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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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York. Dich, mich, Liam und die Mädchen. Alle zusammen.«
    »Genau, Ma.« Er küsste sie noch einmal und verließ sie.
    Als er sich dem Parkplatz näherte, ging die Eingangstür auf. Bronagh trat hindurch und blieb wie angewurzelt stehen, als sie ihn sah. Ein paar Sekunden verharrte sie so, regungslos wie ein kalter Morgen. Dann senkte sie den Kopf und marschierte an ihm vorbei.
    »Bronagh«, rief er ihr zu.
    Sie blieb mit dem Rücken zu ihm stehen, die Augen gesenkt. Sie ballte ein paarmal die Hände zu Fäusten. Die Jacke und der Rock, den sie trug, waren schick. Wahrscheinlich war sie geradewegs aus dem Hotel gekommen, das sie im Zentrum von Newry leitete.
    »Wie geht es ihr in letzter Zeit?«, fragte er. »Kümmern die sich hier gut um sie?«
    »Ich wusste nicht, dass du kommen würdest«, sagte sie.
    »Tut mir leid, ich habe vergessen, dir eine SMS zu schicken.«
    »Mach das nicht noch mal«, sagte sie. Sie ging weg, ohne ihn ein einziges Mal anzusehen.

29
    Der Nomade hatte das Warten satt. Jetzt waren es schon zweieinhalb Stunden, bald drei, und immer noch keine Spur von Toner. Der kleine Kümmerling von einem Anwalt hatte Frau und Kinder verlassen und war in eine schäbige Wohnung in der Springfield Road gezogen. Bull hatte gesagt, dass er sich zu Tode trank. Der Nomade werde ihm eigentlich nur einen Gefallen tun. Ihn von seinem Elend erlösen.
    Er rutschte unruhig auf dem Fahrersitz herum. Die Wunde in seinem Arm gab keine Ruhe, und sein Auge juckte und brannte. Vor zwanzig Minuten hatte er ein bisschen Salbe aufgetragen. Die sei für die Bindehautentzündung, hatte der Apotheker ihm erklärt. Irgendwie hatte das Zeug den Weg in seine Kehle gefunden und ihm fast den Magen umgedreht. Er öffnete einen Spaltbreit das Fenster, um die Nachtluft hereinzulassen, aber das half auch nicht viel. Auf dem verletzten Auge sah er alles nur verschwommen. Der Nomade wusste, dass er nicht in Bestform war. Bei einem Fliegenschiss wie Toner war das egal, bei jedem härteren Burschen aber würde er sich vorsehen müssen.
    Ein neuer Anflug von Brennen und Jucken ließ das Augenlid des Nomaden zucken, und ein warmer Tropfen lief ihm über die Wange. »Scheiße«, murmelte er.
    Er riss ein paar Papiertaschentücher aus dem Türfach und tupfte sich damit das Gesicht und das Auge ab. Das weiche Papierblieb an irgendetwas auf seinem Lid kleben und riss. Als er zwinkerte, flatterten Papierfetzen gegen seine Wange. »Scheiße«, wiederholte er. »Gottverdammter Mistkerl, verfluchter.«
    Der Nomade kniff die Augen zu und legte den Kopf zurück. Er zupfte kleine Papierfetzen ab und spürte dabei, wie sie an seinem klebrigen Augenlid zogen. Er suchte tastend im Türfach nach der Wasserflasche. Blind goss er sich etwas Wasser in die Handfläche und spritzte es sich über die Augen. Er wischte erst mit dem Handrücken darüber, dann mit dem Ärmel. Er zwinkerte, konnte zunächst etwas sehen und dann wieder nicht. Er tastete nach dem Schalter der Innenbeleuchtung und knipste sie an. Sein Spiegelbild verschwamm und wurde wieder klar. Lieber Himmel, das Auge sah ja wirklich übel aus. Das Lid war rot und angeschwollen, der Augapfel blutunterlaufen. Vielleicht musste er noch mehr von der Salbe draufschmieren. Er schaute suchend um sich, wo er sie fallen gelassen hatte.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah er Patsy Toner. Er stand auf dem Gehweg vor seinem Haus und starrte herüber.
    »Scheiße«, sagte der Nomade. Er tastete zwischen seinen Beinen hindurch unter den Sitz, wo er seine Desert Eagle verstaut hatte, fand aber nur Abfall und die feuchte Fußmatte.
    Toner stand einen Moment lang wie angewurzelt da, dann drehte er sich um und rannte zu seiner Haustür. Der Nomade spähte in die Dunkelheit vor ihm. Er schürfte sich an den metallenen Sitzhalterungen die Fingerknöchel auf. Während er mit der Hand in dem schmalen Zwischenraum herumfuchtelte, warf er einen raschen Blick auf Toner. Das panische Gewinsel des Anwalts wurde übertönt vom Kratzen seines Schlüssels am Türschloss.
    Der Nomade verdrehte den Oberkörper und schob seine Hand noch weiter nach hinten. Ein höllischer Schmerz durchfuhr seine verletzte Schulter, aber er wurde belohnt und bekam diePistole zu fassen. Er riss die Eagle hoch, sprang aus dem Wagen, lud durch und zielte.
    Toners Haustür schlug zu.
    »Scheiße«, fluchte der Nomade. Er rannte zur Tür, trat einmal, zweimal dagegen. Sie gab nicht nach. Toner wohnte in der obersten Etage. Der Nomade drückte

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