. Lassen Sie sich nur nicht durch persönliche Motive ablenken.«
Lennon konnte Gordons Blick nicht standhalten. »Ja, Sir«, sagte er noch einmal.
»Gut. Und nun los. Seien Sie so gut und machen Sie der Forensik wegen unserem Freund Quigley mal Dampf.«
Lennon stand auf und ging zur Tür. Auf dem Flur holte Hewitt ihn ein.
»Ich muss mit dir sprechen«, sagte Hewitt.
Lennon blieb stehen. »Worüber?«
»Hör zu, Jack, ich habe dir heute einen großen Gefallen getan.« Hewitt sprach mit leiser, gleichmäßiger Stimme. »Vielleicht wirst du nie erfahren, wie groß.«
»Na schön, ich schulde dir was«, sagte Lennon und wandte sich ab.
»Und ich tue dir gleich noch einen«, rief Hewitt ihm nach.
Lennon drehte sich um. »Ach ja? Und was für einen?«
Hewitt drückte sich an ihm vorbei und öffnete die Tür zum Kopierraum. Er schaute hinein, dann gab er Lennon Zeichen, ihm zu folgen.
Lennon betrat die Kammer. »Also, was für einen Gefallen?«
»Den, dass ich dir rate, die Finger von der Sache zu lassen.«
Lennon musste unweigerlich grinsen. »Seltsam, aber du bist seit gestern schon der zweite, der mir diesen Rat gibt.«
Hewitt blickte erstaunt. »Wer noch?«
Lennon stopfte die Hände in die Taschen. »Irgendwer halt.«
»Mein Gott, Jack, bitte versprich mir, dass du dich da heraushältst.« Hewitt kam einen Schritt näher. »Du weißt doch, dass die Special Branch keinen Spaß versteht. Die machen dich fertig, bevor du dich versiehst.«
»Die? Mit die meinst du doch wir , oder?«
»Bring mich nicht in eine solche Lage, Jack, Ich habe heute für dich meinen Hals riskiert, und es war nicht das erste Mal. Ich war dir immer ein guter Freund, ob du das nun glaubst oder nicht. Und ich bin dir auch jetzt ein guter Freund. Lass die Finger von der Sache.«
Lennon ballte die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten. »Herrgott, immerhin geht es hier um meine Tochter. Sie ist jetzt schon seit Monaten zusammen mit ihrer Mutter verschwunden. Ich weiß, dass Marie irgendwie in diese Fehde verwickelt war, diese McGinty-Sache, und seitdem hat sie keiner mehr gesehen. Wie kannst du da von mir verlangen, mich rauszuhalten?«
Hewitt ging auf und ab und
Weitere Kostenlose Bücher